Beiträge von Machiavelli101 im Thema „Kennerspiel des Jahres aus Sicht „der anderen“ oder: Wie schwer sind Anleitungen?“

    Huutini

    Dein Gegenargument mit dem Pad/ Würfel kann ich nachvollziehen. Ich möchte das nicht vertiefen, da es sonst zu weit vom Thema wegführen würde.

    Wegen RDR, dein Argument bzw. Ausgangspunkt war ja, der Startpunkt oder Einstieg des Spielers am Ende, wenn das Hauptspiel vorbei ist und man alle Missionen erfüllt hat bzw. die Karte komplett entdeckt hat. Das ist ja nicht die Regel und dadurch erlernt man die Mechanik nicht wirklich, sondern wie gesagt nur durch Trial & Error, aber das ist mMn kein Lernen bzw. kein Spielen. Man beginnt normalerweise am Anfang und da ist das Spieldesign mMn relativ Schlauchförmig. Das ist bei GTA auch so. Es sind vermeindlich Open World Spiele aber gerade am Anfang nimmt es einen doch sehr an die Hand. Man kann das Spieltempo zwar selbst bestimmen, aber bestimmte Begebenheiten (Neue Missionen, Neue Gebiete, Fahrzeuge etc.) eröffnen sich erst, wenn bestimmte Ziele, die relativ offensichtlich sind, erfüllt worden sind. Gerade RDR, GTA, das Eiszeitspiel rothaariger Frau mit Pfeil & Bogen und Mechanischen Tieren (Namen vergessen) usw. haben massive Spielhilfen, wie automatisches Zielen und Hinweisgebern, wenn man sich zuviel Zeit bei den Missionen lässt.

    Wenn ich das mit Computernspielen aus den 80er und 90er vergleiche, könnte man zum Schluss kommen, dass diese Spiele die Anleitung in das (Vor-)Spiel integriert haben. Sehr schönes Beispiel ist der Vergleich der FIFA-Serie aus den 90er und 2010er Jahren. Die aktuellen Fifa kommen ohne Trainingstutorial etc. gar nicht mehr aus. Aber wie du schon sagtest, ist eine Übertragung nicht 1:1 möglich.

    Für mich stellt sich u.a. die Frage, ob Computerspiele die Wegbereiter für Brettspiele, was Spieldesign und Darstellungsmuster betrifft, sind? Wie siehst du das?


    Matze

    dass irgendeine Option am Anfang eigentlich noch nicht verfügbar sein sollte (ich glaube, Ausrüstung kaufen oder sowas).

    Ja, wenn ich mich richtig erinnere, startet man in der "Probephase" mit Ausrüstung, die man im eigentlichen Hauptspiel nicht in diesem Ausmaß zur Verfügung hat.


    Nach einem Blick in die Regel wussten wir dann: dieses Spiel sollte man gar nicht erklären und auch die Anleitung vorher gar nicht komplett lesen, sondern Schritt für Schritt vorgehen, wie es die Anleitung vorgibt.

    Ja, das ist das Problem, was Schritt-für-Schritt Regeln mit Proberunden haben. Wenn ich eine Proberunde hinter mir habe, kann ich das Spiel nicht erklären. Spiele ich aber weiter, habe ich eigentlich keine Lust dieses Spiel nochmal zu spielen, da ich die Rästel im Spiel schon gelöst habe. Dann geht es nur noch um Optimierung.


    Ich finde, Pegasus hat das mit "Im Wandel der Zeiten" für so ein komplexes Spiel sehr gut gelöst. Eine Mischung aus beiden "Welten". Es gibt jeweils Kapitel für Beginner, Fortgeschrittene und Profis. In der Regel habe ich mit Regellesen keine Probleme, aber bin auch nur ein Mensch und der Mensch ist in der Regel faul. Also bin ich mit der Fortgeschrittenen Regel eingestiegen und unsere Gruppe ist auch ein paar Partien bei diesen Regeln geblieben, obwohl wir eigentlich keine Probleme mit Profiregeln haben. Dadurch sind uns einige spannende Partien verwehrt geblieben, denn gerade die Kriegsführung gibt dem Spiel die Würze und macht es runder.

    Ich denke heutzutage ist das nicht mehr optimal, da sehr viele Spiele nur noch 4-5 mal gespielt werden, bevor das nächste neue Spiel auf den Tisch muss. Da kann man nicht mehr mit kastrierten Regeln kommen.

