Beiträge von Thygra im Thema „Spiele bei einem Verlag "unterbringen" - wie funktioniert sowas?“

    "Regalfläche" bedeutet nicht unbedingt "Display". Das Zauberwort lautet "Listungsplätze". Wenn ein aufstrebender Verlag seine Spiele erstmals in eine Kette wie Müller, Kaufhof oder Thalia bringen möchte, muss er dort Listungsplätze (Plätze auf den Produktlisten) beantragen, was nicht so einfach ist. Denn eine solche Kette wägt genau ab, ob sie die Aufnahme eines neuen Lieferanten (Verlags) für lohnenswert hält oder nicht.

    Angenommen, der aufstrebende Verlag ist erfolgreich und erhält nun bei der Kette 6 Listungsplätze. Das heißt, er darf 6 Spiele aus seinem Sortiment vorschlagen, die die Kette in ihr Sortiment aufnimmt und ihren Filialen anbietet. Welche 6 Spiele das sind, darf der Verlag meist selbst aussuchen, wobei sich die Kette aber ein Vetorecht vorbehält.

    Nach einem halben oder ganzen Jahr ziehen Verlag und Kette Bilanz: Haben sich diese 6 Spiele erfolgreich verkauft? Falls nicht, fliegt der Verlag vermutlich als Lieferant wieder raus. Falls doch, erhält der Verlag im nächsten Jahr vielleicht 10 oder 12 Listungsplätze.

    Somit hat der Verlag ein großes Interesse daran, genau die Spiele für die Listung auszuwählen, die sich dort hoffentlich gut verkaufen lassen. Denn dann kann er im Folgejahr mehr Titel positionieren.

    Ich hoffe, das Prinzip ist soweit verstanden!?

    Zurück zur eigentlichen Frage PowerPlant : Ein neuer Verlag wie zum Beispiel die "Edition Spielwiese" vor 3 Jahren wird normalerweise keine Listungsplätze bei einer Kette erhalten. Wenn sich aber dieser Verlag entscheidet, den Vertrieb an eine Firma wie Pegasus abzutreten, dann kann der Verlag darauf hoffen, dass der eine oder andere seiner Titel von Pegasus in einer solchen Listung untergebracht wird. Und so kommt dann ein Spiel eines neuen Verlags vielleicht auch in eine Kette rein.

    Bevor wir uns jetzt immer mehr im Thema "Vertrieb" verlieren (woran ich selbst nicht unschuldig bin), möchte ich wieder zurück zur eigentlichen Frage kommen. (Hab jetzt mehr Zeit als vorhin.)

    Generell kann ein Autor sein neues Spiel natürlich jedem beliebigen Verlag anbieten. Er kann auch alleine entscheiden, ob er es mehreren Verlagen gleichzeitig anbietet oder ob er es nur einem Verlag anbietet und erst nach einer Absage zu einem weiteren Verlag geht. Beides hat Vor- und Nachteile, auf die ich hier aber nicht im Detail eingehen möchte, da dies nicht die eigentliche Frage ist.

    Dabei haben Autoren unterschiedliche Vorlieben. Manche Autoren gehen gerne wieder zum selben Verlag, bei dem sie schon etwas veröffentlicht haben, weil z. B. die Zusammenarbeit gut und befruchtend war. Und/oder weil die Verkaufszahlen gut waren. Und/oder weil der Verlag in derselben Stadt sitzt und man einen Redakteur sowieso beim Spieleabend sieht. Und/oder ...

    Andere Autoren finden es interessanter, ihre Spiele bei möglichst vielen unterschiedlichen Verlagen unterzubringen. Zum Beispiel um sich so besser in der Branche zu vernetzen. Oder um von unterschiedlichen Redakteuren unterschiedliche Dinge zu lernen. Oder um die Konditionen möglichst vieler Verlage kennenzulernen. Oder ...

    Dasselbe gilt natürlich auch für Verlage, die andere Verlage für Lokalisierungen suchen. Manche Verlage sind froh, wenn sie einen festen Partner in einem Land haben. Andere Verlage versuchen lieber, für unterschiedliche Titel auch unterschiedliche Partner zu finden. Zum Beispiel, weil vielleicht Verlag A höhere Marktanteile für kleine Kartenspiele hat, während Verlag B höhere Marktanteile für ein Kennerspiel hat.

    Und damit sind wir wieder bei dem, was ich eingangs schon schrieb: Man kann das nicht pauschal beantworten. Das ist immer wieder anders.

    Wäre ja sehr unüblich wenn man dadurch sein Logo auf die Schachtel drucken würde. Unüblich im Vergleich zu anderen Branchen. Mein Schneider-Kugelschreiber kommt ja auch nicht mit Amazon-Label, nur weil ich ihn dort kaufe.

    Das Beispiel passt nicht. In diesem Fall wäre Amazon ja nicht der Vertrieb, sondern ein Händler, der den Kugelschreiber entweder direkt von Schneider oder von einer Vertriebsfirma gekauft hat.

    Es gibt übrigens Artikel mit Amazon-Label drauf. Ich habe hier vor mir z. B. ein iphone-Lightning->USB-Kabel liegen mit "amazonbasics" Logo drauf. Hier kauft Amazon vermutlich eine komplette "Auflage" und vertreibt diese Auflage komplett selbst.

    So ist es auch zum Beispiel mit Mombasa. Da kauft Pegasus direkt die komplette Auflage von eggertspiele und erhält dafür das Pegasus-Logo darauf.

    Solche Kooperationen gibt es auch in anderen Branchen.