Ich zitiere jetzt nicht, sonst beklagt sich MetalPirate wieder, ich würde Einzelsätze rausreißen, übertreiben und meckern, aber Ich halte seine Sicht für sehr verengt UND zutreffend.
Ich bin nämlich auch angesprochen - ich persönlich bin von den schwersten Folgen bisher verschont geblieben und hab keine Kinder, aber: Ich arbeite als Erzieher in einer Großstadt-Kita mit 250 Kindern und 50 Kollegen (das, wo ich letztes Mal so massiv "übertrieben" habe - unser Träger hat hier übrigens 14 solcher Häuser), die Notbetreuung wird grad immer stärker ausgeweitet, und vermutlich ab nächster Woche habe ich auch wieder jeden Tag ein halbes Dutzend Dreijähriger auf dem Schoß sitzen, in einem Haus mit gut 50 notbetreuten Kindern, und schleppe das alles zu meiner asthmakranken Frau nach Hause - und zwar bei täglich 2 Stunden ÖPNV.
Wie toll DAS ist, habe ich den Eindruck, vergisst man nämlich, wenn man in einer wenig besiedelten Ecke an der französischen Grenze wohnt.
Die Eltern, für die ich das mache, sind übrigens die armen Großstadt-Eltern mit kleinen Wohnungen ohne Spielplatz, die mir jeden Tag Fotos und Videos schicken, wie sie mit den Kleinen im Park sind. Das ist also weit weniger düster, als er denkt.
Ich stecke also mitten im Spannungsfeld zwischen denen, die eine Lockerung dringend brauchen, und denen, die davon negativ betroffen sind. Die gibt es nämlich auch.
Und auch ich erlebe hier in der Großstadt, dass "Lockerung" gerne mit "Aufhebung" verwechselt wird.
Jede Dezimalstelle, die R in zwei, drei Wochen unter 2,5 liegt, wird aus meiner Sicht ein echter Erfolg sein.
Ich verstehe komplett, warum die Lockerungen sein müssen - für drei Leute, die ich kenne, kommen sie auch zu spät, oder sind nicht weit genug, weil sie nicht für sie gelten, die sind quasi pleite.
Aber ich verstehe auch, warum die Lockerungen gerade in Ballungsgebieten ein Problem sind.
Außerdem habe ich den Eindruck, MetalPirate unterschätzt, wie viele Leute die Probleme des Lockdowns sehr gut verstehen - es wird ja auch breitflächig diskutiert - und sich ihrer eigenen, privilegierten Lage bewusst sind - alle die ich kenne zumindest wissen das, schon weil jeder von ihnen jemanden kennt, der weit stärker und negativer betroffen ist.
Man kann aber trotzdem gegen Lockerungen sein (übrigens ist auch mein Nachbar gegen Lockerungen, der freiberuflich im Fußballstadion arbeitet und jetzt quasi arbeitslos ist ...), ohne deswegen ahnungslos, kurzsichtig oder ein schlechter Mensch zu sein. 🤷🏻♂️
Und wenn das jetzt in den Ballungsgebieten so weitergeht wie gestern, wird der nächste Lockdown kaum zu vermeiden sein.