    Huutini

    Naja ganz ohne Erfahrung kannst du auch keinen Mensch in völliger Unkenntnis an den Computer oder Konsole setzen. Das fängt schon mal an, wie ich das Pad halten soll, oder welche Tasten ich an der Tastatur nutzen muss. Ja mit Trial and Error bekomme ich irgendwann das raus, die Wahrscheinlichkeit dass die Person vorher aufgibt ist bestimmt höher. Ein wenig „Anleitung“ oder Erfahrung wird schon benötigt.

    Du hast sicherlich recht, dass eine direkte 1:1 Übertragung nicht möglich ist, da man digital einen Bildschirm hat, der eine Reaktion zeigt und man daran lernen kann.


    Ich glaube Legenden von Andor hatte eine Losspielanleitung und damit den Anspruch das Spiel ohne Regelkenntnisse anzuspielen. Hat in meinem Bekanntenkreis nicht funktioniert.

    Huutini

    Grundsätzlich stimme ich dir zu, nur beim Bingewatching nicht ganz. Ich verstehe darunter mehrere Folgen/Staffeln einer Serie hintereinander zu schauen. Meistens sind doch bei diesen Serien keine allzu großes Verständnisfähigkeiten oder Konzentration vonnöten, um diesen zu folgen. Viele erledigen doch nebenbei den Haushalt oder machen das an einem chilligen Sonntag.

    Das spricht für mich nicht für großen Anspruch bzw. Konzentrationsfähigkeit.

    Okay, ich bin etwas verwirrt. Man liest bier im Thread immer wieder Erfahrungsberichte über ältere, akademisch gebildete Bekannte/Verwandte, die massive Probleme mit den Regeln von Brettspielen haben. Eine Erfahrung, die ich aufgrund eigener Beobachtung teile.

    Gleichzeitig wird hier von Einigen permanent von einem Zusammenhang mit dem Schwinden unserer Aufmerksamkeitsspanne gesprochen, inklusive allgemeiner alter-Mann-Kulturpessimissmen.

    Da frage ich mich schon, ob es da vielleicht eher hier im Forum ein bisschen am Leseverständnis mangelt... 8o

    Hier im Thread laufen mehrere Stränge nebeneinander. Das auseinander zuhalten erfordert schon Lesekompetenz wie du zu recht rausgefunden hast...

    Als wir an Weihnachten zu Besuch bei ihrer Schwester waren erzählte sie mir das sie Codenames im Regal haben( seit gut 2 Jahren) aber sie an den Regeln gescheitert sind und sie es seit dem nicht mehr angepackt haben. Und dann wird sich aber darüber beschwert das die Kinder nur die PS4 im Kopf haben. Hier hätte man ein Mittel um sich zusammen um den Tisch zu versammeln und gemeinsam Zeit zu verbringen, aber leider ist man zu faul sich 10 Minuten Regeln zu erarbeiten.

    Da schüttel ich immer wieder mit dem Kopf, weil ich das nicht so richtig nachvollziehen kann. Das kann doch nur Faulheit/ Bequemlichkeit sein.


    Das Erscheckende daran ist, dass man das Regellesen wohl verlernen kann, wenn man nicht am Ball bleibt.

    Einer meiner besten und ältesten Freunde war mein Gefährte beim Einstieg in die Brettspielwelt. Wir haben zusammen World in Flames "an"gezockt. Als sich unsere Wege räumlich getrennt haben, bin ich tiefer in die Materie rein und er leider nicht. Vor 2/3 Jahren erzählte er mir, dass er mit seinem Filius an Legenden von Andor, aufgrund der Regel, gescheitert ist und es jahrelang im Schrank verschimmelte. Da habe ich ihn "zur Seite" genommen, ihm nochmal vor Augen geführt, was für Regelmonster wir früher bewältigt haben und siehe da: Er hat sich reingekniet und jetzt sind sie bei der 2. Kampagne angekommen.

    das aus mir doch was geworden ist, grenzt an ein kleines Wunder - welch Zufälle das Leben einem doch bietet.

    Das ist wirklich unglaublich. Für Azul zu...:P;) Da müsste sich der werte Herr nur mal reinknien :lachwein:

    Grundsätzlich ist es bei den Juniors schon so, wenn es sie mal interessiert, können sie sich schon reinknien. In der Regel hätten sie es aber schon lieber als mundgerechtes Häppchen serviert. Erlebe ich jeden Tag, am besten als App, die spricht.


    Dazu eine Begebenheit, bei der ich fast vom akademischen Glauben abfiel..Ich war bei einer Uni-Besprechung bzgl. der Anerkennung meiner Magisterarbeit als Staatsexamen. Ich kam mit dem Prof, wir waren vom gleichen Fach, über das Thema meiner Abschlussarbeit ins Gespräch. Zum Abschluss meinte er, ob zu dem Thema zur Vertiefung auch ne Doku gäbe! =O