Beiträge von Bierbart im Thema „01.06.-07.06.2020“

    Ich habe mich die letzten Jahre ja ziemlich zurückentwickelt. Also nicht was Manieren betrifft und so (Selbstwahrnehmung), sondern in einer anderen Beziehung. Ich bin schon eine ganze Weile lang nicht mehr der Typ, der immer die neuen Spiele am Start hat, sondern eher der, der anderen Leuten die bisweilen zweifelhafte Freude macht, deren neue Spiele mitzuspielen. Also das ist für mich gelebter Altruismus, sozusagen. Damit meine Mitmenschen sich rein seelisch nicht so fürchterlich über sich selber grämen müssen, wenn sie wieder ein Spiel gekauft haben, weil ihnen langweilig war und sie beim Herumklicken im Internet wieder über eine Kickstarterkampagne gestolpert sind.

    Oooh jetzt habe ich wieder was geschrieben, gell. Tut mir schrecklich leid. Zurückentwickelt eben, wie gesagt. Nix zu machen, mea culpa. Also zurück zum Thema. Hat also jemand, dem es vielleicht ein bisschen zu langweilig war, wieder so ein Spiel gekauft und ich hab's mitgespielt. Wobei ich sagen muss: Von außen betrachtet erstmal ziemlich ansprechend! Unpassend herbstlich zwar für die Jahreszeit gerade, aber schon schön, diese rot-braun-orangenen Farben. Indian Summer heißt das Ding -- und es ist echt, ähm, .... nicht gut.

    Erstens mal die grafischen Gestaltung. Was auf den ersten Blick ansprechend ist, geht einem mit der Zeit fürchterlich auf die Seh-Nerven. Es ist ein Chaos wie bei Noltes unterm Sofa! Beeren, Pilze, finde ich ja schön, gar nichts dagegen zu sagen, auch Füchse und Dachse, alles cool -- aber schon ein wüstes Durcheinander herbstlicher Farben. Dann die Handhabung. Willst Du eine Heidelbeere aufsammeln, dann nimm besser die Pinzette, sofern du keine Chirurgenhände hast, sonst verschiebt es Dir hin und wieder gleich den halben Waldboden wie bei einem mittelschweren Erdbeben. Es ist ein ziemliches Gefiztel.

    Zuschlechterletzt: Es ist ein Analypseparalyse-Spiel. Oder, für die ganz korrekten Haarespalter unter uns leicht umformuliert: Das Spiel ruft bei Spielern mit analyseparalytischen Tendenzen eben jene Analyseparalyse hervor, die wir alle so lieben. Warum? Ersten mal, weil sowieso schon ziemlich viele Optionen beim Puzzeln, und zweitens, weil eine Mitspieleraktion unmittelbar vor dem eigenen Zug alle Planungen über den Haufen werfen kann, die der Analyseparalytiker sich bei guter Tagesverfassung eventuell schon überlegt hatte, als er nicht am Zug war. Ich habe das Spiel zu viert gespielt. Da hat man sehr, sehr viele Optionen, kann einschließlich der Teile der Mitspieler mehr als 5 Teile vor dem geistigen Augen ewig hin- und herwenden, und am Ende im letzten Moment alles für die Katz. Zudem fraglich, ob die ganze Feinabstimmung wirklich was bringt, wenn es am Ende auf die Geschwindigkeit ankommt. Wiederspielreiz aus meiner Sicht nahe Null.


    Wirklich gut fand ich dagegen Zug um Zug Legendäres Asien. Enge Karte, drei obligatorische Routen, dabei eine extralange als Pflichtaufgabe. Spannend. Erfordert schelleres Bauen.

    #IndianSummer #ZugUmZugAsien