Beiträge von duchamp im Thema „[2019] Detective: City of Angels“

    Ansonsten finde ich die Ausführungen zur Übersetzung sehr überzeugend, wobei das mit der Schulleiterin ja auch Absicht seitens der AutorInnen hätte sein können (Stichwort diversity vs. historical accuracy), aber Schwamm drüber, bei einer Jesuitenschule ist das wohl wirklich etwas deplaziert. Freue mich sehr auf das Spiel!

    Ich wäre nicht darauf gestoßen, wenn es im Original nicht die "Loyola High School" gewesen wäre. Ignatius von Loyola war nun mal einer der wichtigsten Gründer des Jesuiten-Ordens. Wir haben natürlich auch nicht das Geschlecht oder die Rollen geändert (Rektorin und Lehrerin sind richtige "Rollen" mit Portrait von Dutrait), sondern eine elegantere Lösung gefunden: An derselben "Stelle" des Plans - im realen L.A. einen Block entfernt - befindet sich die "Berendo Middle School" (auch damals schon) - wir mussten also nur den Namen ändern... ;)

    Ein Glossar gibt es in der deutschen Fassung nicht, weil es keine wirklich unverständlichen Spezialwörter gibt. Wie gesagt, sprechen wir von den 1940er-Jahren. Wenn überhaupt, hätten wir vom L.A.-Slang auf eine regionale "Gangster-Großstadt-Sprache" (Berlin, Köln, Hamburg) ausweichen müssen - womit der Ort von L.A. dorthin gewechselt wäre. Das Ergebnis ist selbstredend nicht in jedem Einzelfall für jeden einzelnen deutschen Spieler die Ideallösung... ;) Dieses Problem hat jede Übersetzung und ist nicht eindeutig lösbar, ob man Shakespeare, Dickens, Chandler, oder Carl Barks übersetzt.


    Noch ein paar Anmerkungen zur deutschen Fassung;


    Erstens ist die Sprache deutlich / derb, wo sie es auch im Original ist, was ich sehr gut finde. Oft möchten es deutsche Redaktionen gerne etwas "harmloser".


    Zweitens haben wir eine Reihe historische Fehler, bzw. Unstimmigkeiten korrigiert. Ja, auch die Originalversion ist nicht zu 100% korrekt. Wenn zum Beispiel an einer von Jesuiten geführten Highschool eine Rektorin (und eine junge Lehrerin) auftaucht - die es bis heute dort nicht gibt, sondern bis 1998 ausschließlich Jesuiten-Pater als Rektoren und die erste Lehrerin in den 1970ern, wie mir der amtierende Schuldirektor Frank Kozakowski mitteilte...


    Drittens habe ich für jeden "spezielleren" Ausdruck recherchiert, ob er im Deutschen vor 1950 überhaupt schon gängig war. Wenn nicht, habe ich ihn nicht verwendet (superfindige Spürnasen mögen die eine oder andere Ausnahme finden, wenn sie genug Lebenszeit aufbringen - zur Recherche: Korpora im DWDS im DWDS).


    Viertens gibt es statt des Glossars eine Auflistung aller 100 Orte mit einer kurzen Notiz dazu - alle nochmals nachrecherchiert. So kann man den Blick über den Spielplan wandern lassen und sich einen Überblick verschaffen... Hinweise, ob es sinnvoll ist, den Ort aufzusuchen, sollte man daraus aber nicht ziehen.


    Zum Stichel/Chisel: Gibt es so nur als Verb (betrügen, hintergehen, schwindeln, Dinge vortäuschen), als Substantiv lediglich ein Meißel und nur sehr selten im Sinne von "Betrüger" oder "Complete arsehole who thinks they run the show." In der Verwendung wie im Spiel eigentlich ein Kunstwort, wie ja auch die Rolle (ein Spielleiter, der alles weiß, aber nur dosiert herausgibt) in der Realität so nicht existiert, es sei denn, als allwissender Gott oder Drehbuchautor. Ich war bei den Diskussionen der Redaktion nicht dabei (da es ein "Regelwort" ist und in meinen Texten nicht auftaucht), weiß aber, dass sehr lange überlegt wurde, ein ähnliches Kunstwort zu schaffen. Ich finde es sehr treffend. Wem's nicht schmeckt, darf weiter "Chisel" sagen. Verboten ist das nicht. ;)


    So, und jetzt freuen wir uns wieder auf's Spiel, das nun auch für deutsche Spieler ohne Speziallexikon spielbar ist. :)

    [Mafia- und Gangster-Umgangssprache war hier in dern 1940ern schlicht nicht vorhanden - und irgendein Berliner Ganovensprech klingt erst recht falsch.

    Dann ist ja „wenn du’s zu was bringen willst in dieser Stadt, kommste blitzsauber nich weit.“, hoffentlich nur ein kleiner Patzer, weil richtig: bei L.A. Gaunern stockt man ein bissl, wennse Berlinern.


    Freu mich schon wie ein Schnitzel aufs fertige Spiel!

    Wenns umgangssprachlich wird ("wennse" oder "kommste" klingt für mich z.B. nicht zwingend nach Berlin), klingt es rasch ein bisschen wie Berlin. Und wenns mal bisschen so klingen tut, is das nich soo schlimm. Also so was wie "det", "icke" oder "Kleener" wirste nich hörn, aber wir wolln da jetz auch nich zuu pingelig wer'n, oder? ;)


    Kurze Anmerkung noch der Vollständigkeit halber, falls Fragen zur deutschen Regel aufkommen: Die habe ich tatsächlich NICHT übersetzt. Meine Aufgabe waren die Verhör-Schnipsel, Dialoge, etc. pp - also quasi alles, außer der eigentlichen Spielregel.

    Hi mal wieder,

    sitze gerade übersetzungstechnisch an Fall 3... wobei ich mir die Gesamt-Arbeit dieses Mammutprojekts mit der Redaktion teile. Von Pegasus direkt kommt die Spielregel und alle "Anweisungstexte" - das kann dort in der Runde besser ausprobiert und abgeglichen werden. Ich übersetze die ganze "Prosa" - also alle erzählerischen Texte / Dialoge / Zeugenaussagen in den diversen Heften/Büchern, auf en Karten, etc. Gegenseitig lektorieren wir dann unsere Texte, ich die Regel, sie die Erzähltexte und Dialoge. Undsoweiter.


    Macht Spaß, weil es eher wie Drehbuchschreiben ist... :) Allerdings muss ich immer heftig drauf achten, dass der Platz doch sehr begrenzt ist. Die Amis sparen natürlich wie immer nicht mit 4-letter-words, ultrakurzem Slang, etc. - was besonders knifflig ist, da es keine deutsche Entsprechung gibt. Mafia- und Gangster-Umgangssprache war hier in dern 1940ern schlicht nicht vorhanden - und irgendein Berliner Ganovensprech klingt erst recht falsch. Aber ich finde jedes Mal einen guten Weg - hoffe ich.

    Wer sich ein bisschen mental vorbereiten möchte: Die neue Chandler-Übersetzung von Frank Heibert bei Diogenes ist herausragend (ich klaue hier und da einen sehr schönen Begriff).

    So, jetzt aber weiter, Mrs. Swanson muss zum Banküberfall befragt werden...