Heute meine Erstpartie MicroMacro Crime City in entspannter Zweierrunde gespielt. Da mein Mitspieler die ersten Fälle schon aus anderer Runde kannte, sind wir direkt mit einem 2-Sterne-Fall eingestiegen. War aber kein Problem, da ich das Spiel schon vorab online gespielt hatte und zudem der Spielablauf klar verständlich war. Direkt im Anschluss noch den ersten 3-Sterne-Fall gespielt, was für das Spiel an sich spricht.
Es gibt trotz aller Begeisterung, für mich leider vier "aber" in den Raum zu werfen:
Der Stadtplan von Crime City ist gross, die Details aber klein. Um diese ganzen Details richtig sehen zu können, sollte man schon an einer Tischseite stehen und den Plan gemeinsam absuchen. Je nach Ausleuchtung und Sehkraft steht man sich dabei gegenseitig im Weg oder wirft bei typischer Beleuchtung über den Tisch entsprechend wandernde Schatten auf den Plan, was es dann teils unmöglich für die Mitspieler macht, zeitgleich Details zu finden. Da hilft nur eine bessere Ausleuchtung oder das Spiel im strahlenden Sonnenlicht. Ich hatte da arge Probleme mit und würde deshalb das Solospiel unter vergleichbaren Bedingungen im Zweifel vorziehen, während ich es mir zu dritt oder gar viert gar nicht vorstellen kann und will. Den Hinweis der mehr als nur guten Beleuchtung im Regelheft sollte man wirklich ernst nehmen. Hätte ich so nicht gedacht.
In einer Gruppe wird das Spiel einfacher und auch kürzer. Eben weil vier Augen mehr sehen, sofern der Blick für alle auf den Stadtplan gegeben ist. Dabei reicht es vollkommen aus, wenn einer aus der Gruppe einen Hinweis findet und mit der Gruppe teilt. Somit fällt weg, dass man selbst diesen Hinweis hätte finden können. In der Gruppe teilt man sich den Fall sozusagen auf. Im Extremfall kann das dazu führen, dass Spielanteile arg ungleich verteilt sind, je nachdem wie viel Raum der Einzelne für sich beansprucht. Auch das steht in der Anleitung und fordert ein, dass man sich selbst im Sinne des Gruppenerlebnis zurücknehmen soll. Nur soll man dann so tun, als ob man nicht gesehen hat und die Anderen weitersuchen lassen? Schwierig.
Das Spiel kennt eigentlich nur schwarz oder weiss. Entweder finden man einen Hinweis oder eben nicht und muss weitersuchen. Dabei ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit und Geduld, bis man den Hinweis findet. Zumindestens bei den 2- und 3-Sterne-Fällen. Eventuell wird das bei den 4- oder 5-Sterne-Fällen noch komplexer, nur hat sich bis dahin ein gewisser Spieleindruck verfestigt, selbst wenn das Spielgeschehen später anders und herausfordender werden sollte. Zumal Mitspieler mit mehr Crime City Erfahrung auch einfacher und schneller Zusammenhänge finden, weil klarer ist, auf was man achten sollte. Es bleibt eben eine Weiterentwicklung eines Wimmelbildes und damit im Kern ein Wimmelbild. Es geht darum, gesuchte Details anhand Hinweise zu finden.
Die Fälle sind kurz. Das ist kein Ersatz für ein EXIT-Spiel oder eine Partie diverser Detective-Spiele. Das ist eher ein kleiner Happen für Zwischendurch. So haben wir zwischen 10 und 20 Minuten pro Fall benötigt, was sich kurz anfühlte. Die ersten Fälle könnten je nach Begabung für solche Spiele noch schneller gelöst sein. Also nicht mit falschen Erwartungen an das Spiel gehen. Durch die Summe der Fälle ist durchaus ein Gegenwert vorhanden, nur ist ein einzelner Fall eben viel zu schnell schon wieder zu Ende. Spricht allerdings auch für beste Unterhaltung, wenn man sich nicht langweilt.
In Summe bedeutet das eigentlich, dass MicroMacro Crime City im Solomodus am besten funktioniert? In Teilen ja, wenn man das volle Spielerlebnis für sich alleine haben möchte. Nur ist es dann nicht das volle Spielerlebnis, weil der Austausch und das gemensame Auswerten von gefundenen Details in der Gruppe damit wegfallen würde. Und genau das macht für mich einen grossen Teil des Spielspasses aus. Somit von der Idee wirklich gut, in der Spielbarkeit kann es aber problematisch werden, wenn man die zwei Anmerkungen in der Anleitung nicht ernst nimmt: Sorgt für beste Beleuchtung, die keine Schatten wirft. Und nehmt Euch zurück, wenn Ihr das Spiel als Gruppe spielt, damit jeder seinen Anteil erbringen kann.