Beiträge von ravn im Thema „Spielemesse Essen 2019 Fazit“

    Am ersten Besuchermessetag die Chance gehabt, Sarah's Visionen anzuspielen. Zusammen mit einem Kumpel und zwei Schweden. Die hatten eine Anreise von 20 Stunden hinter sich, um die SPIEL 2019 zu erleben. Ich hatte hingegen nur eine Anfahrt von 20 Minuten (ok, etwas mehr, aber um das Bild zu erhalten, passen die 20 Minuten schon). Entspannt ein wenig unterhalten vor der Partie - in einer Sprache, die für uns alle keine Muttersprache ist ... und genau diese kleinen Momente machen für mich die SPIEL besonders.

    Nachtrag: Was vor ein paar Jahren noch 35 Euro gekostet hat, dafür wurden dieses Jahr 50 Euro aufgerufen. Und was ehemals 50 Euro war, das liegt derweil bei 70 Euro. Die Neuheitenpreise für eigentlich normal ausgestattete Spiele empfand ich überwiegend als hoch. Da ich aber eh arg selektiv und nicht auf Masse gekauft habe, ist die Gesamtsumme meiner Essen-Ausgaben gleich geblieben. Und dank der BGG NoShippingAuction konnte ich sogar noch Gewinn machen - rede ich mir zumindest ein, wenn ich alte Spiele eh als totes Kapital für mich verbuche.


    Dort dann auch mein englischsprachiges New Angeles verkauft. Für 32 Euro. Wollte mir dann vor der Messe stattdessen die deutschsprachige Version kaufen. Aber da hatten die Preise enorm angezogen. Unter 40 Euro gab es da nix. Umso erfreuter war ich am Samstag am Asmodee "Tunnel der Tränen", da die Schlage nicht vorhanden war und es New Angeles da für 15 Euro gab. Schnäppchen. Mitgenommen. Gefreut. Am nächsten Tag kostete es nur noch 7,50 Euro. Ramschpreis.


    Am Sonntag so gegen 17:00 Uhr wollte ich mir noch Hurlyburly anschauen. Aber der Stand war schon komplett abgebaut und leer. War da alles längst ausverkauft oder haben die ihre Uhren nur nicht zurückgestellt und die Messe eine Stunde zu früh verlassen? Schade, hätte dieses Burgen-Beschuss-Spiel gerne mal live gesehen.


    Meinen eigenen Vorsatz, diesmal Desinfektionsgel und Halsspray mitzunehmen, nur um das dann doch nicht zeitig eingekauft zu haben, hat sich dann leider gerächt. Ging am Freitagabend unverhofft mit Halskratzen los. Es folgte eine zu kurze Nacht. Den Messesamstag habe ich teilweise nur im Delirium mitbekommen, während ich mich nach einer Ausschlaf-Session auch dank Zeitumstellung am Sonntag eigentlich topfit fühlte. Selbstheilung und Hausmittel sei Dank. Ebenso danke für die Halstabletten! Das nahm leider ab Mittag bis zum Messeschluss drastisch ab. Keine Stimme mehr, leichte Fieberschübe. Heute dann die ärztliche Diagnose: Akute eitrige Mandelentzündung als Einfallstor für die restlichen grippalen Infekte. Antibiotika und vorerst Bettruhe und eine Woche krank geschrieben in meiner zweiten Urlaubswoche. Blöd, weil ich noch so viele Messeeindrücke samt Fotos auf Halde liegen habe und die eingeplante Scythe Kampagne nun ohne mich starten musste.

    Immer wieder neu ein Erlebnis. Ein Erlebnis, dass ich mir ein mal im Jahr gerne gebe. Das reicht dann aber auch. Weil die 4+1 Messetage sind für mich körperlich schlicht anstrengend und eigentlich nur zu ertragen, weil ich viele nette Freunde treffe, Unbekannten aus aller Länder dieser Erde zu Mitspielern werden, ich die Begeisterung - von Autoren und Promotoren vermittelt - gerne aufsauge und weitergebe und zudem viele neue Spiele kennenlernen kann, die mich eventuell immer wieder neu faszinieren können. Mittendrin in einer absolut friedlichen und freundlichen und rücksichtsvollen Atmosphäre.


    Dagegen stehen überfüllte Hallen, zu viele Mitmenschen auf einem Fleck, versiffte Toiletten gegen die auch das aufmerksamste Putzpersonal keine Chance hat, erkältungsfördernde Temperaturunterschiede in den Hallenbereichen, ein ewiger Durchzug oder stickige Ecken, viel zu wenig Schlaf, das viel zu laute Hintergrundrauschen der Massen und eine Kilometer-Latschleistung eines Marathonläufers.


    Wer sich nur informieren und kaufen will, ist beim BGG-Livestream und den Onlinehändlern nach Preissuchmaschinenauswahl besser aufgehoben. Lieferung frei Haus, bequem von zu Hause konsumiert. Allerdings sind das alles gefilterne Informationen. Das eigene Anspielerlebnis kann für mich schlicht kein Video ersetzen. Zudem habe ich den direkten Kontakt zu den Machern und Mittlern und kann meine Fragen, Anmerkungen und Feedback anbringen und erhalte ebenso direktes Feedback. Das kann kein Webvideo bieten.


    An drei Messetagen konnte ich zudem 34 Brettspiele wieder verkaufen und das Geld davon wieder für andere Brettspiele ausgeben, die mir aktuell und in Zukunft besser gefallen. Allerdings hat sich mein Kaufverhalten stark gewandelt. Ich kaufe nur noch das, was mich absolut faszinieren konnte beim Anspielen. Kurzerklärungen, die dann bei mir zum Kauf führen, sind extrem selten geworden. Etliches bis fast alles von dem Eurogame-Mainstream lasse ich aus, weil mir das Spielgeschehen viel zu oft wie Arbeit statt Spiel vorkommt. Andere lassen sich für das Lösen solcher Optimieraufgaben bezahlen. In meiner Freizeit brauche ich das nicht mehr, aber jeder so, wie er mag. Zum Glück ist das Angebot inzwischen so breit, dass wohl jeder sein Lieblingsspiel finden kann.


    Ein wirklich alles überragende Messehighlight habe ich nicht ausmachen können. Die Spitze ist breit und streut sich in Nischen-Highlights, die ihre Fans finden, während diese Neuheiten von anderen ignoriert werden. Wir haben Auswahl wie nie. Fluch und Segen zugleich, wenn man sich nicht von frei machen kann, dass man eben nicht alles kennen und beurteilen und anspielen kann. Eventuell muss man halt schlicht hinnehmen, gerade das besser passende Highlight völlig übersehen zu haben. Das gelingt mir persönlich immer besser und somit ist die SPIEL weitaus entspannter.


    Danke an dieser Stelle erneut an allen, die das Erlebnis Spielemesse überhaupt erst möglich machen. Von A bis V, vom Anweiser im Parkhaus bis zum Spielregeln erklärenden Verlagschef. An alle, die mehr als nur ihren Job machen, damit alle vor Ort und auch ich eine tolle Zeit haben können.