Hallo Dotcom,
ich war beim Lesen Deines ersten Beitrages etwas verwirrt (aber nicht gelangweilt), da er nicht aus der ICH-Perspektive geschrieben ist, und es sich mir deshalb nicht eineindeuting aufdrängte, daß Beitragsersteller und Verfasser identisch sind. Aber das konnten wir ja zum Glück nun klären 
Ich glaube, daß die Probleme, die gerade Gelegenheitsspieler haben im Wesentlichen aus den folgenden Determinanten der Spielebiosphäre rühren:
Punkt 1:
Die Spielewelt ist nicht so groß, wie sie uns beim Lesen von Foren, Spieleseiten, ... scheint. Da trifft man meist die selben Menschen, die sich im Rahmen ihres Hobbies mal mehr und mal weniger gewerblich engagieren Eine echte Meinungsvielfalt daraus abzuleiten würde ich auch eher als abenteuerlich bezeichnen.
Punkt 2:
Aus Punkt 1 ergibt sich relativ schnell, daß außer 2 bis 4 Autoren und auch nur wenige Beteiligte an der restlichen Wertschöpfungskette (Verlage, Handel) niemand wirklich richtig gut Geld verdienen kann. Deshalb werden zwanghaft 2-Spieler Möglichkeiten eingebaut, die man hätte lieber sein lassen sollen oder Zeit-, Spieler- und Ab-X-Jahre Angaben gemacht, die die Zielgruppe des materiellen Freizeitvergnügens "Spiel" so weit fasst, daß sich letztendlich beinahe jeder angesprochen fühlen darf.
Punkt 3:
Spieleseiten sind oft auch von Leuten geprägt, die stolz darauf sind, die meisten Spiele, die teuersten Spiele, ... und alle sonstigen Spiele die in die Kategorien Höher - Schneller - Weiter passen zu besitzen. Da werden von, um es mal vorsichtig auszudrücken, nahen Verwandten unter diversen Pseudonymen des Gewerbes neue Spiele bereits vor oder spätestens nach dem Erscheinen derart positiv beschrieben, daß viele der Nur-Spieler und leider auch viele der Gelegenheitsspieler das Gefühl haben: Dieses Spiel ist ein must-have. Oft darf man dann nach rd. 3 - 4 Wochen aber lesen, daß dieses Spiel keinen Langzeitspielspaß bietet, ... Das ist ärgerlich - um mal wieder etwas vorsichtig auszudrücken.
Punkt 4:
Manchmal erinnert mich die Spieleszene auch in Vielerlei Hinsicht an mein Umfeld und die menschlichen Unzulänglichkeiten an sich. Was meine ich damit? Wer kennt nicht die Situation: Da fährt jemand aus dem Bekanntenkreis in Urlaub und verkündet bereits vorher, daß dieser wirklich geniale und einmalige und nur von ihm ausfindig gemachte Urlaub rd. x.xxx Euro kostet. Dann fährt er los - und egal wie unschön sein Urlaub verläuft, wird er nach der Rückkehr in 99% der Fälle nicht die Traute haben seine grandiose Fehlinvestition einzugestehen. So ist es auch mit den Spielen, die sich die Leute kaufen. Kaum einer würde zugeben, daß sein 70 Euro teures Spiel x leider doch nur der letzte Husten ist und er regelmäßig vor dem Einschlafen leise ins Kopfkissen wimmert, ob der hohen und sich wahrscheinlich nicht armotisierenden Geldausgabe.
Punkt 5:
Natürlich rezensieren Spieleseiten, d.h. die Menschen dahinter im allgemeinen Spiele, die Ihnen auf den ersten Blick gefallen. Mache ich ja auch so. Dann gibt es ein paar Enttäuschungen - ok - über die schreibt man dann auch noch widerwillig. Am Ende überwiegen aber die "guten" Spiele. Ich versuche - auch ich spiele öfter mal zu zweit - einen sehr persönlichen und direkten Eindruck von den Spielen in den Rezensionen wiederzugeben und eben nicht die Regeln. Ich sehe das nämlich wie Du und ärgere mich regelmäßig über Spieleseiten, bei denen man anscheinend und hoffentlich aus Versehen Spielerezension über eine Kurzspielanleitung geschrieben hat. Das hilft mir nur in sofern weiter, als das ich anschließend beurteilen kann, ob ich mir das x-te Legespiel kaufen möchte oder nicht. "Gefühlt" habe ich das Spiel bem Lesen der "Spielregelzusammenfassung" auf jeden Fall nicht. Schade!
Punkt 6:
Es gibt unter den Vielspielern langjährig eingeübte Rituale. Dazu gehört z.B. auch Spiele mit Glücksanteil (sprich: "oh schon wieder Würfel", "oh schon wieder kartenziehen") niederzumachen und per se als Kategorie Familienspiel ab zu tun. Ich habe ähnliches im Bereich Musik erleben dürfen - spannend die dort vorhandenen Klischees erleben zu dürfen. "Wer das hört, darf nicht das hören", "Wer so aussieht, hört bestimmt das", ... Leider passte ich da in keine Schublade so wirklich, höre ich doch nahezu alles durcheinander - nämlich genau das, was mir gefällt. Bei den Spielern sind das Kategorien, die aus jeder Perspektive anders hierarchisch angeordent scheinen. Die Cosimser, die Tabletobber, die Strategen ... Da sage ich nur - es soll jeder nach seiner facon glücklich werden - ich für meinen Teil suche mir ein Spiel aber nicht nach Kategorie aus (auch wenn man für bestimmte Spielarten auf die Dauer eine Vorliebe entwickelt), sondern spiele glücksbetonte Spiele, 2-Personen Spiele, ... Hauptsache ich genieße die Zeit dabei und habe Spaß... Ich brauche keine imaginären Fronten zwischen eigentlich Leuten mit dem gleichen Hobby, um mich abzugrenzen oder besser zu fühlen - aber so sind wir halt, wir Menschen - leider!
Was nun?
Ich hoffe, mit meiner Seite und der Rezensionsart einen zusätzlichen Nutzen für das Hobby Spielen stiften zu können. Am Ende werden die Leser entscheiden, ob sie das gut finden oder nicht - es handelt sich von meiner Seite aus nur um ein unverbindliches Angebot an jeden Interessierten. Ich finde es schön, daß es Dir - dotcom - und ausgenscheinlich auch anderen zusagt. Ich werde stets bemüht sein jegliche konstruktive Kritik zu beherzigen, werde allerdings andererseits auch alles dafür tun authentisch zu bleiben. Das tue ich sinnvollerweise bei allen Dingen im Leben.
Lieber dotcom, vielleicht hast Du ja Lust und Zeit mal eine Rezension (z.B. Jenseits von Theben) im spielblog zu veröffentlichen? Du hast eine ziemlich direkte Art Dinge zu beschreiben und bist dabei definitv erfrischend authentisch.
Danke auch noch einmal für den Hinweis: Ich habe bei den letzten x Rezensionen mal noch den Punkt "empfohlene Spieleranzahl" aufgenommen und werde es in zukünftigen Rezensionen auch mit angeben.