Beiträge von VoSch im Thema „Gut / schlecht gealtert“

    Ich würde generell behaupten es gibt Mechanismen die nicht mehr zeitgemäß sind, weil sie mittlerweile durch bessere Lösungen ersetzt wurden:

    - Roll-/Spin & Move (du wirst gespielt und spielst nicht)

    - Würfeln bei Kämpfen (du wirst gespielt und spielst nicht)

    - Freies Verhandeln (zieht Spiel nur unnötig in die Länge)

    - Klassisches Bieten (zieht Spiele nur unnötig in die Länge)

    Würfeln beim Kämpfen hat für mich nichts mit gespielt werden zu tun, zumindest nicht per se. Der Spieler kann immer noch die Risiken des anstehenden Kampfes und das Kosten/Nutzenverhältnis abwägen, es kann Würfelmodifikationen geben etc.. Zudem ist ein nicht komplett ausrechenbares Spiel für mich reizvoll. Wie gehe ich mit Pech um ? Sitze ich nur noch motzend und hadernd am Tisch oder versuche ich das Beste daraus zu machen ? In einem Würfelkampfspiel wird in einer Partie viel gewürfelt, da gleicht sich in aller Regel das Würfelpech über die gesamte Partie aus und es gewinnt immer noch der Spieler, der dieses Spiel besser beherrscht (Dies gilt nicht für Spiele der Kategorie Risiko ).

    Ich glaube, dass es insbesondere bei Vielspielern eine grosse Gruppe gibt, für die Spielen stark in Denksportaufgabe geht. Da möchte man keine unnütze Zeit mit Gedöns verschwenden. Für diese Gruppe wird in der Tat manch ein Spiel veraltet sein. Freies Handeln, klassisches Bieten animiert zum Tabletalk, da kommt Stimmung auf. Man ärgert sich über sinnlose Aktionen seiner Mitspieler, begräbt spontan seine Pläne und schmiedet vielleicht Rachepläne.

    Eine hohe Downtime ist natürlich erst einmal kritisch zu sehen. Der US-Spieler bei Pax Britannica hatte in unserer Spielrunde nicht wirklich Spass und das Spiel wurde danach verkauft. Auf der anderen Seite kann es auch interessant sein bei einem Multiplayer zu beobachten wie sich die Mitspieler das Leben gegenseitig schwer machen und seinen Vorteil ziehen.

    Viele Spiele für Vielspieler haben heute den Schwerpunkt Optimierung seines Spielzuges, Aufbau von Siegpunktenmaschinerien, möglichst viele ineinandergreifende Spielmechanismen u.a. . Dies als allgemein gültigen, erstrebenswerten Goldstandard für Spiele anzusehen führt sicherlich dazu viele ältere Spiele als veraltet abzustempeln. Nicht umsonst wird hier häufig darüber diskutiert welches Spiel wurde durch ein Neueres abgelöst. Ich spiele zwar auch gerne diese Art von Spiele, viele unserer alten Spiele aus den 80er und 90er spiele ich aber nichtsdestotrotz immer noch gerne.

    Ich sortiere auch regelmässig ältere Spiele aus. Das letzte war Jean d^Arc von Tilsit. Nach bestimmt 10 Jahren Pause kam es wieder auf den Tisch. Das Kartensystem war nicht mehr so prickelnd wie wir es in Erinnerung hatten, der Spielverlauf auf Dauer langweilig. Unserer 4er Runde war die Identische wie noch vor ca. 15/20 Jahren. Das ewige Hin und Her der Gebietswegnahmen war uns zu eintönig. Daraus nun abzuleiten, dass kartengesteuerte Kampfsysteme grundsätzlich veraltert wären käme mir deswegen nicht in den Sinn. Ob dieses Spiel nun allgemein schlecht gealtert ist , weiss ich nun auch nicht. Ich kann nur für meine Spielrunde sprechen.

    Das Ausscheiden von Spielern a la Diplomacy ist heutzutage ein wenig verpönt.

    Lange mindestens halbtägige Spiele werden wahrscheinlich auch eher seltener gespielt als noch vor 20 Jahren.

    Kampfwürfelorgien sind auch nicht mehr cool.

    Für Auktionsspiele habe ich schon immer keine Mitspieler gehabt.

    Das ist aber nicht das Problem der jeweiligen Spiele sondern die Änderung des allgemeinen Spielgeschmackes unabhängig von dem was man nun selbst gerne spielt.