Schade. Damit lässt sich meine Erfahrung mit Destines leider zusammenfassen. Am Wochenende in entspannter 2er-Runde das erste Kapitel der Kampagne mitgespielt und nach dieser erneuten Spielerfahrung ist Destines endgültig durchgefallen.
Erster Dämpfer: Auch hier war ein entscheidender Begriff meiner Charakterkarte "Krieger" falsch und damit irreführend übersetzt. Hat mich damit in die Irre geführt und ist für mich ein erneuter Beweis, dass der Hersteller hier schlicht schlampig gearbeitet hat. Diese Schlampigkeit der Übersetzung zeigte sich in Folge dann auch in der App. Etliche unpassende Wörter, falsche Satzzeichen, Codeschnippsel im Text. Hätte das jemand auch nur einmal mit allen Textoptionen durchgespielt, hätte das so nie durchgewunken werden dürfen. Dass es doch wurde, zeigt für mich, dass der Hersteller mal so richtig auf seine deutschsprachigen Kunden scheisst und keine Qualitätssicherung hat. Beschönigender kann ich es nicht ausdrücken, weil das entspräche nicht meiner empfundenen Wahrnehmung.
Zweiter Dämpfer: Schon der allererste angesprochene Charakter erzählt von Personen, die ich nicht kenne und gibt mir Dialogoptionen, die weder zu meinem Charakter passen noch zum Spielfortschritt. Dieser Eindruck hat sich in Folge leider noch verstärkt. Selbst wenn ich einem Charakter geholfen habe, wird mir im selben Spielzug immer noch der ursprüngliche Dialogtext erneut eingeblendet. Keinerlei Reaktion auf meinen Fortschritt, ausser einmal ausgewählt Dialogoptionen innerhalb eines Spielzuges nicht nochmal anwählbar sind. Zudem merkt sich die App nicht, wenn ich einen von zwei durch die Story verbundene Charaktere schon überzeugt habe und bietet mir bei dem anderen Charakter dann keine neue Dialogoption an, um diese Situation für mich abzubilden. Frage ich nach einem mitgeführten Gegenstand, sind sich alle Charaktere der Spielwelt allzu oft merkwürdig einig und erzählen wortgenau immer genau das selbe, unabhängig vom Charakter, dem Spieler oder der Spielsituation. An der Stelle bricht die Spielwelt für mich in sich zusammen und wird nur noch lächerlich bis frustrierend, je nach Gemütslage.
Dritter Dämpfer: Ich kann kaum eigene Entscheidungen treffen. So wollte ich gerne ein bestimmtes Schicksal meines Charakters erfüllen, konnte das aber nicht, weil dazu schlicht die Handlungsoptionen fehlten. Auf der Suche nach diesen Handlungsoptionen bin ich dann zufällig in Situationen geraten, die ich mir aufgrund der Gegendbeschreibung ganz anders vorgestellt hatte und plötzlich hatte ich aus Versehen zwei Drittel des anderen Schicksalsweges erfüllt, ohne auch nur meinem ursprünglich angestrebten Schicksal auch nur näher zu kommen. Ich agiere eigentlich nicht, sondern reagiere nur innerhalb der Optionen, die mir die App vorgibt. Die maximale Entscheidungsfreiheit ist entweder, diesen Optionen zu folgen oder seinen Spielzug schlicht zu beenden, sofern man diese Wahl überhaupt hat und nicht zwischen Optionen wählen muss, von denen man lieber keine machen will. Ich fühlte mich arg gespielt.
Vierter Dämpfer: Es gibt keine wirkliche Storyentwicklung. Da die Charaktere der Spielwelt nicht durch andere Charaktere und Ereignisse der Spielwelt beeinflusst werden, sondern nur eine Checkliste von immer wieder gleichen und abhakbaren Dialogoptionen anbieten, entsteht keinerlei Spannungsbogen, der sich durch die Spielerhandlungen ergeben. Stattdessen plätschert die Story so vor sich hin und maximal verschwindet mal ein Charakter, meist wenn eine Handlungsoption erfolgreich durchlaufen wurde, eher ganz selten durch ein Nichteingreifen der Spieler. Das Spielgeschehen versinkt in langweiliger Gleichförmigkeit, völlig egal was man als Spieler macht oder auch nicht. Wir versuchen nur eine der beiden unserer Aufträge zu erfüllen, die hochtrabend als Schicksal bezeichnet werden, um dann das Finale zu starten. Das war es, mehr gibt es nicht, mehr erlebt man nicht. Ich zumindest nicht.
