Beiträge von ravn im Thema „02.12.-08.12.2019“

    King's Dilemma wird mit einem fünften Spieler sicher besser, weil es vielfältigere Abstimmungsergebnisse und Zweckbündnisse zwischen fünf Spielern geben kann im Vergleich zu vier Spielern. Wie stark sich ein fünfter Gastspieler in einer festen Viererrunde auswirkt, weil dieser ja kaum langfristige Ziele verfolgen kann, wird sich zeigen müssen.


    Wichtiger als 4 oder 5 Spieler ist aber wohl, ob die Runde an sich untereinander und zum Spiel passt. Weil hier ist direkte Interaktion verlangt in den Diskussionen und im Abstimmungsverhalten. Man kann sich eben nicht, wie in manch anderen Spielen, notfalls auf die spieltechnische Ebene zurückziehen und seinen Spass an seinem Spiel haben, in Ausblendung einzelner nerviger Mitspieler.


    Ebenso sollte sich die Runde auf eine für die Runde angenehme Spielart einpendeln können wollen. Sind lange wortreiche Diskussionen erwünscht oder bevorzugt man eher das taktische Spiel auf Siegpunkte? Alles an den Rand drängende Alphaspieler sind ebenso wie komplett passive Mitspieler eher Gift für eine Runde. Perfekt, wenn sich alle auf Augenhöhe begegnen und im Spiel agieren können untereinander.

    An zwei unterschiedlichen Terminen in unterschiedlichen Spielrunden ...


    King's Dilemma : Wie erwartet sehr storylastig. Im spielerischen Kern bekommen wir per Kartenstapel Ereignisse als Fürst in unseren Königsreich erzählt und müssen dann darauf aufbauend über den Fortgang entscheiden, ohne aber die storytechnischen Auswirkungen zu kennen. Dabei gibt es wenig schwarz-weiß, sondern viele Grautöne, denn gut gemeinte Entscheidungen können für andere unbedacht negative Folgen haben oder Entwicklungen auslösen, die wir noch gar nicht ahnen konnten oder wollten.


    Neben dieser Storyebene gibt es dann noch die persönlichen Zielkarten und Ziele des eigenen Fürstentums. Da versucht man, seine Entscheidungen so zu treffen, dass man bestimmte Markerkonstellationen erreicht, wenn eine Spielpartie mit Tod des Königs oder wenn das Gleichgewicht einen Extremwert erreicht hat. Da die Mitspieler entsprechende eigene Interessen haben, die ebenso geheim und teils gegenläufig sein können, gilt es im Laufe einer Partie herauszufinden, wenn man bei welchen Entscheidungen auf seine Seite ziehen kann.


    Die Entscheidung ist immer eine Mehrheitsentscheidung dafür oder dagegen. Mit Einflussmarkern geregelt, die man einsetzen oder bei einer Enthaltung auch zurückgewinnen kann. Trickreicher Mechanismus, weil man nur dann noch erhöhen kann, wenn jemand persönlich mehr bietet als ein einzelner anderer Spieler. Bei vier Spielern ergab sich da meist ein 2-2 oder 1-0-0-0 Verhältnis. Also entweder ein Bietduell zweier Partein oder jemand hat den Ton angegeben und der Rest hat sich enthalten. Fast ein wenig unterschätzt haben wir in unserer Erstpartie, dass man als Meistbietender für die Entscheidung haftet und unterschreibt und eventuell dauerhafte Vor- oder Nachteile für Folgepartien hat. Das muss sich noch zeigen, wie sich das langfristig auswirkt.


    Man kann das Spiel rein mechanisch spielen, da bei jeder Storykarte bekannt ist, wie die Marker bei welcher Entscheidung wandern werden. Oder eben auch in seiner Rolle als Fürstentum umgesetzt, argumentiert und vorgetragen. Bei uns hatte sich das irgendwo in der Mitte eingependelt. Meistens haben wir die Entscheidung vorab als Fürsten diskutiert und sind dann zur Abstimmung gekommen. Bestechung ist ebenso möglich und wurde auch oft eingesetzt, denn Meinungen sind durchaus käuflich. Perfekt, wenn man für das, was man sowieso will, noch Gold bekommt. Wer mag, kann hier ein vielschichtiges Intrigenspiel aufziehen. Allerdings begrenzt auf die Partie und die Entscheidungen des Spiels und offen am Tisch und das ist auch gut so. Diplomacy & Co sind da noch ganz andere Hausnummern.


    Mir persönlich hat die Partie mitsamt vorgeschobener Demo-Introrunde Spaß gemacht. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf der Storyentwicklung, denn ob überhaupt Storykarten ins Spiel kommen, die bestimmte Marker so beeinflussen lassen, dass man auch Siegpunkte macht, das empfand ich eher zufällig und als Beiwerk. Wenn das klappt, ist es prima. Ansonsten einfach die Story geniessen, also eher den Weg als das Ziel. Bin weiterhin gespannt, ob es mir gelingt, die Runde und das Königreich in die Richtung zu schubsen, die ich als langfristige Fürstentumsziele habe. Ich meine, da potentielle Verbündete auf diesem Weg erkannt zu haben.


