Beiträge von MetalPirate im Thema „Stronghold Undead“

    Ich denke, wir werden früher oder später eine Konsolidierung auf dem überfüllten Markt der kickstarter-aktiven Verlage erleben. Eigentlich können es sich Firmen da nicht leisten, Kunden dauerhaft durch schlechte Kommunikation zu vergrätzen. Eigentlich.


    Also: KS -> direkte Befriedigung, was nachher kommt (Rezi, Balancing etc.) vergleichsweise egal. Traditionelles Spiel -> Späte Befriedigung, was nachher kommt bestimmt direkt den Erfolg.

    Auf der simplifizierten Ebene sicher richtig. Trotzdem will auch der Kickstarter-Verlag, dass die Backer beim nächsten Projekt wieder mitmachen. Manche Verhaltensmuster gehen nur eine bestimmte Zeit lang gut.


    Die oft gelesene Floskel der Backer wie "Die sollen erstmal X ausliefern, bevor ich denen für Y Geld gebe" ist leider fernab der Realität.

    Wenn dieser Spruch kommt, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Das Problem ist dann nämlich weniger irgendein konkretes Lieferdatum für Spiel X, sondern der allgemeine Vertrauensverlust, z.B. weil es bei früheren Projekten wiederholt an transparenter Kommunikation fehlte. Vertrauen ist das Grundkapital des Crowdfundings. Je mehr die durchschnittlichen Pledge Summen steigen, umso eher gilt das.

    Ich denke, dass auch der Verlag, der auf Crowdfunding setzt, auf Dauer nicht an "traditionellen" Mustern der Spieleveröffentlichung vorbeikommt. Siehe z.B. Stonemaier Games, die sich sogar vom Crowdfunding komplett gelöst haben, als sie groß genug geworden waren.

    Musterbeispiel für einen Kickstarter-Spieleverlag, der sich mit wiederholten fragwürdigen Aktionen selbst ins Aus geschossen hat, ist für mich dagegen Tasty Minstrel Games. Von Kampagne zu Kampagne immer weniger Backer und immer mehr Probleme. Langsames Sterben. Ich würde nicht darauf wetten wollen, dass es TMG in 1-2 Jahren noch gibt. Und falls CMON platzen sollte (Stichwort: fehlender zertifizierter Jahresabschluss und deshalb Aussetzung des Börsenhandels), gibt's sowieso den ganz großen Knall und alle fragen sich auf einmal, wie das nur passieren konnte... Grundsätzlich haben die Backer nämlich absolut recht, wenn sie ein "Die sollen erstmal X ausliefern, bevor ich denen für Y Geld gebe" einfordern...

    Ben2 : Selbst wenn man nicht Variante A wählt (nämlich neue Mitarbeiter einstellen, die sich damit auskennen), müsste es doch trotzdem möglich sein, das besser hinzukriegen. Um zu wissen,

    • dass man den Kunden, die einem viele Monate vorher Geld gegeben haben, etwas schuldig ist, u.a. regelmäßige Updates,
    • dass man den Ist-Zustand einer Kampagne immer halbwegs realistisch schildert sollte, incl. Ausblick auf die nächsten Schritte, und
    • dass man nur Versprechen macht, die man auch halten kann (und wenn doch nicht, dann ist eine Erklärung fällig),

    dafür braucht man weder neue Mitarbeiter noch teure externe Berater. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern einfach nur gesunder Menschenverstand und ethisch korrektes Handeln. Das sind eigentlich absolute Selbstverständlichkeiten. Genau deshalb erzeugt das soviele Fragezeichen in den Köpfen der Backer.

    Um von durchschnittlich auf gut oder gar sehr gut zu kommen, braucht's wirklich die von dir beschriebenen Varianten A oder B. Eines von beiden. Aber Durchschnittsniveau müsste jeder mit etwas gutem Willen auch so hinkriegen können. Wer selbst mal Spiele gebacken hat, sollte aus eigener Erfahrung wissen, was aus Kundensicht wichtig ist. Ansonsten mal einfach mit den eigenen Kunden offen reden und gut hinhören, was da so an Wünschen und Erwartungen existiert...


    [Disclaimer: Ich habe mich damals knapp gegen das Backen entschieden, habe aber das Spiel noch auf meiner Beobachtungsliste.]

    Die Backer werden gefühlt etwas "dünnhäutiger"....

    Das Angebot bei Kickstarter wird immer größer und gleichzeitig auch immer teurer. Die Backer müssen mehr selektieren. Niemand kann es sich mehr leisten, alles zu backen, was theoretisch interessant sein könnte; dazu fehlen Zeit, Platz, Mitspieler, Geld oder eine Kombination aus allen vieren. Durch Corona ist das alles auch nicht unbedingt einfacher geworden.

    Für mich ist es in dieser Situation kein bisschen überraschend, dass man jetzt öfter ein "ich backe XYZ nicht, weil mir ABC nicht gefällt" hört. Solange das nicht Richtung Beleidigung abdriftet (ja, das passiert auch, aber es ist nicht die Regel), finde ich das völlig okay. Es gibt immer noch die Kickstarter-Macher, die offen und transparent kommunizieren und den Backern einen guten Deal liefern. Denn das muss ja grundsätzlich immer drin sein, wenn man die Margen für Distributoren und Händler einspart. Die Macher, die dagegen abfallen, müssen sich dann eben in einem umkämpften Markt an den guten Beispielen messen lassen. Kein Macher hat einen Anspruch darauf, dass Backer grundsätzlich alles positiv finden.

    Nach dem ersten Anschauen lässt mich das alles ziemlich kalt. Sehe ich das richtig, dass man regelmäßig Mini-Decks von 4-6 Karten zusammenstellen, mischen und dann eine ziehen muss? Das finde ich irgendwie "unelegant". Außerdem: wo kommt die Variation bei der Strategie her? Nur davon, dass ein Spieler aus eigener Entscheidung mal etwas anderes probieren will, oder gibt es äußere Faktoren, die mal die eine und mal die andere Strategie naheleegen? Sonst fürchte ich, dass irgendwann alle Spiele auf der großen strategischen Ebene ziemlich gleich ablaufen werden.

    Was macht die neue Undead-Erweiterung im Vergleich nun besser?

    Portal bzw. Herr Trzewiczek werden in den neun Jahren dazu gelernt haben. Die Frage ist nur, ob genug. Regelqualität und Benutzerfreundlichkeit (Usability) gehören immer noch nicht zu Portals Stärken.