Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Ist schummeln in kooperativen Spielen erlaubt?“

    Vorsicht - will man das Spiel nicht nochmal spielen, oder ein spezifisches Szenario daraus? (Pandemie: Monat, GD: Mission).

    Das kann relativ bald auf das selbe hinauslaufen.


    Kleine Beispiele:

    Adventure Island: Erstes Abenteuer 5 Versuche, bis es endlich geklappt hat. Da weiß man schon sehr genau, was man machen muss, um Erfolg zu haben, und ist trotzdem sehr abhängig vom Zufall im Spiel. Das hat mich letztlich so genervt, dass ich zwar noch das zweite Abenteuer gespielt (und auch im ersten Versuch geschafft) habe, aber dann war die Luft raus. Keine Lust mehr an dem Spiel. Es wird mich verlassen.


    Paleo: Level I mit 3 Versuchen. Zweimal 1/5 Bildteilen, einmal 4/5 Bildteilen und nur knapp gescheitert. Das reicht mir. Obwohl mich das Spiel thematisch interessiert, ist es leider wenig thematisch und mechanisch reizt es mich überhaupt nicht. Andern gefällt's, aber mein Spiel ist es halt nicht; mich nervt's nur noch, also kommt es weg.

    Ein Kampagnenspiel spiele ich um des Erlebnisses willen, nicht wegen seiner Mechaniken, oder um mich mit ihm zu "messen". Und das (Erlebnis) sehe ich fast wie im richtigen Leben: Ich kann nicht einfach einen Lebensabschnitt wiederholen, weil ich es beim ersten Versuch nicht richtig/gut gemacht habe, das Leben geht weiter, mit den Konsequenzen, die sich aus Fehlern halt ergeben, aber es geht weiter, bis es eben real endet.


    Vergleichbares erwarte ich auch von einem Spiel. Ich will einfach nicht wieder und wieder den selben Weg mit nahezu den selben Erlebnissen gehen. Da steckt für mich keine Forderung drin, sondern grenzenlose Langeweile.


    Das finde ich z.B. eben an der Reise durch Mittelerde gut: Es geht weiter, vielleicht weniger gut, als es hätte sein können, aber es geht weiter. Und genau so: Es geht immer weiter, vielleicht nicht so gut, aber es geht weiter, sollen für mich Kampagnenspiele sein. Können sie das nicht, interessieren mich aber wirklich, mache ich sie mir passend, andernfalls kommen sie weg. Ich lasse mir von einem Spiel nicht vorschreiben, wie ich es (vor allem im Kopfkino) zu erleben habe.

    Ob "schummeln" in kooperativen Spielen erlaubt ist? In dem Sinne, in dem ich "schummeln" verstehe, sicher nicht; denn "schummeln" ist heimliches, regelwidriges Spielen zum eigenen Vorteil und zum Nachteil der Mitspieler.


    Du willst ja nicht schummeln, möchtest doch alle Mitspieler "mitnehmen", klärst also auf über das, was du machen willst.


    "Schummeln" im Sinne deiner Ausgangsfrage ist doch einverständliches Abweichen von der Spielregel. Ich wüsste nicht, warum das nicht erlaubt sein sollte, kenne jedenfalls keine moralische/ethische Kategorie, die das verbietet.


    "Grundsätzlich" will ich regelkonform spielen. Wer juristische Ausdrucksweisen kennt, weiß auch: Kein Grundsatz ohne Ausnahme. In erster Linie will ich beim Spielen das haben, was für mich Spielspaß ist. Dazu gehört jedenfalls nicht sklavischer Gehorsam gegenüber einer Spielregel; selbstverständlich kann abgewichen werden, wenn es den Spielspaß der Spieler fördert und alle einverstanden sind. Oder ich erkläre gleich die Spielregel so, wie ich sie angewendet wissen will. Außer mir liest die aus meiner Spielgruppe sowieso keiner.


