Beiträge von ravn im Thema „Virtuelle "Online-SPIEL-2020" denkbar?“

    Ihr tappt da in eine typische Wahrnehmungsblase, denn nur weil ich über meine Reklamationen jammere, bleiben die bei Euch länger und intensiver in Erinnerung. Manch anderer hat da nicht so ein Mitteilungsbedürfnis, um sein angesammeltes Brettspiel-Leid zu teilen. Dazu kommt dann noch ein gewisser Qualitätsanspruch und eine Detailliebe, die aber längst entspannter geworden ist und fertig ist der Mythos, den ich aber einfach weiterleben lasse. :)


    Aber back to topic:


    Die Online-Spiel hat den Vorteil, von den kommenden Online-Conventions lernen und abschauen zu können, was geklappt hat und was nicht und wie etwas angekommen ist, um da ggf. Erfahrungen und Ideen übernehmen zu können. Allerdings ist eine reine Online-Veranstaltung deren erstes Mal als erprobter Messe-Veranstalter. Und wie damals die SpielDoch in Duisburg gezeigt hat, steckt der Teufel in den Details, wie im ersten Jahr die fast schon unzureichende Beleuchtung aufgrund der Location, die in den Folgejahren dann nachgebessert wurde.


    Deshalb bin ich auch etwas nachsichtig und habe keine übergroße Erwartungshaltung. Weil am Ende wollen wir doch eh alle dasselbe, eine gelungene Alternativ-Veranstaltung in diesen echt blöden Zeiten erleben zu können.

    Meine Reklamationsquto ist drastisch zurückgegangen. Eventuell aber auch, weil ich weniger Spiele kaufe. :/


    So oder so fand ich Messe-Direktkauf immer gut, weil ich da einen direkten Ansprechpartner vor Ort hatte für alle Fragen. Nachher per E-Mail ist dann oft mühsam und zeitintensiv gewesen.


    Aber diese ganzen Herausforderungen wird der Merz-Verlag aufm Schirm haben. Und wird auch klar sein, dass nie alle Wünsche erfüllt werden. War ja auch bei der normalen SPIEL bisher so.

    Das Einkaufserlebnis auf einer Online-Messe wird nicht vergleichbar zu den bisherigen Spielemessen sein. Oft habe ich dort, rein aus der Begeisterung einer Anspiel-Session ein Spiel direkt am Stand gekauft. Auch auf die Gefahr hin, dass sich dieses Spielerlebnis nachher nie so wiederholen lassen wird oder das Spiel erst dann aufm Tisch kommt, wenn es längst preisgünstiger bei Versendern bestellbar ist.


    Bei einer Online-Messe ist das Einkaufserlebnis ("ich gönne mir ein neues Spiel und weiß, dass der volle Kaufpreis dem Verlag zugute kommt") wohl nicht so unmittelbar gegeben. Das wäre ja eher eine typische Online-Bestellung mit unbekannter Wartezeit, bis ich das neue Spiel wirklich in Händen halte. Spontankäufe werden da eventuell wegfallen, auch weil man ausreichend Zeit hat, sich zu informieren und zu überdenken, ob man das "wirklich braucht".


    Somit sehe ich eine Online-Bestellmöglichkeit nur zur Zusatznutzen. Ob direkt vom Verlag oder von der Messe selbst oder von Fachhändler-Kooperationspartner durchgeführt, ist mir da eher nebensächlich, sofern ich mich auf die Verpackungsqualität und den Reklamationsservice verlassen kann.


    Spätestens bei den ganzen kleineren Verlagen ausserhalb Europa wird es da sowieso schwierig, weil bisher hatte ich fast immer am Donnerstag bis Samstag auf der Messe eingekauft, um dann in Ruhe zu Hause die Spiele zu prüfen, um am nächsten Tag direkt am Messestand reklamieren und nachbessern lassen zu können. Ansonsten kann es Wochen dauern, bis man Ersatz bekommt nach der Messe, weil ausverkauft oder Kommunikation schwierig und Versandwege lang.


    Deshalb werden wohl die, welche die SPIEL bisher vor allem als Einkaufsmesse gesehen haben, schwierig zufriedenstellen zu sein mit einer Online-Messe. Einziger Vorteil ist, dass man keine Spielekartons durch die Messehallen schleppen muss. Aber das habe ich bisher immer in Kauf genommen.

