Beiträge von Sloti im Thema „23.09.-29.09.2019“

    Die Zeit ist immer noch knapp dennoch konnten meine Freundin und ich in den letzten Wochen ein paar Partien absolvieren. Leider mussten wir dabei auf die Spiele mit kürzeren Spielzeiten zurückgreifen.


    Am ersten Abend gab es hierbei unsere zweite Partie The Bloody Inn (Die blutige Herberge) von Nicolas Robert. Unsere erste Partie hatten wir dieses Jahr bei einem Kumpel absolviert und konnten jetzt endlich unsere eigene Ausgabe einweihen. Wir entschieden uns für das Short Game (es werden mehr Karten aus der Partie genommen), um uns erst einmal mit dem Spiel vertraut machen zu können.

    Die ersten Runden dienten erst einmal dem Kennenlernen der Guest-Karten (repräsentieren auf der Vorderseite lebendende und auf der Rückseite tote Gäste) und deren Effekten. Daher dauerte es ein paar Runden bis die Partie fahrt aufnahm.

    Dann entschied ich mich dazu als erster über die Aktion Kill a Guest (Karten abwerfen, um die Guest-Karte vor dir mit der toten Seite auszulegen) den einzigen ausliegenden Major (Typ Police; Rang 3) herauszunehmen. Das ich damit der Police Investigation (wird nur ausgeführt sofern eine Guest-Karte vom Typ Police ausliegt; alle auf der toten Seite ausliegenden Gäste müssen kostenpflichtig vergraben werden) entgehen konnte, kam mir sehr gelegen, denn mir fehlte es an Accomplices (Handkarten, die zur Bezahlung der Aktionen verwendet werden), um diesen über die Aktion Bury a Corpse (Karten abwerfen, um eine ausliegende Guest-Karte unter einem Annex zu vergraben und entsprechend Franc zu erhalten) noch in derselben Runde zu vergraben.

    Dies holte ich in der folgenden Runde nach und setzte mich deutlich bei den Franc (Währung) ab. Somit hatte ich auch das passende Kleingeld, um mir weitere Accomplices leisten zu können und stockte hier kräftig auf. Meine Freundin setzte währenddessen auf Annexe (werden für das Vergraben der toten Gäste benötigt und liefern einmalige oder dauerhafte Effekte) und sicherte sich damit verschiedene Effekte, um die Aktionen einfacher ausführen zu können.

    Um ihr nicht die Option zu geben den Platz lukrativ nutzen zu können, entschied ich mich dazu hier nicht nachzuziehen, sondern meinen Vorteil zu erhalten, indem ich einfache Guest-Karten bei ihr vergrub. Damit gab ich ihr zwar auch Zugriff auf die Hälfte der Franc erlaubte ihr aber keine größeren Gewinne.

    Aufgrund dessen, dass in manchen Runden gleich mehrere Karten vom Typ Police (lösen am Ende der Runde die Police Investigation aus) auslagen, konnte ich meinen Vorsprung lange erhalten. Leider konnte sich meine Freundin dann aber doch noch über einen Marquis (Typ Nobles; Rang 3; liefert sofort einmalig 18 Franc) die nötigen Franc sichern und vorbeiziehen. Hier konnte ich zwar noch über einen Baron (Typ Nobles; Rang 1; liefert sofort einmalig 4 Franc) gleichziehen, musste mich aber beim 40-40 über den Tiebreaker geschlagen geben.

    Die Effekte standen in unserer Partie noch nicht so sehr im Fokus und insbesondere die Rang 3 Guest-Karten wurden fast komplett außen vor gelassen. Das muss in weiteren Partien auf jeden Fall geändert werden, um eine spannendere Partie zu gestalten. Aufgrund des makabren Themas und der ausgefallene grafische Gestaltung mache ich mir aber keine Sorgen, dass wir lange auf diese warten werden.


              


    Zur Verwendung der neuen Würfelteller kam dann nach neunmonatiger Pause noch einmal Ganz schön clever von Wolfgang Warsch auf den Tisch. Die lange Zeitspanne zur letzten Partie machte sich bereits früh bemerkbar, da es weder bei mir noch bei meiner Freundin richtig fruchten wollte.

