Beiträge von ravn im Thema „[2019] Detective: City of Angels“

    Solo einen Kriminalfall spielen, um die Zusammenhänge spielerisch zu erleben und zu verstehen. Und dann mit einer Spielgruppe, wobei man selbst in die Stichel-Rolle eines Spielleiters schlüpft, diesen Kriminalfall kompetetiv spielen zu lassen und dabei die Fäden zu ziehen. Für die englische Version braucht es schon gute Sprachkenntnisse oder Zugriff auf ein Online-Wörterbuch und eine gute Lesebrille.

    Der Solo-Modus ist nur die Möglichkeit, die Abenteuer auch alleine kennenzulernen und durchzuspielen. Prima Vorbereitung, um dann als Spielleiter eine Mehrpersonenrunde zu leiten. Ohne Vorbereitung geht es ebenso, dann ist es eben überraschender und spontaner für den Spielleiter. Primär oder nur solo gespielt sehe ich persönlich das Spiel nicht, weil dann arg viel vom Spiel verloren geht, was das Spiel (für mich) ausmacht und bietet.


    Wenn Dir der eingeschränkte Nutzungsumfang den Kaufpreis wert ist, dann ja. Wenn Du eh schon zögerst, ob sich das lohnt, dann eher nein. Da gibt es andere und bessere Spiele in diesem Genre, die primär oder nur auf solo ausgelegt sind.

    Gibt sehr viele weitere auch unbekanntere und ebenso gute Sprecher in Deutschland. David Nathan ist nur mein Lieblingssprecher.


    Danke für die Arbeit, die in diese Lokalisierung gesteckt wurde. Ein tolles Spiel wird damit sicher zugänglicher. Freue mich auf Erweiterungen, weil Grundspiel zu 2/3 mitgespielt auf englisch.

    Der Originalversion ist ein entsprechendes Glossar der für heute eher ungewöhnlichen, aber aus der Epoche stammenden Worte beigelegt. Da war dann auch Chisel erklärt und vieles mehr. Gerade die Verwendung dieser besonderen Begriff und Redewendungen haben für mich die Atmosphäre nochmals verstärkt. Wäre schade, wenn das in einer deutschsprachigen Version alles glattgebügelt und auf Neusprech aktualisiert wäre. Ist ja zum Glück nicht, so wie ich hier herauslese.


    Ich habe das Spiel etliche Male, erinnert geschätzte fünf Fälle, mitspielen dürfen. Damals vor Mitte März 2020. Immer als Ermittler in wechselnden Runden, aber immer mit demselben guten Spielleiter / Stichel / Chisel. Gerade das Element, seinen konkurrierenden Ermittlern-Mitspielern Infos zeitweise vorenthalten zu können und selbst nur ein Teil der Gesamtgeschichte kennen zu können, hatte für mich seinen besonderen Reiz. Kombiniert mit der Spannung, ob man den Fall vorzeitig und dann als Erster lösen kann und dann auch noch richtig liegt. Ein wissender und überblickender Spielleiter / Stichel / Chisel, der seinen Spielern ein gutes und ebenso forderndes Spielerlebnis bereitet, war dabei das spielerische Sahnehäubchen. Kooperativ war deshalb nie eine Option und auch nie gewünscht gewesen.

    Letzte Woche am Feiertag den zweiten Fall mitgespielt und sogar gewonnen, weil am Ende richtig gelöst. Hat wieder herausfordernd Spass gemacht. Allerdings ist der englischsprachige Slang nicht ohne. Für einen flüssigen Spielablauf empfehle ich eine Runde mit entweder gutem Englischgrundwissen oder eine ausreichend entspannte Grundhaltung, dass man nicht alles haarklein verstehen muss, wenn der Sinn schon reicht. Was in Details dann aber bei freier Deduktion auch nach hinten losgehen kann.


    Deshalb meine Empfehlung: Wer meint, sich bei englischsprachigen Spiel unwohl zu fühlen, sollte eher einen Bogen um diese Version machen. Das Spiel lebt eben von seiner Sprache.


