Beiträge von Alex SpieLama im Thema „Lehrer, verbeamtet und angestellt“

    dann würde ich mir wünschen, dass vor der Tätigkeit auch ein Studium stehen würde.

    Die Ausbildung - zumindest in Hessen - steht auf einer Stufe mit einem Bachelorabschluss. Ich halte die Ausbildung aber in vielen Fällen für total an der Sache vorbei, aber das ist natürlich wieder ein anderes Thema.

    Ich denke vielmehr, man müsste den Lehrer eigentlich noch mehr Geld geben, um die wirklich Guten zu bekommen. Zum Einen sind die Lehrer für die Zukunft des Landes mitentscheiden. Sehr schönes Beispiel ist die IT-Branche. Ich finde Programmierkenntnisse sind für eine sogenannte Wissensgesellschaft unerlässlich. Bekomme ich für 50.000 € Netto-Jahresgehalt die wirklich Top-Informatiker? Die lachen bei solchen Gehältern. Jetzt sollen die vorhandenen Lehrer mit ihren kümmerlichen IT-Kenntnissen den Schülern Programmieren beibringen? An meiner Schule hatten wir einen Informatik-Studenten als verantwortlichen IT-Chef. Eigentlich ein Unding.

    Ich bin da sogar bei dir. Das gilt aber eben nicht nur für Lehrer, sondern für so gut wie alle pädagogischen Berufe. Leider ist die Realität die ich erlebe aber auch, dass Lehrer oft etwas von ihren Fächern verstehen, aber umso weniger von Pädagogik, Lernverhalten und Psychologie. Die Basis wird zum Beispiel im Kindergarten gelegt. Basiskompetenzen wie Raumorientierung, Wortschatz, Regel & Rollenverständnis. Wenn das nicht klappt, doktort die Grundschule meistens nur dran rum und "das Problem" wird dann weiter gereicht an die weiterführenden Schulen.


    Wir haben bei den Erziehern sowie bei den Grundschullehrern (Sicht Hessen) einen eklatanten Mangel. Beides wird mit Quereinsteigern aufgefüllt, was teilweise fatal ist. Beides ist deutlich schlechter bezahlt als der Sek1/2 Lehrer. Aber diese Debatte kann man ewig weiter aufdröseln, ich kenn da auch keine Lösung. Ich bin nämlich durchaus der Meinung, dass ein Grundschullehrer vom Arbeitsvolumen her, weniger zu tun hat als ein Sek1/2 Lehrer und ein Erzieher muss so oder so seine 39 Stunden Woche im Betrieb leisten. Da ist nix mit frei verfügbare Vorbereitungszeit und Ferienzeiten...

    Ich finde aber es muss deutlich andere Anreize als eine Verbeamtung geben. Eine Verbeamtung macht die Lehrkräfte zu immun gegen Kritik an ihrer Arbeit. Wenn ich sehe, dass hier in der Gegend katastrophale Schulleiter quasi rausgeklagt wurden nur damit sie dann eben an eine andere Schule hier in der Gegend versetzt werden, weil anders kann man mit Ihnen als Beamte wohl nicht verfahren (kenne keine Details), dann bleibt einem schon die Kinnlade offen stehen.

    Nach spätestens 5 Jahren wird (zumindest in NRW) in der Regel die Freigabe erteilt.

    5 Jahre! 5 Jahre in denen jemand anderes darüber bestimmt, wie du dein Leben gestaltest. Ich weiß um die Vorteile eines Beamten, mir wäre es das nicht wert.

    Warum werden nicht Lehrer mit Professoren verglichen?

    Weil wir in Deutschland nach Abschlüssen bezahlen und die wenigsten Lehrer meines Wissens nach habilitiert haben. Die wenigsten Lehrer haben einen Doktortitel (irgendwie sind es meist die Mathematiker die den haben :P)

    Wenn man die Verbeamtung abschafft müssen andere Anreize geschaffen werden

    Andere Anreize währen zum Beispiel bessere Arbeitsbedingungen. Kleinere Klassen. Weniger Druck. Weniger starres Schulsystem. Ach ich könnt ewig weiter machen, aber ich gebe auch zu, ich hege große Antipathien gegen das deutsche Schulsystem.

    Kein Anspruch auf ALG da man die 12 Monate nicht voll bekommen hat.

    Anspruch auf ALG 1 ist da, weil du innerhalb von 2 Jahren X Monate gearbeitet hast und ja immer nur für 6 Wochen ALG 1 beziehst. "Übernommen" wirst du schon, du kriegst deine Stelle nach den Sommerferien wieder. Oft wird die Stelle etwas umgeschrieben in der offiziellen Ausschreibung um rechtlich begründen zu können, das sei ne "neue Stelle" - alles schon erlebt.

    Beamtentausch

    Möchte ein Beamter in ein anderes Bundesland wechseln, so braucht er quasi einen Tauschpartner der den gleichen Wechsel in die andere Richtung macht zumindest bei Lehrern. Die jeweiligen Dienstherren müssen natürlich zustimmen und da kann es viele Gründe geben, warum sie ablehnen auch das hab ich schon im direkten Umfeld erlebt. (Ich hab fast nur Lehrer um mich herum, schreckliche Plage :P )

    Um da Mal weitere Aspekte einzubringen:

    Für eine Verbeamtung muss man körperlich gesund sein. Ich selbst leide an einem Herzfehler. Das hat eine Verbeamtung von Anfang an ausgeschlossen. (Einer der Gründe warum ich mich gegen das Lehrer dasein entschieden habe). Der nächste Punkt ist, dass das Bundesland Hessen nicht verbeamtete Lehrer nur befristet bis zu den Sommerferien anstellt und diese über die Sommerferien entlässt um Geld zu sparen - nicht immer, aber sehr häufig. In den Sommerferien gibts dann also ALG 1, da hab ich absolut kein Bock drauf. Ein weiterer Punkt ist die Gehaltsstufe. Als nicht verbeamteter Lehrer ist man im TVH oder TVL (Tarifvertrag Hessen bzw. Land) und bekommt die Stufe e10 oder e11. Das sind je nach Erfahrungsstufe so um die 2000 netto - pi Mal Daumen.


    Verbeamtung ist mittlerweile in ganz Deutschland alles andere als Standard und wird teilweise auch arg kritisch gesehen. Ich gehöre zu den Menschen die gegen eine Verbeamtung von Lehrern sind. Ich erlebe es zu oft, dass mit der erfolgten Verbeamtung eine "jetzt ist mir alles egal, jetzt kann mir keiner was" Einstellung einhergeht. Fasst das bitte nicht verallgemeinernd auf, nicht bei allen ist das so, aber für meinen Geschmack einfach zu oft.

    Nebenbei finde ich die Verbeamtung gegenüber anderen deutlich pädagogischeren Berufen nicht fair. Die Arbeit der Erzieher dehnt sich immer weiter bis ans Ende der Grundschule aus mit Ganztagsklassen, begleitenden Förderangeboten und und und... beginnend in der Krippe. Da denke keiner dass deren Arbeit so wichtig ist, dass sie mehr Geld oder eine Verbeamtung erhalten müssten.


    Eine Verbeamtung nimmt einem aber ja auch viele Rechte: Freie Wahl der Schule? Nope, nicht mehr. Wer einmal an einer Schule gearbeitet, die einen kaputt macht, weiss, was das bedeuten kann. Oder noch krasser: Umziehen in ein anderes Bundesland z.B. der Liebe wegen? Viel Erfolg, Beamtentausch zwischen Bundesländern ist nicht grade einfach...