    Ich konzentrierte mich zu sehr auf den blauen Bereich (Summe aus Augen des blauen und weißen Würfels ankreuzen; Punkte entsprechend der Anzahl Kreuze; abgeschlossene Spalten und Zeilen liefern Boni) und gelben Bereich (gewürfelte Augenzahl ankreuzen; abgeschlossene Spalten liefern Punkte; abgeschlossene Zeilen liefern Boni) und brauchte lange, um erste Boni einzustreichen. Meine Freundin setzte zwar auf den orangen Bereich (Augenzahlen ohne Einschränkungen eintragen; Punkte entsprechend der eingetragenen Augenzahl; manche Felder haben einen Multiplikator) und den lila Bereich (aufsteigende Augenzahlen eintragen; Punkte entsprechend der Augenzahl; nach einer sechs kann jede Zahl kommen) und kam früher an lukrative Boni, schaffte es dabei aber nicht sich im blauen und gelben Bereich zu etablieren.

    Aufgrund dessen, dass mir hingegen der Spagat gelang ging ich optimistischer in die letzten Runden. Leider musste ich aufgrund meines frühen Fokus in der Folge gelbe Boni verfallen lassen und konnte durch unzählige orange 1er-Würfel oft nur wenige Punkten erzielen. Die Füchse (Punkte für den Farbbereich mit den wenigsten Gesamtpunkten) sorgten aber immerhin noch dafür, dass ich beim 218-159 die 200 Punkte überschreiten konnte.

    Ohne den neuen Würfelteller hätte das Spiel vermutlich noch länger auf seinen Einsatz gewartet. Nach den häufigen Partien im letzten Jahr war das Interesse doch stärker abgeflacht als erwartet. Das Ergebnis hat zwar noch einmal den Ehrgeiz geweckt, ich vermute aber, dass es spätestens nach der SPIEL und den Neuheiten erneut wieder komplett aus dem Fokus verschwindet.


              


    In der letzten Woche gab es dann unsere dritte Partie Troyes von Sébastien Dujardin, Xavier Georges und Alain Orban. Nach den Erfahrungen aus den letzten Partien wollten wir unsere Persönlichkeitskarten (Karten, die eine Endwertung vorgeben, die nur von einem Spieler gekannt wird) besser Verschleiern, um dem anderen keine einfachen Siegpunkte zu ermöglichen. Daher war es wenig Verwunderlich, dass sich beide bei der Verteilung der Gefolgsleute (Figuren, die zur Markierung auf Gebäuden und Aktionskarten verwendet werden) auf Palast, Bischofssitz und Rathaus (Gebäude, die über platzierte Gefolgsleute die Verfügbaren Würfel für den Spieler vorgeben) gleichmäßig verteilten.

    Meine Freundin konzentrierte sich in den ersten Runden erst einmal darauf sich über die Karten mit verzögerter Wirkung (es werden beim Aktivieren Klötzchen des Spielers auf die Karte gelegt, die später beim Einsetzen des Karteneffektes entfernt werden) für die späteren Runden zu wappnen. Ich hingegen setzte über das bekämpfen von Ereigniskarten (Karten, die solange negative Effekte ausführen, bis diese bekämpft wurden) und den Bau der Kathedrale (weiße Würfel einsetzen, um Einfluss und Siegpunkte zu erhalten) direkt auf Siegpunkte und konnte nebenbei auch noch den ein oder anderen Einflusspunkt (Währung) mitnehmen.

    Die Karte Der Händler (gelbe Aktionskarte, die Denare liefert) bot uns eine praktische Option für Denare (Währung), sodass es in unserer Partie hier nie problematisch wurde. Das lange ausliegende Ereignis Ketzerei (alle Spieler verlieren zwei Einflusspunkte) sorgte aber dafür, dass der Einfluss anfangs zeitweise in ungünstige Regionen herabsank. In der dritten Runde konnte ich aber auch dieses eliminieren, sodass wir fortan unsere Ziele ungehindert verfolgen konnten.

    Durch meine Kombination von Henry I (Persönlichkeitskarte, die gewonnene Ereigniskarten belohnt) und Hugues de Payns (Persönlichkeitskarte, die Einfluss belohnt) konnte ich meinen Fokus lange relativ einfach aufrechterhalten. Erst als gelbe Würfel (repräsentieren die Arbeitskraft der Gefolgsleute und werden für die Ausführung von Aktionen verwendet) für die meisten Ereignisse benötigt wurden, kam ich etwas ins Stocken, da diese meist zum Erhalt von Denaren verbraucht wurden. Daher musste ich zum Erhalt der fünften Ereigniskarte sogar noch richtig kreativ werden.

    Bis in die letzte Runde war unklar welche Persönlichkeiten am Ende der Partie zusätzliche Siegpunkte ausschütten würden, daher blieben hier für beide größere Erfolge aus. Das Aktionen dann auch noch durch einzelne fehlenden Augen nicht wie gewünscht ausgeführt werden konnten, machte es auch nicht besser. So musste zum Ende noch viel gegrübelt werden, um die letzten Siegpunkte herauszuholen. Leider hatte meine Freundin hier mit ihren Fachmännern (Figuren, die auf den Aktionskarten platziert wurden) das glücklichere Händchen, sodass sie sich beim 50-45 durchsetzen konnte.

