Beiträge von MetalPirate im Thema „Computerspielententwickler Rebellion gründet Abteilung für Brettspiele“

    wenn ein Global Player aus dem Computerspielebereich ernsthaft versucht, ein zweites Standbein im Brettspielbereich aufzubauen, dann hat der auch genug Geld, um für die entsprechende redaktionelle Qualität zu sorgen und für alles andere, wo sich Entwicklung, Produktion und Distribution von PC-Spielen gegenüber Brettspielen unterscheiden. Plus, er kann seine eigene nicht unerhebliche Erfahrung aus dem Bereich Spieledesign einbringen.

    So wie es für Walmart, größte Supermarktkette der Welt, ein Leichtes war, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen? ;)


    Dass es da Schnittmengen gibt: völlig richtig. Dass ein Videospiel-Hersteller neue, eigene Stärken (und nicht nur Geld!) einbringen kann: ebenso richtig. Aber wenn man denkt, benachbarte Marktsegmente mal schnell eben einfach so erobern zu können, dann ist der Schiffbruch vorprogrammiert. Nach dem, was man so über Mechs vs Minions gehört hat, wurde dafür massiv externes Wissen eingekauft, und das war ein Hobbyprojekt des Firmenchefs, das keinen Gewinn abwerfen musste, sondern nur null auf null aufgehen sollte.

    Bleibt mal bitte realistisch. Ein "back on topic" funktioniert hier (noch!) nicht. Solange Rebellion oder sonstwer aus der Videospielbranche nicht tatsächlich in den Brettspielmarkt eingestiegen ist, können wir hier bestenfalls über die Umstände eines solchen Projekts reden, ob real geplant oder hypothetisch möglich. Das ist so on topic, wie's hier (derzeit!) möglich ist. Die Alternative wäre, den Thread erstmal für ein paar Monate zu sperren und erst dann wieder zu öffnen, wenn es konkrete Brettspiele von Rebellion zu besprechen gibt -- und das will ja wohl hoffentlich auch niemand ernsthaft vorschlagen.

    Ich glaube, bei der Bewertung, inbesondere bei einem Vergleich der Sorte "X ist besser als Y", muss man auch etwas aufpassen, objektive Gütekriterien (bzw. objektivierbare, falls sich jemand am "objektiv" stört) nicht mit subjektivem Geschmack zu vermischen. Wenn mir X besser gefällt als Y, dann hat das in der Regel Komponenten von beidem drin. Die Profi-Arbeit ist in der Regel besser als das, was der Amateur zustande bringt, aber vielleicht gefällt mir auch der Stil des einen einfach besser als der Stil des anderen. Das kann dann für den einen den Eindruck "zwischen Profi und Amateur liegen Welten" bestätigen und für den anderen, der den womöglich ungewöhnlichen Stil des Amateurs einfach mag, umgekehrt den Eindruck entstehen lassen, dass der Amateur voll mithalten kann.


    Alles einfach ein bisschen weniger absolut sehen und vielleicht auch mal ein "im Schnitt" dranbauen, dann sollte eigentlich jeder einsehen, dass die Arbeit von Profis denen von Amateuren normalerweise überlegen ist. Das hindert dann trotzdem nicht den promovierten MINT-Vertreter daran, mit kostenloser Vektorgrafik-Software erfolgreich Pokerchips für Brettspiele zu entwerfen... :)


    (Und ja, auch das hätte ein Design-Profi sicher besser hingekriegt. Aber auch der hätte mindestens so viel mit Farbkanten-Verschiebungen von dunkel nach hell im Sublimationsdruck herumgekämpft wie ich. Wenn er nicht den Versuch, bestimmte Strichdicken unabhängig von der Farbkombination in etwa gleich dick hinzukriegen, irgendwann genervt aufgegeben hätte...)

    Bei Isaac Childres hat das Erstlingswerk ähnlich hohe Regelqualität

    Zu Gloomhaven kann ich nichts sagen, aber Founders of Gloomhaven war sowohl regeltechnisch als auch redaktionell eine Vollkatastrophe. Bei eigentlich sehr guter spielerischer Substanz dahinter. Ein fähiger Redakteur hätte aus diesem Wust von schönen Ideen ein tolles Spiel extrahieren und gut umsetzen können. Konjunktiv, weil real leider nicht geschehen.

    Ich greife das hier auch mal auf:

    Wenn man also GAR nicht vom Fach ist. Was soll da rauskommen?

    Unabhängig vom konkreten Bereich würde ich nicht ausschließen wollen, dass jemand, der fachfremd / ungelernt / unerfahren ist, auch mal einen Glückgriff landet. Umgekehrt ist auch nicht bei jedem, der schon lange im Geschäft tätig ist, immer und automatisch alles Gold, was glänzt. Aber alles in allem wird sich Erfahrung und Grundlagenwissen normalerweise auszahlen und im Schnitt (!) zu besseren Ergebnissen führen. Je komplexer ein Gebiet ist, umso eher gilt das.


    Zurück zum Konkreten. Manche Bereiche, z.B. "eine Brettspielregel schreiben", leiden IMHO auch etwas darunter, dass sie nicht unmittelbar als komplexe Aufgabe erkennbar sind und viele meinen: "Och, das kann so schwer nicht sein, das kriege ich auch hin". Wenn man sich dann so manches Kickstarter-Eigenverlags-Machwerk ansieht, dann merkt man aber sehr schnell: Oh doch, wenn's gut werden soll, dann ist das sehr wohl schwierig...