Beiträge von koala-goalie im Thema „Sind Spiele auch Status-Symbol?“

    Ich habe langsam die Vermutung, das es für diejenigen, die Brettspiele einen gewissen Status/Prestige einräumen, unvorstellbar ist, das es für andere nicht so ist. Das ist relativ schön an den Antworten zu sehen. Ich denke, wir Menschen ticken da ganz unterschiedlich und in jedem Bereich gibt es Menschen, die mehr nach Anerkennung streben als andere. Warum also sollte das hier anders sein?

    Schon richtig.

    Ich zum Beispiel weigere mich anzuerkennen, dass es Leute gibt, die völlig frei von Geltungsbedürfnissen sind.

    Dass man das im Brettspiel Hobby nicht besonders auslebt, glaube ich dagegen gern.


    Ansonsten hat es wohl viel mit dem Begriff "Statussymbol"/"Prestige-Objekt" zu tun. Ich glaube beispielsweise, dass dieser oft so verstanden wird, dass sowas nur andere Leute haben -- man selbst aber nicht. (Jeder kennt diese Status-Dinger, aber niemand hat selbst eins.)

    Deshalb tendiere auch dazu zu glauben, dass Auto-Liebhaber ihre edlen Oldie-Karren auch nicht mit Status/Prestige verknüpfen. Wir Außenstehende aber schon.

    In diesem Zusammenhang fällt mir auch auf, dass das Motiv "Status" oder "Prestige" ordentlich negativ behaftet ist. In der Folge verneint man dessen Einfluss vielleicht auch gern für sich selbst, wenn der Fall nicht so eindeutig ist.


    Um zurück zur Ursprungsfrage zu kommen: Inwiefern werden beim Spiele-Sammeln auch Geltungsbedürfnisse befriedigt?

    Scheint mir mittlerweile die bessere Frage zu sein.

    (Und ich habe diesbezüglich ja auch einiges erfahren :))

    Im Idealfall lassen die Antwortmöglichkeiten das volle Spektrum zu ("ist mir wichtig - wenig wichtig - egal" oder so), und sind dabei nicht tendenziös

    Hab ich auch erst gedacht, bin dann aber von der einfachen Skala abgekommen, weil ... ich hätte das dann so beantwortet im Sinne von "wie oft war denn Prestige der wichtigste Grund"? Und dann - dachte ich - kommt da nichts raus, weil es ist eigentlich nie der wichtigste Grund. Und eigentlich viel interessanter ist, wer da eine gewisse hintergründige Rolle wahr nimmt. Also ich wollte quasi nach dem unsichtbaren Teil des Eisbergs fragen.


    Die Idee, das mit dem Willen zur Selbstdarstellung zu verknüpfen, ist aber natürlich tendenziös und eher als Hirnfurz anzusehen.

    Leute, das kann doch nicht der Kern der Frage sein

    Der ursprüngliche Kern der Frage war, in wie weit das Phänomen meinen Mitforisten bewusst, wie sie das Thema und sich selbst dazu einschätzen.

    Wie viel meines Spielekondums ist stark von der Gesellschaft der Spiele-Geeks geprägt.

    Ich denke man muss hierbei eine Unterscheidung machen zwischen Statussymbol und Hobby, auch wenn sie sich bedingen. Mit dem Statussymbol zeige ich nach außen hin in welcher Schicht ich einzuordnen bin, Gehaltsklasse, etc. und möchte das andere Geschlecht beeindrucken.

    Das hat schon im Mittelalter und ganz sicher auch davor funktioniert.

    Mit dem Hobby funktioniert das nicht. Man kennt die alten Witze mit Disco und Briefmarkensammlung.

    Muss man? Ich habe den Eindruck, dass gesellschaftliche Werte in der aktuellen Zeit viel weiter auseinander divergieren.

    Materielle Werte sind nicht mehr so wichtig, Selbstverwirklichung ist das neue Gold.

