Beiträge von Yakosh-Dej im Thema „Harald Schrapers über die einsamen Solospieler“

    Yakosh-Dej


    die Jury sagt klar, dass sie nicht die besten Spiele kürt, sondern Spiele ...

    Wo wir meiner persönlichen Meinung nach beim Geburtsfehler des Preises sind: Dem irreführenden Titel des Preises, der Uneingeweihten sugeriet, es handele sich bei den ausgezeichneten Spielen um die besten Spiele des jeweiligen Jahrgangs. Ein Titel der regelmäßig zu Verkaufssteigerungen führt, da Menschen, die weniger bzw. garnicht mit Brettspielen sonst im Alltag zutun haben, dies als Gütesiegel für den Brettspielkauf wahrnehmen. Wenn ich Neulingen in meiner Runde begrüße, kam es bereits zig mal zu der Frage, wo den in meiner Sammlung die ganzen hochdekorierten SdJ-Spiele denn bitte sind. Spiele, die in der öffentlichen Wahrnehmung völlig zu Unrecht als Krone der Brettspielkunst gelten. Wenn man denen dann andere Spiele zeigt und erklärt, wird schnell klar, warum nur ein verschwindender Teil meiner Sammlung auch nur nominiert für den Preis war, da erkennen die neuen Mitspieler plötzlich, was an dem Brettspiel-Hobby so faszinierend ist, und das Spiele mit dem Titel SdJ bei Weitem nicht die Platzhirsche der Spieleszene sind, sondern eben "nur" einsteigerfreundliche Spiele für Nicht-Spieler, die allenfalls bei Start in die Brettspielwelt behilflich sein können ... aus meiner Sicht ist der Preis mit seinem an Etikettenschwindel grenzenden Titel, eins der Ursachen, warum Brettspieler und deren Hobby immer noch teilweise belächelt und als Kinderkram abgetan wird. Ob das dem Kulturgut Brettspiel also tatsächlich einen Dienst erweist, darüber mag man trefflich streiten ...

    So ein Editorial soll ja zum Reflektieren über aktuelle Entwicklungen anregen.


    Wenn ich mir diesen Thread so ansehe hat Herr Schrapers offensichtlich einen guten Job gemacht.

    Ist das so? Ist Herr Schrapers die Greta Thunberg bezüglich der drohenden Vereinzelung des Brettspielers? Oder eher der Donald Trump / Boris Johnson der Gesellschaftsspiele, der klar abgrenzt, was und wer seiner Meinung nach zu "seinem" Hobby / Thema gehört, und was bitte nicht, und damit mehr spaltet als zusammenfügt. Also etwas was meiner Meinung nach bei vielen Spieler schon lange als Einheit / Koexistenz wahrgenommen wird? Aus meiner Sicht der Dinge mag man solche Entwicklungen ja ansprechen, ob man aber dabei selektiv abgrenzen muss, da habe ich meine Zweifel. Und wird hier jetzt daher über mehr Gemeinschaft bzw. den Versuch mehr Mehrspieler-Partien zu organisieren gesprochen, oder eher um die Einheit einer Sache (dem Brettspiel) als Ganzes inkl. Solo- und Mehrspieler?


    Wenn ich (Achtung: nur ein willkürliches Beispiel ohne Widerspiegelung meiner realen Meinung) hier jetzt als Editorial schreibe, dass Legacy Spiele garkeine echten Gesellschaftsspiele in eigentlichen Sinne sind, weil das Brettspiel als Kulturgut keine solchen destruktiven Elemente der Spielmaterialen vorsieht und es auch keine Wiederspielbarkeit gibt, die aber ein Kernelement eines guten Gesellschaftsspiel sein muss. Meiner Meinung nach Spiele dieser Art also aufgrund ihrer zerstörerischen Mechaniken, in erster Linie die Umwelt schädigen und Legacy-Spieler als Umweltverschmutzer resozialisieren werden müssen, da würde ich nicht sagen, dass das sinnvoll zur Diskussion anregt.


    OK, hier ist sicher ein wenig bissiger Sarkasmus enthalten, der bitte nicht wortwörtlich zu nehmen ist, aber ich denke, mein Einwand wird klar.

    Das tut er eben nicht. Wenn überhaupt zieht er eine Grenze, womit sich sein Verein noch beschäftigt und womit nicht.

    Das ist, um bei deinem Beispiel zu bleiben, wie wenn ein Fussballtrainer sagt, Beachsoccer hat für ihn keine Relevanz. (...)

