Beiträge von ravn im Thema „Beyond Humanity: Colonies“

    Was ist aus dem Spiel eigentlich geworden? Habe bisher hier nichts mehr über das fertige und ausgelieferte Spiel gelesen ...


    Währenddessen hat das Argumented Reality Brettspiel-RPG-System Tilt5 die Zusammenarbeit mit Asmodee Digital bekannt gegeben, so dass über diese Technologie in Zukunft einiges an Brettspielumsetzungen zu erwarten sind: Tilt Five: Holographic Tabletop Gaming by Tilt Five » March/April Update - Asmodee Partnership, GDC, & Shipping News! — Kickstarter


    Von der damals geplanten "Beyond Humanity: Colonies" Version liest man da aber nix mehr.

    Aktuell sind 1328 von 5000 Kickstarter-Exemplaren finanziert. Betrachtet man die Finanzierungsumme, dann könnten rund 1400 Exemplare möglich sein, allerdings haben einige ihre Finanzierung für die kostenpflichtigen Add-Ons aufgestockt, in der Hoffnung noch mehr Stretchgoals freischalten zu können. Bedeutet insgesamt, dass gerade mal ein Drittel der möglichen Exemplare ihre Käufer gefunden haben. Zwar wird die Option eines Late Pladges aktuell klein geredet, aber warum sollte der Verlag nicht alles an Käuferpotential abschöpfen, zumal das Spiel nicht in die Läden kommen soll.


    Auch wenn der Kickstarter innerhalb 90 Minuten finanziert war, schaut man auf https://www.kicktraq.com/proje…headed-monster/1518897147 dann ist nach den ersten drei Tagen wenig passiert. Teilweise gab es auch Tage mit negativer Entwicklung - 1000 Backer in den ersten drei Tagen und danach verteilten sich die restlichen rund 330 auf die restlichen 19 Tage. Die Anfangseuphorie ist vorbei, die Enthusiasten abgeschöpft, die Masse scheint skeptisch zu sein. Bei 220 Euro mit Versand schon verständlich bei einem Erstlingswerk mit einem eher kritischen Rhado.


    Ich bin nur wieder auf den Kickstarter aufmerksam geworden, weil die jetzt auch mit dem AR-System Tilt5 zusammenarbeiten wollen und Ihr Spiel für die AR-Plattform erweitern wollen. So dass die Infoanzeigen nicht mehr auf einem Smartphone oder Tablet angezeigt werden, sondern direkt als Overlay auf dem Spielfeld im Sichtfeld der Mitspieler. Ketzerisch könnte man jetzt sagen, dass es für die Tilt5-Version die ganze blinkende Elektronik des Spiels nicht braucht, weil das könnten AR-Overlays viel besser und imposanter umsetzen. Übrig bleibt dann die Interaktion mit den Brettspiel-Elementen und die Erkennung der Spielkomponenten und Aktionen durch die eingesetzte RFID-Technologie.


    Es bleibt für mich aber weiterhin die Frage offen, ob das Spiel auf spielerischer Ebene überzeugen kann und dazu konnte ich noch keine neuen Antworten finden. Zwar wurde das Gameplay und das bemängelte Feedback der Aktionen weiter ausgebaut, dazu noch weitere Leute mit an Board geholt, die mehr Brettspielerfahrung haben. Aber ein mulmiges Bauchgefühl bleibt, dass diese ganzen Kritikpunkte eigentlich weit vor dem Start einer Kickstarterkampagne bemerkt und optimiert gehört hätten. Auch weil die Produktion schon im Dezember starten soll. Kann bis dahin das Spiel ausreichend getestet sein, um das alles zu fixieren, was später nicht mehr geändert werden kann?

    Rhado bringt es in seinem bezahlten Preview gut aufm Punkt:



    Dem Spiel fehlt der Feinschliff, das Balancing, die Anpassung an unterschiedliche Spielerzahlen, wirkliche Herauforderungen, die Nachvollziehbarkeit der Simulation für den Spieler. So meint Rhado. Lassen wir das ganze technische Schnick-Schnack-Zeugs beiseite, haben wir ein Workerplacement-Aufbau-Spiel, welches aber aktuell spielerisch nicht recht zünden will. Puh, das klingt für mich nach einem ambitionierten Erstlingsprojekt voller Herzblut, aber von Leuten, die schlicht keine ausreichende Erfahrung haben, was wirklich gute Brettspiele auszeichnet.


    Dazu kommt, dass keine Retailversion geplant ist und das Spiel auf 5000 Kickstarter-Exemplare begrenzt. In den kommenden 11 Tagen sollen noch 3200 von 5000 Exemplare verkauft werden. Ambitioniert. Wenn das nicht passiert, wird das finanzielle Budget für das Projekt geringer ausfallen. Zumal so ein App und von der Elektronik gestütztes Spiel sicher etliche Patchversionen nach Release brauchen wird, um wirklich rund zu laufen. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal aktuelle AAA-Videospiele anschauen. Wie lange wird also das Feintuning und damit die Produktpflege nach Release finanziell möglich sein? Also wenn keine Gelder mehr fliessen und nur noch Ausgaben anstehen?


    Spätetestens seit "U-Boot The Boardgame" bin ich von App gestützten Brettspielen geheilt. Das war auch ein sehr ambitioniertes Projekt. Ebenfalls ein Erstlingswerk, das atmosphärisch toll, aber spielerisch seicht war und viel Blendwerk bot und zudem gravierende spielerische Mängel hatte, die erstaunlicherweise erst nach der Veröffentlichung von allen Spielern entdeckt worden sind, die auch nur die allererste Trainingsmission gespielt haben. Da muss eine Menge an Betriebsblindheit im Spiel gewesen sein, um so etwas zu übersehen.


    Auch wenn wir heutzutage locker mehr als 202 Euro für ein einziges Brettspiel ausgeben können, bin ich bei solchen Erstlingsprojekten arg kritisch. Warum bringen die nicht ein kostengünstigeres Basissystem aufm Markt, bei dem der Fokus auf dem Brettspiel liegt? Auch als Vertrauensbeweis, dass deren Elektronik funktioniert im Spielverlauf. Und dieses System dann später größer denken und umsetzen.


    Ich warte dann mal auf eine 2nd Edition. Weil wenn das Spiel und das Spielsystem was taugt, dann wird das kein Erstlingswerk bleiben. Elektronik und App und neuronale KI machen längst noch kein gutes Brettspiel aus. Oder seid Ihr überzeugt vom dem spielerischen Mehrwert?