    Der Würfel-Auswahlmechanismus macht aus dem Spiel für mich ein Highlight und ich fiebere bereits der nächsten Partie entgegen. Die Anzahl an Aktionskarten scheint auch für genügend Varianz zu sorgen, sodass ich noch viele spannende Partien erwarte, in denen neue Kombinationen erkundet werden können. Ich kann also die vielen positiven Bewertungen des Spieles vollauf nachvollziehen.



              


    Zum Abschluss gab es dann endlich unsere dritte Partie Hochverrat von Alex Berry. Unsere letzte Partie lag bereits einige Monate zurück, daher mussten wir uns erst neu hereinfinden. Durch die Phasenübersichten (zeigen Ablauf und Optionen während einer Phase) ist das aber kein Problem. Meine Freundin ging dieses Mal für die Verteidigung (blaue Seite) ins Spiel während ich die Seite der Anklage (rote Seite) übernahm.

    Die Optionen bei der Wahl der Geschworenen (Phase 1; Informationen über die Geschworenen sammeln und dann die Hälfte entlassen) waren in der Partie sehr eingeschränkt, sodass die Eigenschaften (Sprache, Beruf und Religion) meist aufdeckt (Plättchen umdrehen damit es für beide Seiten sichtbar ist) wurden und die Informationen beiden zur Verfügung standen. Daher konnte meine Freundin hier auch relativ sicher meine Favoriten entfernen.

    Ich ließ mich davon aber nicht verunsichern, sondern trieb zu Beginn der Hauptverhandlung (Phase 2 und 3; Bewegen der Aspekt-Marker, um den Wert der Geschworenen zu beeinflussen) erst einmal den Schuldig-Marker (muss für die Verurteilung vorgeschoben werden; kann bei entsprechendem Fortschritt die Geschworenen zusätzlich beeinflussen) voran. Meine Freundin konterte dies indem sie die Unzurechnungsfähigkeit (kann die Aspekt-Marker für die Verteidigung vor der Urteilsverkündigung beeinflussen) des Beschuldigten hervorhob. Dies wollte ich aber so nicht akzeptieren, sodass der zugehörige Marker hier immer wieder die Richtung wechselte.

    Nach einigen Rückschlägen bei der Unzurechnungsfähigkeit widmete sich meine Freundin dann aber den Aspekt-Leisten (Leisten für den Wert der verschiedenen Ausprägungen der Eigenschaften; beim Beruf unter anderem Landwirt) und konnte hier gute Fortschritte verzeichnen. Ich konzentrierte mich also bei meinen Aktionen darauf die Marker der wichtigen Aspekte nicht zu sehr absacken zu lassen. Mein Ziel war es sowieso durch wenige gesperrte Geschworene (können noch einmal andere Geschworene beeinflussen; Schuldig-Wert halbiert oder verdoppelt sich je nach Seite) ein für mich positives Urteil zu erzwingen.

    Das es mir im Schlussplädoyer (Phase 4; abschließendes Bewegen der Aspekt-Marker) dann auch gelang zwei Geschworene zu sperren ließ mich an einen Sieg glauben. Leider konnte ich bei der Beratung der Geschworenen (erster Teil von Phase 5; gesperrte geschworene können noch Einfluss nehmen) hier keinen Profit herausschlagen, sodass ich beim abschließenden Urteil (zweiter Teil von Phase 5; ausrechnen des Schuldig-Wertes) mit einem Schuldig-Wert (Anklage siegt bei Wert über 99) von 96 äußerst knapp scheiterte.

    Die unzähligen kleinen Fehler in den Texten der Karten sorgten in unserer Partie mehrfach für Unruhe, da sich meine Freundin daran störte. Dadurch wurde der Spielfluss unterbrochen und die Partie stockte immer wieder. Das hat die Spielerfahrung stark geschmälert. Leider scheint das Spiel von Komplexität und Spieldauer her auch eine für uns ungünstige Kombination zu bilden, sodass es oft nicht in unseren Spieleabend passt. Daher können wir den gelungenen thematischen Rahmen und die ansonsten redaktionell gelungene Umsetzung, die sich beispielsweise in der farblichen Hervorhebung sehen lässt, leider nicht richtig würdigen.




    #DieBlutigeHerberge #GanzSchönClever #Troyes #Hochverrat