    Sind dann Instagram Posts von tollen Orten und Aktivitäten für die heutige Gesellschaft nicht viel wichtiger als Auto und Uhr um gesellschaftlichen Status im Sinne von "ich bin glücklich und selbstverwirklicht" darzustellen?


    Und in unseren Regalthreads und Wochenthreads haben wir auch Social-Media-Ähnliche Instrumente in der unknowns Blase.

    Die kann man auch Prestige-mäßig nutzen. (Natürlich nicht primär, aber auch so ein bischen im Hintergrund mag das schon mitschwingen.)


    Zu guter Letzt möchte ich dem Briefmarkensammlungs-Witz in der Disco noch etwas entgegen setzen:

    Eine entfernte (weibliche) Bekannte hat mal erzählt, dass Sie sich durchaus aus gesellschaftlichen Gründen und der Attraktivität bei der Partnerwahl angefangen hat sich stärker für "Geek-Stuff", speziell Rollenspiel zu interessieren. Das Interesse ihrer männlichen Kommilitonen (Studiengang für Ingeneure) stieg daraufhin stark an.

    Zitat

    Umgangssprachlich wird „Statussymbol“ nahezu synonym jedoch fälschlich mit „Prestigeobjekt“ verwendet. Das sind jedoch Gegenstände der materialen Kultur einer modernen Gesellschaft, die ein hohes soziales Ansehen innerhalb der Gesellschaft oder Bezugsgruppe zum Ausdruck bringen, das mit (vermeintlich oder tatsächlich) hohem Ansehen in der Bezugsgruppe verbunden ist.

    Hast Du vielleicht auch eher "Prestigeobjekt" gemeint, koala-goalie ?

    Ja. Da bin ich rein getreten.

    Leider sehr einengende Antworten, die unnötige Tendenzen enthalten. Bei mir trifft eigentlich keine Antwort zu. So zeige ich z. B. meine Sammlung bestimmen Personen schon sehr gerne (Antwort 4), allerdings nie aus Prestigegründen, sondern weil ich sie für mein Hobby begeistern möchte (doch nicht Antwort 4)

    Da hab ich mir auch echt schwer getan. Aber irgendwie wollte ich auch klar machen, dass das Ganze über das Wort "Statussymbol" (klassische Vorstellung) hinaus geht.

    Ich habe versucht eine etwaige Verbindung zum Alltag herzustellen um auch klar zu machen, dass es vor allem um das "auch" geht. Leider steht das erst ganz unten im Start-Post.

    MetalPirate hat das genau richtig verstanden.


    Ich selbst sage auch, dass ich noch kein Spiel nur aus Status/Anerkennung gekauft habe. Aber es hat eine Rolle gespielt.


    Beispiel:

    Wenn ich jetzt einen neuen Kollegen kennenlerne, und wir stellen uns so vor.

    "Meine Hobbies: Zum Beispiel Brettspiele." - "Was denn für welche?" - "Zum Beispiel Terra Mystica " - "Das hab ich zu Hause auch im Regal."

    Dann haben wir erstmal festgestellt: Gemeinsames Interesse, Zugehörigkeitsgefühl. Wir sind in unserer gegenseitigen Achtung gestiegen.

    Ich hätte damals anstelle von Terra Mystica sicher auch ein anderes Spiel kaufen können. Irgendeinen Geheimtipp.

    Ich habe mich für Terra Mystica entschieden, weil das in aller Munde war, interessant aussah und eben auch ein wenug, weil ich dachte man müsse das kennen um zur ernsthaften Szene hibzuzugehören.

    Das war nicht der Hauptgrund, schwang aber im Hintergrund so mit.

    Und noch heute wird es gerne genannt um sich gegenüber dem neuen Unbekanntem Mitspieler mal klar bei den Experten Spielern einzuordnen. (Beobachte ich manchmal)


    Bei sehr teuren Spielen ist aber, sehe ich so, immer eine (latente) Botschaft enthalten, dass man bereit war für ein Spiel entsprechend viel auszugeben. Das allein ist schon ein gesellschaftliches Signal (an andere Intensiv-Spieler), dass man eine dafür notwendige Entwicklung in seiner Spieler-Karierre durchgemacht, einen gewissen Status erreicht hat, den Wert besagten Spiels zu würdigen weiß.