    Die Frage für mich ist, ob ich einer reinen Werbeveranstaltung beiwohne oder ich eine wirkliche Dienstleistung in Anspruch nehme. Eventuell lässt sich das auch nicht so scharf trennen und eine Online-SPIEL wäre dann beides. So oder so bleibt aber ein gewisser Aufwand, um so eine Online-SPIEL zu ermöglichen und diese Kosten müssen irgendwo von irgendwem getragen werden. In der Vergangenheit waren das eben die Besucher (Eintrittskarte) und Aussteller (Standmiete & Co). Würde mich deshalb wundern, wenn eine Online-SPIEL komplett kostenlos sein könnte.

    Eventuell muss man hier auch unterscheiden, dass es bei bisherigen Spieleveranstaltungen in USA durchaus üblich war, einmal Eintritt zu bezahlen und dann nochmal extra, um an fest gebuchten Spielesessions teilnehmen zu können. Somit ist die Online-Version der BGG & DiceTower Convention preiswerter als normal, weil man hier nur den Zugang bezahlt und dann kostenfrei an Spielesessions per TabletopSimulator teilnehmen kann.


    Wir hier mit der SPIEL kennen das hingegen anders und so erscheinen 10 Dollar für die 4 Tage eventuell teuer, wenn man keinen "greifbaren" Gegenwert sieht.

    Aktuell ist die Anmeldung für die Virtual Gaming Con von BGG und DiceTower online:


    BoardGameGeek


    24. bis 28- Juni 2020


    Logischerweise nicht kostenfrei. Oder hatte jemand etwas anderes erwartet?


    "You can purchase a ticket on Tabletop.Events starting at $10. That covers five days of events, with full access to Tabletopia's games, as well as other special themed events."


    Ist jemand von Euch dabei?

    Ich als Themenstarter hier, wobei sich das Thema eigentlich aus dem "Spiel doch!"-Forenthread ergeben hat, fand es interessant zu wissen, wie so die Meinung zu einer "Online-SPIEL-2020" aussieht. Als reines Wunschkonzert und Gedankenspiel.


    Daraus eine Marktforschung für Verlage abzuleiten oder diesen Meinungsaustausch diese Wertigkeit zu geben, halte ich persönlich für deplatziert. Wir sind weder repräsentativ, noch die Hauptzielgruppe der SPIEL oder einer Online-Version davon. Zudem habe ich auch nicht den Ehrgeiz, hier irgendetwas belastbares für irgendjemanden auszuarbeiten. Also diskutiert, was ihr diskutieren wollt. Zumindest mache ich das so hier.

    Nö, ich war bei der SPEL 2019 von Mittwoch bis Sonntag vor Ort in Essen. Und danach zwei Wochen krank geschrieben mit einem hartnäckigen Infekt der oberen Atemwege. Im Normalfall ist die SPIEL schon eine Virenschleuder, weil ich da mit Krankheitserreger in Kontakt komme, die mein Körper so noch nicht kennt. Eltern mit Kindergartenkinder & Co sind da wohl abgehärteter. Die SPIEL wird wohl leider eine der letzten Veranstaltungsformen sein, die irgendwann wieder erlaubt werden - aus gutem Grund.


    Habe aber zusätzlich zur Messe noch im BGG-Stream reingeschaut, vor allem am Mittwochnachmittag, und habe davon eine Menge an Infos mitgenommen in kürzester Zeit, die ich so vor Ort nur zeitinteniver (aber dann auch erlebnisintensiver!) hätte einholen können. Deshalb dieser BGG-Live-Stream und die Art der Spielevorstellung als Ausgangsposition für das Gedankenspiel einer "Online-SPIEL-2020" hier. Anscheinend wollen sich etliche nicht darauf einlassen, weil die SPIEL als völlig unersetzbar gesehen wird, was ebenso eine valide Meinung dazu ist.

