Als Spieler trenne ich persönlich klar zwischen meinem Charakter innerhalb der Spielwelt und meiner realen Person. Da habe ich dann auch kein Problem, als eher kriegerisch-konfrontative Fraktion die "böse" Begegnungaktion zu wählen, wenn ich es so will und mir Vorteile bringt. Um es aber vollkommen thematisch zu spielen und damit auf das ausgebene Spielziel zu verzichten, das meiste Geld in der Endabrechnung anzuhäufen, ist mir Sythe zu sehr ein Eurogame mit Thema und eben kein Rollen-Erlebnisspiel, wo der Weg das Ziel ist.
Erinnert mich an die Erzählung, dass jemand bei Funkenschlag keine Atomkraftwerke bauen wollte, weil er gegen Atomkraftwerke ist. Ok, akzeptiert, nur dann ist es eventuell das falsche Spiel. Auch weil es das Spiel für die Mitspieler aushebelt, wenn man von vorne herein eine Kraftwerksart ausschliesst und eigentlich nur Solar-Wind-Fusions-Kraftwerke bauen mag.
Das sehe ich schon recht anders. Auch als Spieler bin ich immer noch ich, mit all den Stärken und Schwächen, die mich ausmachen. Ich brauche die Befreiung von den Ketten der realen Welt und der Persönlichkeit im Spiel nicht; Spielen macht aus mir auch im Spiel niemand anderen.
Davon abgesehen kann man gerade Scythe sehr gut spielen, ohne ausschließlich das Spielziel der maximalen Punkte/Geld im Auge zu haben. Ich finde es geradezu spannend, bei mir selbst zu erleben, ob ich mich zu einer "bösen" Entscheidung durchringen kann und wenn, warum denn? Der bloße spielerische Vorteil wäre für mich kein Argument, weil es bloße Mechanik ist.
Ich finde, vielleicht im Gegensatz zu dir, vielleicht aber sind wir in Wahrheit gar nicht so verschieden, dass die Trennung zwischen realer Persönlichkeit und dem Spieler in seiner Eigenschaft als Spieler eher eine Art Entschuldigungsversuch ist, um sich selbst zu versichern, dass man in Wahrheit ja gar nicht "böse" ist.
Ja, man darf gerne gewinnen, der eine kann schneller laufen als der andere, er muss ihm aber kein Bein stellen, weder im Sport, noch im Spiel.