Warum sollte das Unsinn sein? Als Jules Verne seine Bücher schrieb, war die Idee, zum Mond zu fliegen, auch "Unsinn". Man baut Raumschiffe, weil man es nicht besser kann. Das heißt ja nicht, dass es nicht doch mal anders geht. An die Beweise der Physik, dass dieses oder jenes nicht gehe, glaube ich nicht in dem Sinne, dass diese Erkenntnisse für die Ewigkeit gemeißelt sind. Das ist unser heutiger Erkenntnisstand, mehr nicht.
Es geht dabei nicht um Wissen oder nicht Wissen in der realen Welt, es geht um Narratologie und Rezeptionsästhetik.
Kurz: Es geht um Diegese. Eine fiktive Welt muss in sich stimmig sein, sonst wird sie unglaubwürdig und kann nicht ungestört aufgenommen werden. Um in sich stimmig zu sein, baut eine fiktive Welt eine innere Logik (und oft genug Physik) auf. Das ermöglicht die sogenannte "Suspension of Disbelief", die es uns als Rezipienten ermöglicht, eine fiktive Welt ernst zu nehmen, obwohl wir wissen, dass sie fiktiv und im Kontrast zu unserer eigenen Welt unlogisch ist.
Star Trek ist ein Paradebeispiel für eine über Jahrzehnte funktionierende innerdiegetische Welt und Logik (auch wenn diese oft genug gebogen wurde), und wenn die plötzlich gebrochen wird, dann bricht damit auch das Suspension of Disbelief. Dass man plötzlich von Planet zu Planet beamen kann, bricht die innerdiegetische Logik und Physik, die Star Trek aufgebaut hat, und reißt uns damit aus unserer Suspension of Disbelief.
(Mir ging das übrigens mit "Das Erwachen der Macht" so, als plötzlich Hyperraumflüge nur noch Minuten statt Tage dauerten, und man von einem Planet in ein anderes Planetensystem gucken konnte und einfach die gesamte Star-Wars-Diegese nach sechs Filmen und unzähligen Serien und Büchern keinen Cent mehr wert war ...)
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Schön gesagt, aber auf dieser Ebene "funktioniere" ich halt nicht.
Mein Verhältnis zu Spielen ist ganz ähnlich, wie mein Verhältnis zur Kunst im allgemeinen.
Mir ist vollkommen egal, was Experten zu einem Kunstwerk sagen, ob und warum das jeweils Kunst ist usw.. Meine Einschätzung ist rein emotional, gefällt mir, oder gefällt mir nicht. Ich weiß meist nicht einmal, warum das im Einzelfall so ist, mir persönlich genügt, dass es so ist. Damit hatte ich schon bei meinen Kunst- und Musiklehrern meine liebe Not. Auch wenn ich lernen kann, wie ein Musikstück etwa aufgebaut ist, es interessiert mich einfach nicht, mich interessiert nur das "Gefühl", das die Musik bei mir auslöst.
Bei Spielen ist es ganz ähnlich. Ob ich -ja ganz genau: ICH- mich in den thematischen Hintergrund eines Spiels einfühlen kann und will, hängt nicht an objektivierbaren Kriterien, ist rein subjektive Gefühlssache. Reine Mechanik interessiert mich null, da kann sie so gut sein, wie sie will. Reines Optimieren im Spiel mag ich einfach nicht. Totale Zufallsabhängigkeit ohne Einflussmöglichkeit und ohne thematischen Sinn mag ich auch nicht.
Mir gefällt etwa Scythe sehr gut; ich nehme aber nicht für mich in Anspruch, die Gründe dafür für jeden nachvollziehbar darlegen zu können, schon gar nicht, jeden davon überzeugen zu können.
Das macht das Spielerleben natürlich auch (verboten) einfach: Ich muss mir nicht wissenschaftlich erklären können, ob mir ein Spiel gefallen darf, oder nicht.
Edit: Da nichts immer ist, wie es immer ist, gibt es auch bei mir natürlich Ausnahmen. So habe ich mal das Spiel Helios als einfach unmöglich verkauft, obwohl es mechanisch funktioniert, weil es da Leute zum Anheuern und Gebäude zum Bauen gab, mit denen man den Lauf der Sonne beeinflussen und um die eigene Siedlung lenken konnte. Also so etwas wie eine Schmerzgrenze habe ich da auch.