    Der ausschlaggebende Punkt und gravierende Unterschied ist allerdings, dass der besagte Trainer in unserem Beispiel, danach nicht später selbst eine Bewertung in einer Jury als dessen Vorsitzender abgibt, die sich mit ein und dem selben Produkt beschäftigt. Da wird die persönliche Meinung nämlich plötzlich und wie durch ein Wunder zur offiziellen Meinung eines Jurymitgliedes, und erhält damit zwangsläufig ein völlig anderes Gewicht. Um das an unserem Beispiel zu verdeutlichen: Der Trainer gibt nicht nur privat und innerhalb seiner persönlich Meinung zum besten, dass (als Beispiel) gelbe Streifen auf Trikots nichts verloren haben, sondern bewertet kurz darauf die besten Trikots des aktuellen Jahrgangs. Und wertet zudem indirekt noch Träger von Trikots mir gelben Streifen ab ... :down:

    Yakosh-Dej


    War mir schon klar :)


    Grundsätzlich finde ich, dass er auch in seiner Funktion seine ureigene Meinung äußern darf. Wäre es nicht viel verwerflicher, "dürfte" er es nicht? Und er kennzeichnet es ja klar als seine Meinung.

    Natürlich, DARF er das tun … es bietet in meinen Augen nur ein unglückliches Bild, wenn man seine Meinung zu einem Thema sagt, und gleichzeitig in einer Jury sitzt, die sich eben genau diesem Thema verschrieben hat und man seinen höchsteigenem Anliegen damit unkalkulierbaren Schaden zufügt. Wie gesagt, es hat halt eine gänzlich andere Wirkung, von wem die jeweilige Aussage kommt, vor allem wenn es einen direkten Bezug zu einem Amt / Funktion gibt. Wenn im Kicker ein Fußballer oder Trainer etwas Kritisches zum Thema Jugendförderung im Fussball sagt, schlägt dies beispielsweise höhere Wellen, als wenn der Zeugwart in lokalen Kreisblatt die gleiche Meinung vertritt. Der Sender ist für die Nachricht und dessen Wirkung ebenso entscheidet, wie die Aussage selbst.

    Für den Artikel und seine Meinung ist es völlig unmaßgeblich, dass er etwas mit dem SdJ zu tun hat.

    Du bist also der Meinung, dass jemand in einer solchen Jury vorsitzt und der zu eben diesem Kernthema etwas schreibt, damit rechnet, dass Leser dies unter allen Umständen von seiner Funktion trennen werden? Wir sprechen hier nicht von der privaten Meinung des Hausmeisters, der nach der letzten SdJ Abstimmung den Saal fegt, oder einem Schauspieler / Fussballer, dessen Kernkompetenzen nicht im selben Bereich liegen, sondern von jemanden, der seine Meinung selbstverständlich mit in solche Entscheidungen nimmt und der hier ganz deutlich zeigt, wie hier Spieler bzw. Spiele offenbar in Teilen dieser illustren Jury-Runde gesehen werden ... hälst du es also für klug, bzw. förderlich für das Kulturgut Brettspiel solche ausschließenden Äußerungen zu tätigen? Ich nicht ... ich halte es sogar für ausserordentlich unklug.

    Wenn damit Solospiele seiner Meinung nach garkeine Sparte im Sinne seiner Definition des Kulturgut Spiels sind?

    Ganz genau - aber diese hahnebüchene Aussage und die entsprechende Entwertung dieser Spiele und der Spieler, die sie spielen vom SdJ-Vorsitzenden zu kritisieren, dass ist doch was wir hier machen?


    Ich kann doch sagen: Da entfernt der Vorsitzende der SdJ seiner Meinung nach eine ganze Spielesparte aus dem Schema der Brettspiele und wertet deren Spieler ab.
    Denn das ist es, was nicht "zum Diskurs aufruft", sondern das ist exklusiv, ausgrenzend. Und eine solche Aussage finde ich im Bezug auf das inklusive Kulturgut Spiel beschämend.

    Ehrlich gesagt zeigt das aus meiner persönlichen Sicht vor allem wie weit weg einige der Menschen rund um den SdJ-Preises vom modernen Brettspiel-Alltag bereits entfernt sind. Ich sehe durchaus, dass es bei einem Brettspiel im herkömmlichem Sinne um ein Gesellschaftsspiel handelt, doch die aktuelle Entwicklung der wachsenden Zahl der Solospiele und Solospieler zu ignorieren bzw. diese in Abseits zustellen ist in meinen Augen ein Armutszeugnis, und zeigt mir persönlich deutlich, dass der SdJ-Preis und dessen Jury offenbar aus der Zeit gefallen ist, und mit dem aktuell schnell wachsenden Brettspielszene nur noch bedingt synchron läuft. Gerade in einer Zeit, wo viele von uns aus ganz unterschiedlichen Gründen, nicht zu jeder Zeit die geeigneten Mitspieler zur Hand haben und sich trotzdem mit unserem Thema Brettspiele beschäftigen wollen, ist eine Solopartie zwar kein vollwertiger Ersatz für eine Partie zu dritt, viert oder fünft, aber eine perfekte Möglichkeit, dem allgegenwärtigen digitalen Imput für einige Zeit zu entkommen und sich mit etwas Haptischen zu beschäftigen. Ein Dienst am Kulturgut Spiel ist dies jedenfalls nicht, ganz im Gegenteil ... vielleicht sollte der gute Mann sich mal aktuell neu mit seinen Kerngeschäft dem Brettspiel beschäftigt, um den Reiz den Solospieler empfinden, auch selbst nachvollziehen zu können ...