Da so viele mit Unverständnis auf meinen Beitrag geantwortet haben, will ich hier meine Kritik an Euthia mal präzisieren.
1. Euthia kann seine Nähe zu Runebound und vor allem Mage Knight nicht verbergen. Wahrscheinlich haben die Autoren viel Mage Knight gespielt und wollten eine zugänglichere und möglicherweise abwechslungsreichere Version basteln. Das ist ihnen auch teilweise gelungen. Aber besser gemacht haben sie meinerseits nichts. Ja, Mage Knight ist nicht besonders Einsteiger freundlich, aber vergleicht man es 2022 mit vielen anderen komplexen Spielen, hat es viel von seinem ursprünglichen Schrecken verloren. Mage Knight ist Runde für Runde ein Puzzleproblem. Wie kann ich mit den Handkarten das optimale aus meinem Spielzug heraus kitzeln. Das ist abstrakt und muss nicht jedem gefallen. Aber die Puzzle vor allem durch Glückselemente zu ersetzten zerstört mein Spielglück.
In meiner letzten Partie zu zweit, haben wir uns an dem Drachen versucht. Dabei spielt es für den Sieg keine Rolle, ob ich den Drachen besiegen konnte oder nicht. Am Ende jeder Partie werden die Ruhmespunkte ausgezählt und der Spieler mit den meisten Ruhmespunkten gewinnt. Wie lahm ist das denn? Die Welt um mich versinkt in Flamen, aber ich habe den größten Hammer?! Das Macht Runebound mit seinen klar vorgegeben Siegbedingungen besser. Entweder alle oder einer gewinnt, oder eben niemand. Der Grund für dieses wenig thematische Ende liegt meiner Ansicht nach am Schwierigkeitsgrad des Spiels. Und mit schwierig meine ich nicht den spielerischen Anspruch, sondern die Glückselemente, die das Spiel massgeblich beeinflussen.
In der oben erwähnten Partie spielte ich Taesiri, mein Kumpel Dral. Nach 12 Runden brachen wir das Spiel ab, weil keiner von uns zu dem Zeitpunkt in der Lage war, das erste und oberste Level 2 Monster zu besiegen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine vollständige Rüstung und fünf meiner sechs Heldenslots frei gespielt. Bei den Ruhmespunkten lag ich bei 16, konnte also keine weiteren Level 1 Monster für Ruhmespunkte erlegen. Das besagte Monster war ein neun LP Goblinbogenschütze, wenn ich mich recht erinnere. Erst bekam Dral etwas auf die Backen, dann ich. Zu dem Zeitpunkt hatten wir beide goldene Monsterkarten auf der Hand, dass heißt der Bogenschütze regenerierte bei beiden Kämpfen. Mit den vorhandenen Skills, LPs und Waffen, wäre der Bursche nur durch viele glückliche Würfelwürfe zu besiegen gewesen. Klar, irgendwann hätte es geklappt, wären uns die guten Karten ausgegangen, aber mit den Fähigkeiten von Ruhm 18 den Drachen zu attackieren halte ich für unmöglich.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte wir beide meines Erachtens das optimale au unseren Zügen herausgeholt: Jede Runde einmal gekämpft und gewonnen, geschürft oder gehandelt. Wenn in einer Runde nicht alles machbar war, wurde der Chip auf die nächste Runde verschoben. Aber bei den Monstern hatte ich Pech. Oft bekam ich nur die ein Ruhmespunkte Monster und die Jäger wollten zu keinem Zeitpunkt meine Trophäen haben. Von den gefundenen Edelsteinen, konnte ich genau einen in meine Rüstung packen, die anderen passten nicht. Eine bessere Waffe als meine Startkarte konnte ich nie finden. Taesiri bekommt die nächste erst auf Ruhm 21, da bin ich nicht hingekommen, auch mit Prestigemonstern nicht. Ausreichend Gold war gefühlt nie vorhanden.
Das Levelsystem ist meines Erachtens ein Witz. Ich darf zwischen zwei Fähigkeiten wählen? Klar wähle ich Prospektor, damit ich drei oder viermal im Spiel zwei statt einer Karte beim Schürfen ziehen kann und ignoriere die Karte, die mir eine zusätzliche Bewegung gibt. Jedem Anfänger sollte klar sein, dass bei Euthia, was im Kern ein Wettrennen ist, die Anzahl der eignen Züge über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Wahl ist oftmals keine, weil die beiden Optionen nicht gleichwertig sind. Das muss ich nicht durchspielen, um es zu erkennen. Da ist mir ein Skillsystem wie bei TMB lieber, da habe ich tatsächlich eine Wahl. Auch Runebound 3. Edition macht das besser. Zwar ist auch Runebound recht glücksabhängig, aber durch die vorgegebenen Gegenstände und die damit verbundenen Chips, kommen sehr unterschiedliche Builds zusammen. Das ist kein Vergleich zu den zwar viel zahlreicheren aber auch langweiligen Gegenständen von Euthia mit ihren minimalen Variationen. Auch ist Runebound schneller aufgebaut, abgebaut und eine Solopartie in 40 min durch. Da tun die vielen Glückselemente nicht so weh.
Überhaupt empfand ich das ganze Lagersystem und auch die kostenpflichtigen Organizer als einziges Ärgernis. Ständig rutsche Plätchen nach hinten und verkeilen sich und auch ohne Wurstfinger ist das Handling fummelig. Zudem muss ich nach jedem Spiel alles herausholen und mischen, was vor allem den Abbau extrem zeitaufwändig macht. Lagert man das Spiel so wie von der Firma vorgegeben, können auch die Nasen der Organizer leiden, was ich aus eigner Erfahrung weiß. Das kann man mit Superkleber beheben, will es aber nicht.