    Für das Beispiel eines Kampagnenspiels (gilt auch für Legacy) heißt das für mich: Ich spiele kein Szenario zweimal, weil ich es laut Regel nach einer Niederlage muss. Ich muss nicht, da kann die Regel sagen, was sie will. Mir sind Kampagnen am liebsten, wenn sie auch bei einer Niederlage das Spielen des nächsten Szenarios erlauben, wie das z.B. bei der Reise durch Mittelerde der Fall ist. Das System soll so flexibel sein, dass es das ermöglicht, oder es wird per Hausregel flexibel gemacht, oder es wird einfach verkauft.

    wenn das Spiel sowieso von vorne bis hinten nur aus Würfelwürfen und anderen Zufällen besteht.

    Ein solches Spiel hatte ich nicht im Sinn und würde ich auch nicht spielen wollen. Wozu auch, da ist ja Kniffel interessanter.

    Weil das Argument, dass ein Spiel Mist ist, wenn es Im letzten Würfelwurf entschieden wird,...

    In einem offenen Diskussions-Thread, in dem man Meinungen austauscht, ohne dass ein bestimmtes Ergebnis dabei rauskommen muss, sollte man Meinungen haben dürfen,

    völliger Humbug

    ohne dafür so abqualifiziert zu werden. Dazu gab es keinen Anlass. Mache ich in Bezug auf dich doch auch nicht.

    ...wobei es halt leider geil ist, auf dem letzten Loch zu pfeifen und sich dann mit Mühe und Not und einem super-glücklichen Gewürfel über die Zielgerade zu retten.

    Das "geil" zu finden, erfordert aus meiner Sicht schon einen sehr besonderen Spielgeschmack. Letztlich heißt das im Klartext doch, ob ich gewinne oder verliere, hängt an einem Würfelwurf. Das finde ich nicht geil, sondern einfach nur Mist.

    trotzdem neigen Spieler bei Koops wohl zum verzerren der Spielregeln

    Das möchte ich nicht "Verzerren" nennen. Es ist ein Anpassen der Spielregel an das, worin der konkrete Spieler seine Spielfreude finden kann. Man spielt das Spiel dann nicht so, wie Autor und Verlag sich das gedacht haben mögen, aber so, wie es einem gefällt. Und das ist es, worauf es letztlich ankommt. Schließlich kauft man ein Spiel nicht, um dann Sklave seiner Spielregel zu sein, auch wenn einem das Spiel dann keinen Spaß macht.

    Spielfreude geht vor Regeltreue. Das ist meine Altersweisheit, andere Alte mögen eine andere haben.

    Schummeln (verniedlichender Ausdruck für "so ein wenig" Betrügen) in Spielen mit anderen, also heimlich regelwidrig zum eigenen Vorteil spielen, geht einfach gar nicht.


    Wenn ich solo oder kooperativ spiele, kommt es auf das Spiel an.


    Je narrativer ein Spiel ist, je mehr also seine Story im Vordergrund steht, die erlebt werden kann, um so mehr gilt für mich: "Spielfreude geht vor Regeltreue".


    Aber vor der Entscheidung zur bewussten Regelwidrigkeit steht noch eine weitere Frage, nämlich die, was führt zum Scheitern und welche Folgen hat das Scheitern.

    Kann man z.B. in einer Kampagne das nächste Szenario spielen, obwohl man das letzte verloren hat, wie etwa in #ReisedurchMittelerde oder #MyCity , dann stellt sich die Frage nach dem Schummeln nicht, ich kann ja weitermachen, wenn auch mit Malus.

    Müsste ich aber von vorne anfangen und nicht nur das verlorene Szenario, sondern womöglich die ganze bisher gespielte Kampagne wiederholen, und geschähe das, weil ich "unglücklich gewürfelt" habe, dann habe ich eben glücklich gewürfelt und gut ist. Klar kann, darf und soll in solchen Spielen auch der Zufall eine Rolle spielen, aber bitte nur eine nicht spielentscheidende Rolle. Es reizt mich schlicht gar nichts dazu, ein Szenario/ein Spiel nur deshalb wiederholen zu müssen, weil ich schlecht gewürfelt habe. Verliere ich, weil ich etwas nicht gemacht habe, was ich hätte machen sollen, geht's ja noch.


    Aber für mich ist wirklich klar: Lust zur Wiederholung, um dann wieder an einem Würfelwurf zu scheitern und wieder und wieder, habe ich schlicht keine. Lieber lasse ich den Würfelwurf als doch geglückt gelten und spiele weiter.