    Ich finde es erstaunlich, wie viele hier die SPIEL als Verkaufsmesse für sich wahrnehmen. Ich habe das bisher ganz anders gesehen. Die SPIEL war für mich eher eine Präsentationsmesse von Neuheiten, bei der man auch diese Neuheiten kaufen konnte. Das hat sich über die Jahrzehnte zwar immer mehr in RIchtung Verkaufsmesse verschoben. Aber nicht weil es mehr Verkaufsfläche gegeben hat, sondern weil immer mehr Besucher die Chance zum Anspielen nutzen wollten und es dementsprechend immer zeitaufwändiger wurde, die für einen interessanten Neuheiten anspielen zu können. So zumindest meine Wahrnehmung.


    So gut wie alle Neuheiten der SPIEL bekommt man spätestens zu Weihnachten bei den Onlineversendern und Fachgeschäften und das meist sogar noch preiswerter. Warum sollte ich dann noch zwingend vor Ort auf der SPIEL kaufen, es sei denn, dass ich die Neuheit wirklich sofort haben will und/oder den Verlag durch den Direktkauf unterstützen und danken möchte? Spezielle Messe-Presse, die sich auch nachher weiterhin als wirklich gute Angebote herausstellen, gab es in den letzten Jahren fernab von Restauflagen-Verkäufen immer seltener. Und auch die Händler auf der SPIEL waren sich oft erstaunlich einig. Das war in früheren Jahren noch ganz anders.


    Deshalb sehe ich in einer (hoffentlich nicht notwendigen, aber wohl notgedrungenen) Online-Messe einen interessanten Schritt in eine Richtung, die Spielvorstellung von dem Verkauf und der Anspielmöglichkeit zu trennen. Auch damit die drei ganz unterschiedlichen Interessensgruppen sich nicht an einem Stand ballen und sich gegenseitig blockieren. Ideal fände ich Messestände, die alle 15 Minuten eine 10 minütige Massenpräsentation ihrer Neuheiten abhalten mit Direktverkauf an alle die, denen so eine Live-Präsentation für die eigene Kaufentscheidung reicht. Und genau das könnte man auch online abbilden. Leider würde bei einer Online-Messe die für mich wichtige dritte Säule wegfallen - die Anspielmöglichkeit, ausgegliedert und von mir aus auch kostenpflichtig in Anrechnung, wenn man das Spiel danach kauft. Das geht leider nur sehr begrenzt online per Tabletopia oder Tabletop Simulator und kann auch kein Brettspielerlebnis ersetzen.


    So oder so gesehen. Neue Situationen bieten auch immer die Chance, diese Situation zu nutzen und Änderungen zu forcieren, die es ansonsten nie oder nicht so schnell gegeben hätte und sei es nur aus der "hat doch schon immer so funktioniert"-Denke. Eine Online-Messe ist nicht ideal und auch kein vollwertiger Ersatz, könnte aber eine Chance sein, neue Wege auszutesten, die später dann auch weiterfunktionieren können und sich als Bereicherung erweisen.

    Mal die Diskussion hiervon weitergeführt: RE: Wird die Spiel Doch! stattfinden? - nein: wurde am 11.03. abgesagt


    In den letzten Jahren fand ich es bezogen auf die SPIEL fast informativer, die Live-Kurzvorstellungsvideos auf BGG anzuschauen, als selbst durch die Messehallen zu pilgern und doch nur ein Bruchteil anspielen zu können, was eventuell interessant sein könnte. Kein Ersatz fürs eigene Anspielen und auch kein Ersatz für alles, was so eine Messe sonst noch ausmachte bisher, aber für einen schnellen informativen Überblick weitaus effektiver.


    Da stelle ich mir die Frage, ob die Verlage überhaupt am selben Ort wie der BGG-Interviewer sein müssen oder ob das nicht auf örtlich getrennt per Videochat geht. BGG müsste da ausreichend Exertise aufgebaut haben und auch das nötige technische Equipment besitzen, um die fehlende Expertise und das fehlende technische Equipment der Verlage ausgleichen zu können.


    Ob ein Merz Verlag, dessen Expertise ich eher auf dem Gebiet der Messeveranstalter sehe, allerdings von sich aus und alleine hinbekommt, eine "Online-SPIEL-2020" auf die Beine zu stellen, wage zu zu bezweifeln. Nicht ohne Partner, die sich damit auskennen. Spannend würde ich es trotzdem finden, ob und wie so etwas möglich wäre als Ersatz, wenn eine Messe in Essen schlicht nicht möglich ist.