    Brettspiele sehe ich jetzt nicht als Statussymbole. Mit fehlt auch eine entsprechende Antwort bei deiner Umfrage, da bei jeder deiner Antworten das Statussymbol bejaht wird.

    Okay. Habe eine "die Frage ist sinnlos" Option ergänzt.

    Wenn man Spielen die Fähigkeit dazu abspricht, ist das Thema sofort erledigt.

    Zum Thema Statussymbole, da bin ich Foto- Gear- Head.

    Ich bin leidenschaftlicher Hobby Fotograf, am liebsten mit alten Vintage Objektiven, und in der Szene kann man sich unendlich mit "Statussymbolen" optischer Bauart austoben. Das kompensiert den Bedarf an "Statussymbolen" bei mir Vollständig, so das für die Brettspiel nix übrig bleibt !!! :sonne:

    (...was mir auch sehr recht sein soll...)

    Das ist bei mir nicht so, aber ich kann das gut verstehen.

    Wenn mir nach so etwas wäre, würde ich mir ein schickes Auto oder eine teure Uhr kaufen.

    Kommt ganz auf die Peer-Group an. Mit einer Spiele-Sammlung bin ich durchaus zu beeindrucken. Mit einem Auto oder einer Uhr so mal gar-nicht-überhaupt-nicht.

    Statussymbol für Vollnörds und Megaspackos. Alleine die Frage. :D

    Ja genau. Auch wir brauchen und haben Statussymbole ;)



    Nochmal zur Erläuterung am Beispiel: Was genau kauft man, wenn man sich Cthulhu Wars oder Too many bones kauft? Das sind sehr solide Spiele mit gutem Material.

    Meistens hat man das ganze vorher nie selbst ausprobiert. Mit dem tatsächlichen Nutzwert sehen die oft gar nicht so gut aus gegenüber anderen Spielen. (Zumindest vorher. Sie mögen sich hinterher für den ein oder anderen rentieren.)

    Die werden aber trotzdem enthusiastisch gekauft, die Nachfrage ist kaum zu decken. Ich, als des Teufels Advokat, seh da jetzt drei Möglichkeiten:

    • Spekulation auf teureren Weiterverkauf. (Eher selten, denk ich)
    • Liebhaberei einfach für sich selbst (quasi wie jede andere Sammlung obskurer Gegenstände).
    • Soziale Anerkennung/Teilhabe. Klassischer Fall: Einer der Runde kauft immer die Spiele und die anderen spielen halt immer gerne mit.

    Option zwei ubd drei können daher zu einer Art Status-Symbol werden. Man signalisiert das "Erreichte im Hobby" eben auch der Gruppe der am Hobby Interessierten -- und möchte sich gegebenenfalls sogar gegenüber den Wohnzimmern der "immer das Spiel des Jahres unterm Christbaum" Fraktion abgrenzen.


    Falls ihr euch genervt fühlt -> ignore.

    Aber ich finde hier die Einschätzungen der Leute gerade interessant.

    Angesichts der Entwicklung des Spielemarkts der letzten Jahre frage ich mich, ob sich gewisse Spiele hier in der Szene nicht zu einer Art Status-Symbol mausern.

    Die gelten natürlich nur in der Brettspiel-Geek-Blase als Staus-Symbol. Und hier muss ich jetzt noch etwas ausführen.


    Erstmal Status:

    Da sehe ich zwei Möglichkeiten:

    1. Seht her was ich für cooles Zeug hab; was ich mir alles leisten kann!
    2. Seht her, was ich für ein cooler Spieler bin, erfahren und mit so gutem Geschmack.