    Wissenswert ist noch, dass der zweite Fall thematisch auf den ersten Fall aufbaut. Man also die Lösung von Fall 1 kennt, wenn man Fall 2 mitspielt. Man braucht aber nicht zwingend vorab Fall 1 gespielt zu haben, kann es aber nachher auch nicht mehr sinnvoll als Ermittler. Höchestens als Spielleiter für eine andere Runde.

    Gestern in Fünferrunde inklusive Gamemaster, der hier Chiesel heisst, die Tutorial-Mission mitgespielt aus Ermittler-Perspektive. Das war eine der neun Missionen des Grundspiels und eine von drei Missionen auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad, wobei die ersten Aktionen vorgegeben sind und man so das Spiel entspannt im Spiel kennenlernen kann. Schöner und einfacher Einstieg.


    Im Kern hat man vier Aktionen pro Spielrunde und Ermittlertag und bewegt sich damit im Umkreis Los Angeles, befragt Personen nach anderen Personen oder vorab gefundenen Gegenständen, durchsucht Orte oder Verdächtige und "erwirtschaftet" nebenbei ein wenig Geld. Dieses Geld braucht man auch dringend, um bei Personenbefragungen von Mitspielern mithören zu dürfen und sich so Wege und Aktionen zu ersparen. Dann gibt es noch ein paar Details, um Andere am Mithören zu hindern, Informationen für sich selbst zu bunkern und Befragte unter Druck zu setzen, die Wahrheit zu sagen.


    So sammeln wir Informationsschnippsel, von denen wir allerdings nicht sicher sein können, ob die alle stimmen. Weil nicht jeden Befragten kann und will man unter Druck setzen, um die Wahrheit herauszupressen. Denn damit begibt man sich in Abhängigkeit des Gamemasters, der eine Art Gegenspieler darstellt und verhindern will, dass die Ermittler den Fall lösen. Ebenso sollte der Gamemaster aber auch für ein gutes Spielerlebnis sorgen, indem er ausgleichend agiert und auch gezielt Falschinformationen streut. Dieser Gamemaster kann nämlich auch Mithörversuche blockieren. Spielmechanisch ist das gut und elegant gelöst und stets übersichtlich.


    Als Ermittler hat man eine Matrix aus bekannten Personen, die man befragen kann, und über was man die befragen kann. Viele Möglichkeiten und viel zu wenig Zeit, um einfach mal alles zu fragen. Und genau da fängt die spielerische Ermittlerarbeit an. Wer Holmes & Watson mag, aber eher kleinere Infohappen bevorzugt, ist hier genau richtig. Mir hat das Spiel und der Fall ausgesprochen gut gefallen. Da alle immer ins Spielgeschehen beteiligt sind, weil per geheimer Wahl mithören können oder auch nicht, gewinnt das Spiel durch passende Rahmenbedingungen und einer Spielrunde, die in ihrer Rolle bleiben kann. Laberfreudige Spielmechanik-Analytiker können da durchaus nerven auf Dauer.


    Die Texte waren alle stimmungsvoll geschrieben, allerdings im Slang der Hard Boiled Noir Filme. Deshalb gibt es hinten im Ermittlerheft für jeden Ermittler ein Glossar der Begriffe. Weil vieles kann und sollte man nicht wörtlich übersetzen, weil das eine ganz andere Bedeutung hat. Ich sag nur "lad salad with no desert". Deshalb braucht es auch gutes Grundwissen der englischen Sprache, um diese Slangworte überhaupt zu erkennen. Wer da zögert, sollte lieber auf die potentielle deutschsprachige Version warten, denn die meisten Informationen sind geheim und lassen sich somit nicht gemeinsam diskutieren in deren Bedeutung. Die Einleitung zu jedem Fall kann man sich per Webseite auch vorlesen lassen - https://www.vanrydergames.com/…ity-of-angels-audio-files - auch als Feuerprobe, ob man mit diesem Englisch klar kommt.


    Vorab hatte übrigens keiner von uns den Fall gelöst und am Ende nur einer von vier Ermittlern komplett richtig. Gerne wieder, in passender Runde und in passender Umgebung. Je mehr Ermittler mitspielen, desto mehr hat der Chiesel zu tun, um jeden Ermittler in seinem Storyverlauf gerecht zu werden. Deshalb empfehe ich für eine Chiesel-Erstpartie, eher nur drei Ermittler mitspielen zu lassen.