Gerade die News auf der Spielworxx Homepage gelesen:
Spielworxx hat die Lizenz zurückgezogen!
"Lizenz zurückgezogen" klingt jedenfalls besser als: "Die zweite Auflage ist geplatzt, weil keine 300 Leute das Spiel bei Kickstarter haben wollten, und das bei einem deutlich günstigeren Angebot als es bei uns im Shop kostet." 
Haben die nicht zu früh die Reißleine gezogen?
Sehe ich nicht so. Ein nicht solide finanziertes Projekt sollen sie lieber direkt abbrechen als dass es nachher Probleme bei der Umsetzung gibt, so wie bei #SolariusMission, das mein erstes Komplettverlust-Projekt bei Kickstarter werden dürfte.
Man könnte hier über viele Sachen spekulieren, wenn einem danach ist. Ob der Zeitpunkt im Januar besonders glücklich war. Ob es eine generelle Kickstarter-Müdigkeit unter Backern gibt. Ob die Ankündigung (leak?) der Kampagne noch während der Preorder-Phase der Spielworxx-Version schädlich für das Spiel war. Ob das Spiel mit seinem hohen Anteil an nicht-massenkompatiblen Mechanismen (u.a. verdecktes Bieten und viel negativer Interaktion) und ohne Solo-Modus überhaupt Kickstarter-geeignet ist. Und einiges mehr.
Aber egal, wie man es dreht und wendet: Das Projekt hat am ersten Projekttag nicht mal 200 Backer angezogen und ist dann auf einstellige Backerzahl-Zuwächse abgefallen. Das ist nun mal unterirdisch schlecht. Viel zu wenig für eine wirtschaftliche Realisierbarkeit. Nicht nur ein bisschen zu wenig, sondern wirklich VIEL zu wenig. Unter Auflage 1000 braucht man bei der Spieleherstellung eigentlich gar nicht anfangen. IMHO mussten die die Reißleine ziehen. Es wird ihnen nicht leicht gefallen sein, denn da wurde erkennbar schon echtes Geld versenkt.
Bei mir ist gerade Sprachunabhängigkeit in Spielen ein Negativ-Kriterium.
Ich sehe das im Allgemeinen auch kritisch, gerade bei Game Brewer. Bei deren Chimera Station Euro-Edition ich froh bin, stattdessen die TMG-Variante mit englischen Texten zu haben. Aber hier im Falle von Thrones of Allegoria ist das wirklich kein Ding. Die Aktionen bzw. Leisten haben eh schon Symbole und das zusammen mit größer(-gleich) bzw. kleiner(-gleich) und Zahlen dabei erschlägt schon fast alles, was bei den Zielkarten vorkommt. Hier muss keine komplexe Symbolsprache erfunden werden; das ist alles total simples Zeugs.
Ich habe 69€ dafür bezahlt. Der Kickstarter ist 81 Dollar
Das ist eine Möglichkeit, es zu sehen. Die andere wäre: 89 Euro im Spielworxx-Webshop bzw. aktueller Bestpreis 82 Euro bei Milan (non-Deluxe) vs 69 Dollar bei Essen-Abholung (Deluxe-Version). Ich behaupte mal: die Non-Deluxe-Version wird sich im Moment nicht allzu gut verkaufen.
Ich habe mir jetzt das Spiel mal näher angesehen. Bauchgefühl: eigentlich sehr positiv. Das Thema ist schwach und generisch (wir wollen Monarch werden anstelle des sterbenden Monarchen und sammeln dafür Siegpunkte *gähn*), aber rein mechanisch ist da schon vieles drin, was mir gefällt. Außerdem halte ich die Überarbeitung von Game Brewer für sehr gelungen.
Insbesondere der Wechsel von Text zu Symbolen auf den Karten macht das Spiel in meinen Augen klar besser. Das ist alles nichts Kompliziertes und für sowas wie "habe so-und-soviel von diesem-und-jenem" sind Symbole allemal einfacher zu erfassen als lange Texte. Sprachunabhängigkeit ist nicht immer kostenfrei zu haben, aber hier fragt man sich fast schon, warum das nicht gleich so konzipiert wurde.
Allerdings ist mein Verstand gegen ein Backen. Ich würde schlicht keine Mitspieler finden. Das ist geradezu ein Sammelsurium von Sachen, die schwer zu verkaufen sind, wenn man ein Spiel anpreisen möchte. Mehrfaches Blind Bidding incl. Bluffen am Anfang jeder Runde (ähnlich #FrancisDrake), dazu negative direkte Interaktion in rauhen Mengen (incl. Würfelkämpfe!) und dazu vermutlich grübelanfällig ohne Ende, denn das Spiel nutzt Aktionspunkte, von denen man auch optional während des Zuges noch mehrfach "Nachschub" generieren kann. Bei sowas kann ein AP-anfälliger Mitspieler das Spiel schon ganz alleine unerträglich machen.
Außerdem fehlen mir irgendwie die besonders euphorischen Berichte von den Frühkäufern. Wenn sich bei so teuren Sachen die besten Bewertungen bei 8/10 einpendeln und absolut niemand wirklich begeistert ist, dann ist das in der Regel nichts, was man unbedingt haben müsste.
Sehe ich das richtig? Es ist das gleiche Spiel, dass man für 89,- Euro gerade bei Spielworxx kaufen konnte oder kann?
Nein. Deutlich verbessert und dafür deutlich günstiger. Wie schon bei Gentes. Aber die Spielworxx-Käufer können sich freuen, dass sie das Spiel erst ermöglicht haben und außerdem ein Jahr früher spielen konnten. Dafür verzichten die überzeugten Spielworxx-Fans doch sicher gerne auf Deluxe-Upgrades und zahlen gerne wesentlich mehr. Oder etwa nicht?!
