Beiträge von Machiavelli101 im Thema „Geschlechterrepräsentation im Brettspiel“

    also bei uns ist das ähnlich wie bei Mutter . Meine Frau, die ähnlich viel spielt wie ich, legt schon viel Wert auf weibliche Rollen. Warum auch nicht? Umgekehrt würde ich es auch seltsam finden, wenn ich ein Spiel auspacke und es wären nur weibliche Rollen vorhanden...
    Sind in einem Fantasy-Spiel keine Frauenrollen vorhanden, hat das Spiel bei ihr schon ein dickes Minus. Kommt einfach dann weniger auf den Tisch. Bis jetzt ist das zum Glück noch kein Kaufargument.
    Bei Spielen wie z.b. Hannibal vs Rome erwartet sie natürlich keine weiblichen Rollen.


    Bei mir stellt sich eine andere Frage bzgl. des Desigs.
    Mache ich es mir einfach wie Andor und bedrucke Vorder- und Rückseite?

    Mache ich es aber so wie bei Spielen wie z.b. Imperial Assault habe ich möglicherweise zusätzlich Balance-Probleme um eine ausreichende Bandbreite an unterschiedlichen Charaktertypen, jeweils männlich, weiblich anzubieten.

    Also ich kann zumindest sagen, dass meine Kinder es nicht so vorgelebt bekommen und sich zum Teil trotzdem so verhalten.

    Ich bilde mir ein, dass das bei uns auch so ist. Trotzdem kommen meine Jungs mit hanebüchenen Vorurteilen aus dem Kindergarten. Muss vielleicht auch mal sein, aufgrund Identitätsentwicklungen? Keine Ahnung warum?

    Ich musste aber auch einsehen, dass der Einfluss seiner Kumpels auf sie mindestens genauso so einflussreich ist wie meiner. Schönes Beispiel ist die Farbe rosa. Mein Ältester ist der Meinung rosa sei eine Mädchenfarbe und daher absolut hässlich. Mein Einwand, dass rosa früher die Jungenfarbe war gilt bei ihm nicht. O-Ton: "Waren das früher alles schlappe Eier?" :$ Und das von einem, der lieber (Auto) fährt als läuft :D

    Auch in den Kaufmannsgilden waren viele Mitglieder weiblich und aktiv tätig.

    Rein interessehalber ... War das nicht nur der Fall, wenn die besagte Frau gerade verwitwet war, weshalb sie in dieser Zeit die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes übernehmen durfte? So war zumindest bisher immer meine Information, insbesondere zu den Zünften im 15. und 16. Jahrhundert.

    Gerade zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert (Übergang Mittelalter/ Neuzeit) verändern sich Zünfte sehr stark.

    Es kommt auch regional darauf an und von welchem Zunfttyp wir sprechen.

    Bei den Fernhandelgilden war das, wie von dir beschrieben, häufiger so. (Mein Eindruck)

    Bei den "lokalen" Gilden, wie den Krämern, waren durchaus Frauen als Vollmitglieder dabei. Alles was mit Tuch/ Seide zu tun hatte waren Frauen sowieso voll involviert.

    Außerdem, wenn Frauen an Stelle des verstorbenen Mannes treten sollen/ dürfen, spricht das ja auch dafür, dass sie vorher mitgearbeitet haben müssen. Man stellt ja keine total unerfahrene Person auf diese wichtige Position. Das ist aber eher ein rechtliches Problem bzw. Fragen und nicht unbedingt ein Kriterium für den Ausschluss von Frauen. Die meisten Quellen aus dieser Zeit sind ja Rechtstexte.

    Ein anderer Hinweis für die Vollmitgliedschaft:

    In manchen Zunftordnungen steht auch drin, dass Männer und Frauen einen Harnisch für die Verteidigung zu stellen haben. Nur Zunftmitglieder sind in das städtische Militärwesen eingebunden. Also besaßen Frauen auch die Vollmitgliedschaft.


    Allerdings und woher wohlmöglich unsere Bilder von frauenfreien Zünften, bzw. "Frauen nur im Haushalt" stammen könnte:

    In den Trinkstuben/Stubengesellschaft waren Frauen meistens ausgeschlossen. Diese waren immer Zünften zugeordnet und wenn man einer Zunft beitrat musste man gleichzeitig auch einer Trinkstube beitreten. Aus diesen wurden die Vertreter für die Räte und die Zunftmeister gewählt. Daher sind (mir) keine weiblichen Ratsmitglieder bekannt.

    Man darf nicht vergessen, dass wir mit der Brille des 19. und 20. Jahrhunderts auf die weit zurückliegenden Jahrhunderte schauen.

    Das Frauen vom Wirtschaftsleben ausgeschlossen sind/ waren, nimmt nur einen kleinen Raum der Menschheitsgeschichte ein. Die Regel war der umgekehrte Fall.

    Frauen haben nämlich im Mittelalter z.B. durchaus am Arbeits- und Wirtschaftsleben teilgenommen. Anders wäre das Überleben einer Familie, sowohl Land als auch Stadt, oftmals nicht möglich gewesen. Es gab z.B. auch reine Frauenzünfte im Mittelalter und "ärmere" (Zunft-)Frauen mussten wie die Kollegen durchaus am Wach- und Militärdienst innerhalb einer Stadt teilnehmen. Auch in den Kaufmannsgilden waren viele Mitglieder weiblich und aktiv tätig. Bei einer Belagerung standen Frauen selbstverständlich auf der Mauer und haben mitverteidigt und nicht wie in Filmen meisten suggeriert wird, sich hinten in der Burgskammer versteckt.

    Es gab natürlich auch die reinen Männerzünfte, keine Frage. In Rechtsfragen sah es wieder ein wenig anders aus, ist aber meist kein Thema bei Brettspielen.

    Also gibt es mMn keinen Grund bei den meisten (Euro-)Spielen, die das Mittelalter und Wirtschaft zum Thema haben, die Frauen auszuschließen.