Beiträge von Sir Bobo im Thema „28.10.-03.11.2019“

    Hier zwei erste Spielberichte von evtl. etwas weniger bekannten Essen-Neuheiten der "zweiten Reihe":


    #Pact


    Das kleine Kartenspiel "Pact" von Bernd Eisenstein (Irongames) lässt bis zu fünf Spieler als Goblinstämme des Pandoria-Universums durch das Ausspielen von Goblinkarten (d.h. mit bestimmten Symbolen) Aufträge (die bestimmte Symbole verlangen) erfüllen, was zunächst einen sehr einfachen Punktemechanismus darstellt. Jede Runde überlegt der Spieler, ob er entweder zwei Goblinkarten aus einer Auslage (oder blind vom Stapel) aufnimmt oder drei Karten vor sich ausspielt. Danach dürfen ausgespielte Karten zur Auftragserfüllung verwendet werden.


    Die eigentliche Würze des Spiels kommt durch die Interaktion mit den Nachbarn, denn zur Erfüllung darf ich auch die Goblins eines Nachbarn "verbraten", doch dann wird die erfolgreiche Aufgabe geteilt und kommt zwischen beide Spieler. Dabei versucht man, möglichst die Strategien der Nachbarn zu durchkreuzen und natürlich möglichst viele Karten dort zu "schmarotzen". Zusätzlich gibt es noch kleine Bonusverstärkungen, die aber nach Verwendung jeweils zum Nachbarspieler wandern und im in diesem Forum ohnehin verpflichtenden "Expertenmodus" noch geheime Auftragskarten, Sammeln von Dynamit durch ausliegende, unterschiedliche Goblins (Jokerressource und zusätzliche Endpunkte) sowie die Möglichkeit zur Freischaltung dauerhafter Goblins.


    Wir haben eine Partie zu viert in ca. einer Stunde absolviert und gerade das ständige Checken der Nachbarkarten und die Abwägung zwischen schnellen, aber geteilten Aufgaben oder gezielte Vorbereitung eines eigenen Auftrags führt zu einer spannenden Dynamik. Auch die Kartengrafikent sind eigentlich gut gestaltet, aber die Packung bleibt in seiner Ausstattung ein kleines Spielchen. Wenn ich mir etwas zu diesem Spiel wünschen dürfte, wären es etwas komplexere Goblinkarten (statt immer nur ein Symbol), asynchrone und dauerhafte Startspielervorteile und evtl. eine stärkere Bedeutung der gemeinsamen Aufträge, um die Komplexität wieder etwas ansteigen zu lassen. Ansonsten ein solides, zu viert gut funktionierendes Kartenspiel mit meinem ersten BGG-Rating von 7/10.



    #OldWestEmpresario


    TMG hat mit "Old West Empresario" ein Tile-Laying & Dice Selection Spiel herausgebracht, welches sich deutlich an bestehenden Vertretern dieser Genre (Burgen von Burgund, Machi Koro etc.) bedient, wenig neu erfindet, aber die Mechanismen solide umsetzt. Bis zu vier Spieler bauen ihre Westernstadt auf, indem sie sich durch die Auswahl eines Würfels entweder Plättchen als Baupläne aus einer Auslage nehmen, die Baupläne dann bauen (umdrehen) oder die Fähigkeit der Gebäude, die jeweils einer Würfelzahl zugeordnet sind, aktivieren. Jede Runde besteht daraus, dass die Spieler nacheinander insgesamt zwei Würfel aus der gewürfelten Auslage auswählen und dann jeder eine dritte Aktivierungsaktion mit dem verbleibenden Würfel durchführen darf. Unterschiedliche Startfähigkeiten sorgen bereits für eine interessante Ausgangsvoraussetzung.


    Um möglichst viel Einwohner (=Siegpunkte) zu generieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. So kann man während des Spiels durch die Fähigkeiten der Gebäude Punkte generieren oder begrenzt verfügbare Aufträge bzgl. bestimmter Gebäudekonstellationen erfüllen oder für die Endabrechnung Gebäude mit Synergieeffekten nebeneinander platzieren (z.B. Destillerien neben Saloons) oder Gebäude mit Punkten für die Endabrechnung bauen (z.B. ein Punkt für jedes grüne Gebäude). Schließlich haben Gebäude noch oftmals eine von drei Ressourcen (Schienen, Öl oder Baumwolle), die jeweils nach unterschiedlichen Regeln entweder angrenzen oder separat gebaut werden sollten. Wenn ein Spieler 15 Gebäude gebaut hat oder die abgezählten Siegpunkte eingesackt wurden, ist das Spiel auch wieder vorbei.


    Das Spiel geht, sobald man sich in die Symbolik eingearbeitet hat, auch zu viert sehr schnell von der Hand und das Bauen der eigenen Stadt mit entsprechenden Kombos in Verbindung mit bestimmten Würfeln sorgt für Laune, doch ehrlicherweise hat man alles irgendwie schon einmal gesehen. Wie immer bei Dice Selection-Spielen kann man zwar ausbleibende Zahlen teilweise und mit einem Preis mitigieren, doch am Ende hat man immer einen kleinen Glücksfaktor. Es hat mir dennoch Spaß bereitet und mein Ersteindruck von 6.5/10 nach BGG-Wertung ist eher von der mangelnden Innovation geprägt und könnte sich noch etwas nach oben entwickeln, denn die bekannten Mechanismen werden durchaus solide kombiniert.