    Dann mal zu Erstens, dem coolen Zeug:

    Das Auge spielt ja mit. Kauft ihr Spiele mit opulenter Ausstattung nur, weil ihr die gsnz persönlich hübsch findet oder wollt ihr da auch die (wer auch immer) "persönliche Peer-Group" beeindrucken? Insbesondere geht es mir da um so Spiele wie der aktuelle Monumental Kickstarter oder auch Cthulhu Wars fällt mir direkt ein. Die sind in ihrer jeweiligen Nische nun wirklich nicht der mechanische Platzhirsch und sind für das jeweilige Genre auch ziemlich teuer. Die Austattung mag das natürlich rechtfertigen, aber das übertriebene Bling-bling wirkt doch auch über die (vielleicht unterbewusste) Erwartung, dass andere genauso dem "Wow" erliegen, wie man selbst. Ist da dann nicht eine deutliche Statussymbol Komponente dabei?

    Wird auch ein KD:M nicht auch wegen seines Preises und seines Umfangs gekauft?

    Schlägt nicht auch das Pimpen des Spielmaterials auch in diese Kerbe?


    Dann zu Zweitens: Spiele als Code für meine Darstellung als Spielertyp:

    Status und Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen wird ja auch gern über Symbole oder Gegenstände symboliert. Zum Beispiel bin ich doch der krass-erfahrene Euro-Gamer, wenn ich Agricula, Marco Polo und Terra Mystica im Regal habe. Vielleicht kann man da auch den denen oder anderen Splotter, oder die Brass-Neuauflagen hinzu zählen. Eben das "Who's who" der elitären Euros mit ginreichend weitem Bekanntheitsgrad in der eigenen Geek-Blase. So eine Sammlung kann über die Zeit auch natürlich gewachsen sein, aber spielt beim Nachkaufen "solch legendärer Titel" nicht auch das Gefüh mit, dass die in keiner Sammlung fehlen dürfen? Egal ob die Spiele zur eigenen Runde passen oder nicht? Untermauert man dann mit "nicht in der Sammlung fehlen" eben seinen Status als krasser Euro-Gamer?

    Das ganze funktioniert natürlich in anderen Genres genauso. Ich denke da an den Eisernen Thron, Twilight Imperium oder Descent 1st Edition.



    Worauf ich eigentlich hinaus will

    Ich sehe da in kleinerem Maßstab einen Haufen Parallelen zu klassischen Statussymbolen. Inwiefern spielen solche Status-Themen bei euren Kaufentscheidungen eine Rolle? Wie stark ist euer Geltungsbedürfnis bei der Zusammenstellung euer Sammlung? Und ich meine jetzt eher so den Hintergrund. Für jedes Spiel, dass ich kaufe, kann ich natürlich problemlos einen vernünftigen vordergründigeren Grund vorbringen.


    Deshalb bitte ich jetzt mal zum "Seelen-Striptease".

    Dazu habe ich mal eine Unfrage erstellt.

    Ich selber hatte da durchaus schon Tendenzen:

    • Too many bones bezeichne ich gerne als "mein Angeber-Spiel". Da hat das "Vorzeig-Bling-Bling" doch eine Rolle gespielt
    • Terra Mystica. Ich dachte damals schon auch daran, dass jeder ein Experten-Euro im Regal bräuchte.
    • Mage Knight. Ultra-Komplexes. Mir und anderen beweisen, dass ich dem "Bachelor of Spielregeln" gewachsen bin? Könnte eine Rolle gespielt haben.
    • Villen des Wahnsinns 2. Das Spiel ist sicher voll was für meine Gruppe. Muss ich kaufen. Und das Spiel sollte die Gruppe beeindrucken. (Und natürlich "ich finde das coole Zeugs)


    Jetzt dürft gerne ihr. Erfahrungen, Reflexionen, persönliche Einschätzungen, u.s.w.

    Wie wichtig sind Gesellschaft und Geltungsvedürfnis bei der Spielesammlung?