So Freunde der üppigen Unterhaltung. Ein emotionales Statement zur gestrigen Erstpartie. Maximal subjektiv und mit Vorsicht zu genießen, will ich nur meine Gedanken schriftlich sortieren, damit mein Geist sich wieder mit anderen Dingen beschäftigen kann. Ich gehe dabei durch vier Phasen der Entwicklung.
Phase I oder auch der üppige Horror.
Die Anleitung war gut geschrieben, aber man merkt wirklich den Tiefgang. Ich dachte, ich wäre dann ganz gut gewappnet für den Erstaufbau. Arschlecken. Liegt vielleicht am Alter, aber der Erstaufbau, inkl. einigen auftretenden Unsicherheiten und dem erstmaligen Öffnen der Kartenpacks, so viel Ehrlichkeit muss sein, dauert 105 Minuten. Nicht nur der große Tisch platzte, sondern fast auch meine Geduld. Das ist schon wirklich heftig bis übel. Das Hantieren und Verstehen der Gebäude, das Sortieren der Plättchen, das beschissene Inlay ... Alter Falter! Wirklich grenzwertig. Wird in den Folgepartien sicher besser, aber so richtig freuen werde ich mich auf den Aufbau wohl nie.
Phase II oder auch der blanke Wahnsinn
Ersterklärung mit bei vier Personem, damit auch jeder alles versteht und seine Rolle begreift: fast 120 Minuten. Dazu gehörte auch noch ein Teil des Spielaufbaus, also das Vorlesen der Texte, die Auswahl der Bürgerkarten usw. Ich habe mich nicht hetzen lassen, wir haben uns bewusst Zeit genommen und es war das erste Spiel, die erste Erklärung ohne eigene Spielerfahrung. Daher muss man die Zeit in Relation sehen. Dafür haben wir danach nur noch 1 Mal in die Anleitung geschaut und jede Phase lief fast reibungslos ohne großes Nachfragen. Heißt, die investierte Zeit hat sich gelohnt. Ist aber trotzdem heftig! Ich habe das so schon öfters gemacht und ein On Mars z.B. geht schneller erklärt. Auf der Uhr waren jetzt schon 225 Minuten. Leck mich am Arsch! Absoluter Rekord. Sowas habe ich noch nie erlebt.
Phase III oder auch wie geil ist das denn
Wir haben 240 Minuten gespielt. Diese Zeit verflog aber wie in einem Rausch. Nach kurzer Zeit waren wir im Flow. Die Regeln saßen, die Rollen auch, wir genossen das geile Material, die tolle und düstere Stimmung. So viele coole Entscheidungen. So viele Pfade, Daumenschrauben und verzwickte Situationen. Einer der Mitspielenden war ein mega Fan des Videospiels und er war im Vorfeld äußerst kritisch eingestellt. Nach zwei Rundem war er baff, weil das Spiel die Vorlage so brutal gut trifft. Der fette Generator in der Mitte war für uns kein Problem. Mega thematisch, jeder hat einen anderen Blick aufs Spielfeld, wie auch auf Leisten, Karten und Ereignisse. Das Spiel ist so üppig, jeder am Tisch kann und muss sich einbringen. Was soll ich sagen, es war wirklich großartig! Ich hatte direkt Lust auf eine zweite Partie. Im Hirn ratterte es. Das hat gepackt!
Phase IIII oder auch das ätzende Ende
Tja, das Spiel endet, wie es begonnen hat. Jetzt muss ja alles wieder in die Schachtel. Miniaturen wegpacken. Karten sortieren, alles ins Inlay stopfen, die Häuserplättchen ... abartig. Auch hier wird sich sicher Routine einstellen. Meine Vermutung ist aber: Das geniale spielerische Erlebnis Frostpunk wird flankiert von einem wirklich intensiven bisweilen strapaziösem Auf- und Abbau. Das ist schon echt unsexy. Dabei muss man sagen, dass ich das generell nicht so wirklich mag. Das war mal anders, aber mittlerweile ist Aufbau keine Zeit der Vorfreude mehr, sondern einfach nur lästig, bisweilen stressig, wenn die Gäste absehbar vor der Tür stehen. Frostpunk hat sich da auf Anhieb sehr weit nach vorne katapultiert, wenn ich meine gesamte Brettspielsammlung in Sachen Aufwand betrachte. Wichtig an dieser Stelle ist, dass sich dieser Aufwand in spielerischer Hinsicht lohnt. Ich hatte gestern in der aktiven Phase wirklich extrem viel Spaß!