Beiträge von Machiavelli101 im Thema „Sind Spiele auch Status-Symbol?“

    Materielle Werte sind nicht mehr so wichtig, Selbstverwirklichung ist das neue Gold.

    Sind dann Instagram Posts von tollen Orten und Aktivitäten für die heutige Gesellschaft nicht viel wichtiger als Auto und Uhr um gesellschaftlichen Status im Sinne von "ich bin glücklich und selbstverwirklicht" darzustellen?

    Absolut, aber die Freiheit sich selbstverwirklichen zu können, basiert auf (eigenen) materiellen Wohlstand. Entweder es ist eine kurze Periode (Jugend-Ende 30) oder es ist teuer erkauft (40+) mit Beratern, Therapeuten etc.

    Warum ist wohl die Heilprakter-Quote in bürgerlichen Viertel so hoch? Weil dort das Geld steckt und der Bedarf sich selbst zu verwirklichen besonders hoch ist. -> Schau ich kann es mir finanziell leisten mir eine berufliche Auszeit nehmen, bzw. dem Partner eine Auszeit zu ermöglichen, um mich/sich selbst zu verwirklichen.

    Auch der Traum z.B. mit einem, möglichst, alten VW-Bus an die Strände zu reisen ist nicht gerade billig. Auch die Backpacker, die sich eine Auszeit gönnen stehen in diesem Zusammenhang (Finanzierung). Ich habe selten erlebt, dass arme Menschen auf Selbstverwirklichungstrip gehen. Wenn, dann stehen wirtschaftliche Gründe dahinter.

    Ich bleibe also dabei, dass ein Statussymbol in erster Linie für Gleichgesinnte ist und nicht so sehr, um "alle" zu beeindrucken.

    Das bedingt sich gegenseitig. Ich brauch die Masse, um mich davon mit meiner Gruppe absetzen zu können. Das hat dein schönes Beispiel mit dem Maserati und der Maximilianstraße gezeigt. Mit dem Maserati auf der Landstraße rumcruisen ist im Freundeskreis sicher keine (Protz-)Erwähnung wert.

    Ich denke man muss hierbei eine Unterscheidung machen zwischen Statussymbol und Hobby, auch wenn sie sich bedingen. Mit dem Statussymbol zeige ich nach außen hin in welcher Schicht ich einzuordnen bin, Gehaltsklasse, etc. und möchte das andere Geschlecht beeindrucken.

    Das hat schon im Mittelalter und ganz sicher auch davor funktioniert.

    Mit dem Hobby funktioniert das nicht. Man kennt die alten Witze mit Disco und Briefmarkensammlung. Das, also die Briefmarkensammlung, Comics, Brettspiele etc., würde ich eher den Codes zuschreiben, die dazu dienen, meinen Platz in meiner Gruppe zu finden und nicht zum angeben nach außen hin.


    Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass das Hobby sich aus dem Statussymbol-Gedanke heraus entwickelt hat, nur manche, also wir alle hier im Forum, müssen natürlich übertreiben ;)

    Ich muss hier MetalPirate beipflichten und weiter ausführen.

    Nach allgemeinem Verständnis sind Brettspiele keine großen Statussymbole, dafür sind sie auf der einen Seite zu günstig und auf der anderen Seite wird den Sammlern Charaktereigenschaften wie kindlich, bekloppt, etc. zugewiesen. Kein Mann und keine Frau von Welt hat neben ihrer Oldtimer-, Uhren-, Waffen-, Weinsammlung etc. eine Brettspielsammlung. Das ist die Klischeeebene, ganz klar.


    Schauen wir uns die Brettspielszene aber im Inneren an, bekommt das Statussymbol eine andere Bedeutung. Neben den, von Metalpirate und koala-goalie aufgeführte Punkte wie limitierte Editionen, aufgemotzte Editionen, komplette Reihen etc., möchte ich auf den nicht weniger wichten Punkt, den Codes, hinweisen. Codes und Statussymbole sind mMn miteinander verknüpft.

    Jede Szenenuntergruppierung hat ihre Grails, die jeder besitzen sollte, oder Nichtbesitz als Abgrenzung gegenüber dem "Mainstream". Diese Haltung muss immer deutlich betont werden und wird auch offensiv nach außen getragen. ("Euros habe ich nicht, Zombies so ein Quatsch, Monopoly ist schrott, Mainstream kommt mir nicht ins Haus, ich kaufe in Essen nur Exoten", etc...Jeder kennt diese Sprüche.)

    Kommt z.b. eine "fremde" brettspielende Person ins Haus, weil ein Tauschgeschäft oder ähnliches abgeschlossen wird, wird erstmal die Sammlung begutachtet und eine innere checkliste abgearbeitet. Das Austauschen von Spielerinnerungen dient dem gleichen Zweck. Da werden Codes abgefragt und Anknüpfungspunkte erschlossen.

    Mit diesen Codes werden Gemeinsamkeiten erstellt und gepflegt. Für mich ist der Pile of Shame ein deutliches Beispiel. Eigentlich ist die Existenz eines Pile of Shame bekloppt, aber es geht darum bestimmte Spiele, warum auch immer, nicht zu verpassen und somit einen Informations- vielleicht sogar einen Statusverlust (Waaas du kennst/hast das Spiel nicht?) zu erleiden.

    Mir wurde als AT-Spieler Sword & Sorcery dringends ans Herz gelegt. Was nun, ich habe mir das Spiel gekauft, obwohl ich mit Star Wars Imperial Assault noch lange nicht durch bin. Man liest ab und zu in Spielethreads, dass jemand seine "Bildungslücke" mit einem älteren Klassiker Spiel schließen konnte.

    Auch hier im Forum kam in mindestens zwei Abstimmungsthreads, (Coverbilder und das von Beckikaze) genau diese Haltung zum tragen. Ich selbst fand diese Threads sehr lustig.

    Auch das man bei BGG seine Sammlung pflegen kann und diese für jeden offen ersichtlich ist, spricht mMn genau für die Punkte Statussymbole und Codes.