Seit Tagen dachte ich daran einen ähnlichen Thread zu eröffnen wenn ich Zeit habe, weil ich in einem ähnlichem dilemma wie der Threadersteller stecke.
Ich habe vor Jahren bei einem Freund Arkham Horror gespielt, was für mich der Einstieg in Kenner/Expertenspiele war. Und trotz des zähes Spielablauf aufgrund des umfangreichen Regelwerks und einer herben Niederlage, hat das Spiel dennoch irgendeinen seinen Reiz gehabt, alleine aufgrund des Szenarios, weshalb ich mich gerne wieder in Lovecroftsche Universum begeben wollte. Leider ist das Universum komplexer (geworden) als ich dachte. Arkham Horror, Eldrich, Villen des Wahnsinns, Kartenspiel, x-te Edition, dutzende Erweiterungen, usw.
Eldritch Horror war damals eines meiner Gateway Titel in Richtung komplexe Brettspiele und hat mich eine Zeit lang gut unterhalten. Allerdings auch nur eine bestimmte Zeit. Mittlerweile besitze ich Arkham Horror in der zweiten Edition und fahre damit um einiges besser. Warum das so ist, kann ich dir folgend kurz beschreiben:
Auf den ersten Blick hat Eldritch Horror für mich sehr viel richtig gemacht: Es ist kooperativ, hat ein interessantes Thema und bot genug Inhalt für mehrere Partien ohne Langweilig zu werden. Mit der Zeit kam ich aber auch dazu, einige Werke von Lovecraft zu lesen, hatte mal eine Cthulhu RPG Session mitgespielt und kam damit wesentlich mehr in die Thematik rein. Dabei merkte ich schnell, dass Eldritch dem eigentlich nur auf den Papier gerecht wird.
Für mich fängt Eldrtich Horror die Thematik am schlechtesten von allen "FFG Arkham Files"-Spielen ein. Warum ist das so? Es fehlt für mich die Befangenheit, das klastrophobische und die stetige Gefahr. Eldritch Horror ist für mich eher wie eine Reise um die Welt in den 20ern mit ein paar abgefahrenen Erlebnissen. Der zuvor erwähnte Vergleich mit Indiana Jones passt auch gut. Zwar hat das Spiel diverse bekannte Schauplätze (Arkham, die Berge des Wahnsinns, usw.) - aber der Mythos ist nie so ganz greifend und packend wie bei Arkham.
Arkham Horror geht einen anderen Weg. Durch Gebiete wie Innsmouth, Arkham oder Dunwich - die sich immer an die Geschichten orientieren - ist man viel näher an der Vorlage dran. Des weiteren sind die Events hier um einiges passender und stimmiger. Bei Eldrtich erlebst du in London vielleicht einen Überfall - in Arkham begegnet dir evtl. ein bestimmter Charakter aus der Buchvorlage in Dunwich. Hier stellt sich halt die Frage, was du eher möchtest: Nah an der Vorlage / Story sein oder ist dir das ggf. egal?
Eldritch hat dagegen die großen Alten auch mehr im Foku und bindet sie thematisch besser ein als Arkham. Mir bringt das im Spielverlauf aber zu wenig, wenn ich irgendwo am A. der Welt irgendwelche Hinweise suche und das eigentliche Spielgeschehen möglicherweise sich auf einen bestimmten Teil der Welt fokussiert. Eldritch wird gern nachgesagt, dass man den ganzen Inhalt aller Erweiterungen zusammenwerfen kann. Ich finde aber, dass man generell besser bedient wäre, einzelne Teile vor einer Partie anzupassen. Alle Inhalte sprengen bei dem Spiel auch ganz schnell den Rahmen. Als Beispiel: Zustandskarten wirst du bei Eldritch am Ende genug haben - und das sorgt auch für einen hohen Verwaltungsaufwand beim ständigen raussuchen. Arkham Horror hat mit allen Erweiterungen in einer Partie ähnliche Probleme; allerdings sind die Downtimes bei Eldrtich aus meiner Sicht trotzdem höher.
Da ich von Eldritch auf Arkham gewechselt bin, sehe ich auch einige Entscheidungen bei den Erweiterungen mit anderen Augen. Ich finde diese bei Arkham Horror um einiges besser gestaltet. Während du bei Eldrtich häufig nur "more of the same" kriegst, hast du bei Arkham Horror eigentlich bei jeder Erweiterung eine / zwei neue optionale Mechaniken dabei, die du einbauen kannst. Nicht alle sind super - aber viele davon wirklich gut umgesetzt. FFG merkt man hier gut an, wie sie mit den Jahren nachgelassen haben. Eldritch war vermutlich nur der erste Weg in die Richtung während es bei Arkham Horror 3 dann doch sehr deutlich wurde
Beide Spiele haben aber auch die gleichen Voraussetzungen: Beide sind abendfüllend und erfordern eine gewisse Einarbeitung. Ich würde beide Spiele auch nicht mit mehr als 4 Personen spielen wollen. Eldritch Horror ist noch relativ gut erhältlich; bei Arkham sieht das mittlerweile anders aus: Hier werden einige Erweiterungen extrem teuer (bspw. Miskatonic Horror, Innsmouth oder Tore des Verderbens). Wenn du Arkham holen solltest - reicht für den Start auch das Grundspiel und Dunwich. Wenn du dann auf dem Gebrauchtmarkt ausschau hälst, kriegst du auch mehr oder weniger schnell den Rest zusammen. Man muss nur etwas Geduldig sein
Wenn du mit der Entscheidung noch nicht ganz klar bist, kannst du dir auch gut ein Letsplay von Genus Solo auf Youtube ansehen. Er hatte zu Arkham Horror zwei Stück gemacht und macht aktuell wohl auch eines für Eldritch. Da siehst du auch die Unterschiede vielleicht auch etwas besser
Was die anderen Spiele angeht:
Das ältere Zeichen: Ein aufgebohrtes Kniffel im Lovecraft Setting. Relativ cool gemacht - allerdings nichts großartig komplexes. Spielerisch geht das stark in Richtung Dice Throne oder King of Tokyo mit nen Touch von Wahnsinn, Hinweise suchen und große Alte aufhalten Von der Spielzeit bist du mit etwa 1-2 Stunden dabei.
Villen des Wahnsinns 2. Edition: Ein Spiel auf Schienen. Es wäre besser mal ein Videospiel geworden. Als Brettspiel steckt mir da einfach zu wenig Interaktion drin. Für Einsteiger sicher eine Überlegung wert. Und über die 'Miniaturen' als Kostentreiber brauchen wir gar nicht erst reden. Die verdienen den Namen Miniatur nicht mal Ansatzweise....
Arkham Horror 3. Edition: Hat für mich nichts mehr mit Arkham oder Eldritch Horror gemein. Das Spiel ist massiv gestreamlined und spielerisch belanglos. Es mag sicher Leute geben, die sowas gerne spielen - ich gehöre nicht dazu.
Arkham Horror LCG: Ein gutes Synonym für das Spiel wäre: Groschengrab Die Geschichten im LCG orientieren sich sehr stark an der Vorlage und sind sehr gut - allerdings ist das Spiel sehr teuer. Je Zyklus musst du mit etwa 100 - 120 Euro im Durchschnitt rechnen. Ein Grundspiel spielt sich auch nur mit max. 2 Spielern. Bei mir wird das Spiel trotzdem zeitnah die Sammlung verlassen, wenn ich mit den Zyklus durch bin, da ich einfach keine Deckbuilder mag.