    Wer diskussionslastige und storygetriebene Abstimmungen mag in einem Legacy-Szenario über rund 15 Spielpartien mit je 60 bis 90 Minuten Spielzeit, der könnte hier richtig sein. Aber nix für mundfaule Eurogame-Optimierer. Eben sehr speziell das Spiel. Deshalb finde ich es mutig, dass sich Heidelbär Games für eine deutschsprachige Version entschieden hat.


    Cthulhu Death may Die : Mit diesem Spiel hat CMON meine Aufmerksamkeit zurückgewonnen. Nach Zombicide & Co hatte ich die als Miniaturenschmiede mit einem halbgaren Spielsystem drumherum abgeschrieben. Das Spiel hier macht aber vieles richtig. Angenehm gradliniges Regelwerk ohne Chrome-Balast. Spielthematisch auf das jeweilige Szenarien fokussiert in ebenso einfachen Sonderregeln, Monstern und Gegenständen. Herausfordernd und durchaus taktisch im Einsatz der Charakterbesonderheiten und im eigenen Balancing seines Stresslevels, um Würfelwürfe wiederholen zu können. Auf einer für mich angenehmen Grenzlinie zwischen Story und Spieltaktik und Zufallselementen. Rundherum gelungen.


    Ich konnte das Spiel in einer Zweierrunde kennenlernen. Wir haben die erste Episode gespielt und hatten Cthulhu als Obergegner. Mit dabei war Elizabeth, die Glücksbringerin und Schleichtante konnte vermehrt Würfelwürfe wiederholen und sich an Gegner vorbeischleichen, ohne deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zudem war ihre Handfeuerwaffe sehr nützlich im Fernkampf. Leider kleptomanisch veranlagt. Und dazu Das Kind, das Gegner anzünden konnte seltsame Sachen mit den Monsterportalen anstellen konnten und ebenso die Fertigkeiten von Fernkampf erlernen konnte. Auf einem Selbstverletzungstripp unterwegs.


    Das alles ging anfangs auch ganz gut, aber allzu schnell breitete sich der Wahnsinn unter uns aus und dann folgte ein kleiner Durchmarsch bis Cthulhu noch in seiner Stage 1 zum Erscheinen gedrängt wurde. Am Ende stand zwischen sicherer Niederlage und potentiellem Sieg ein Zufallsereignis - eben wortwörtlich das Ereignis, was nicht passieren durfte. Thematisch perfekt. Vom Spannungsbogen auf seinem Höhepunkt dem völligen Wahnsinn verfallen. Gescheitert.


    In unserer Partie haben wir wohl maximal ein Drittel der möglichen Durchsuchungsobjekte gesehen und maximal die Hälfte der möglichen Mythoskarten. So wie ich es verstanden habe, wird Cthulhu als Obergegner aber immer gleich agieren, weil der nur ein einziges Set an Stage-Karten hat. Schade, weil so wird sein Handeln ausrechenbar. Fast schon ein wenig wie ein Legenden von Andor Szenario zur taktischen Knobelaufgabe. Denn genau diese Ungewissheit hat mir an Cthulhu Death may Die am besten gefallen.


    Ob es in einer 4er- oder gar 5er-Runde ebenso taugt? Keine Ahnung. Da aber jeder seinen kompletten Spielzug samt Mythoskarte und Monsterangriffe spielt, bevor der nächste Spieler aktiv ins Spielgeschehen eingreift, könnte der eigene Aktionsanteil mir fast schon zu gering sein. Denn die Welt dreht sich weiter, auch wenn man nicht direkt angegriffen werden kann, so bewegen sich Gegner und Feuer & Co breitet sich aus, während man nichts machen kann. Ausser eben beratend seinen Mitspielern zur Seite zu stehen. Hoffe mal, dass die weiteren Episoden da mehr Interaktion auch in Mitspielerzügen ins Spiel bringen. Ansonsten würde ich wohl eher eine 3er-Runde bevorzugten als Kompromiss zwischen Charaktervielfalt und eigenem Spielanteil.


    Wie gelungen ist eigentlich die deutsche Übersetzung? Atmosphärisch dicht oder eher peinlich? Schade nur, dass durch die Kickstarter-Politik von CMON der spätere Einstieg bestraft wird, weil entweder arg teuer im Nachkauf oder im Verzicht auf Spielmodule. Als Retailkäufer empfinde ich mich da als B-Klassen-Kunde und lasse es dann im Zweifel einfach komplett liegen.