Fünfter Dämpfer: Die kleinen Geschichten rund um die Charaktere der Spielwelt sind grösstenteils alle gleich gestrickt. Ein Charakter hat ein Problem. Wir können das Problem lösen, indem wir einen anderen Ort aufsuchen und dort einen benötigten Gegenstand besorgen und dorthin bringen. Hat man Glück, dann hat man den Gegenstand zufällig schon dabei, ohne ahnen zu können, dass der hier benötigt wird. Eine Nachfrage nach diesem benötigten Gegenstand, den man sucht, ist weder bei dem einfordernden Charakter selbst noch bei anderen Charakteren der Spielwelt möglich. Die Spielwelt ist arg eindimensional und einfallslos.
Sechster Dämpfer: Das Finale ist weit davon entfernt, spannend oder gar fordernd oder episch zu sein. Als es endlich soweit war, dass ich den Schicksalsweg erfüllt hatte, den ich eigentlich gar nicht folgen wollte und das Finale starten konnte, erhoffte ich mir eine Steigerung aller Spielfaktoren, die ein Finale erst spielenswert machen. War aber nicht so. Die Proben waren lächerlich einfach und ich wäre nur gescheitet, wenn ich grandioses Würfelpech gehabt hätte. Mit den passenden Gegenständen, die einem in seinen beiden Hauptattributen (erkennbar an 4 statt 3 Startmarkern) eine garantierte 10 bringen, ohne Würfel einsetzen zu müssen, kann man so einfachst vier Erfolge erzielen. Im Laufe des Spiels hatte ich auch mehr als genug Zeit und Gelegenheit, diese zu finden. Drei Spielzüge später war der Endgegner geschlagen und ich erfolgreich. Spielende. Vorab gefundene Gegenstände konnte ich in den Dialogoptionen zudem nicht einsetzen, es gab schlicht keine vorgegebene Option dazu. Eine Probe hier, eine Probe da und nochmal eine und fertig. Gähn!
Zum Glück hatte ich nicht den Waldläufer, weil der hatte zwar eine interessant scheinende Schicksalsoption, konnte die aber nicht erfüllen, weil die Orte dazu keine Dialogoptionen angeboten haben. Das war dann ein eher frustrierendes Spielerlebnis, wenn man nicht weiterkommt, weil die App einem dazu die Grundlage entzieht. Wir waren uns da nicht sicher, ob man sich durch eigene Handlungen in eine Sackgasse spielen kann oder die App schlicht fehlerhaft war. Das Ergebnis war aber gleich und ein unbefriedigendes Spielerlebnis am Rande der Aufgabe und des vorzeitigen Abbruchs. Kann ich gut nachvollziehen, weil selbiges hatte ich im Tutorial erlebt.
Mein Fazit und allerletzter Satz zu dem Spiel, weil alles andere für mich nur verschwendete Zeit für ein ungenügendes Produkt wäre, dass keine meiner Erwartungen erfüllen konnte und aufgrund seines mangelhaftes Spieldesigns und ebengleicher schlampiger Übersetzung: Finger weg! Zwei Daumen nach unten! Absolute Kaufwarnung! Zeitverschwendung!
PS: Wie grandioses Spieldesign einen ebenso erlebnisreichen Spannungsbogen voller genialer Spielmomente erzeugen kann, hat dann die anschliessende Partie Paleo gezeigt. Ganz knapp an der Erstpartie mit den Modulen E+F gescheitert, obwohl es sogar unverhofft in eine Verlängerung ging und am Ende eine Fackel oder nur ein Holz zum nahen Triumph fehlte. So macht man Spiele, die Spass machen.