Beiträge von Dumon im Thema „City of the Big Shoulders“

    Eine Addendum habe ich vergessen:
    So lange sich Firmen mit den hergestellten Produkten und/oder den benötigten Ressourcen nicht allzu sehr in die Quere kommen, kann man im Appeal-Bereich auch noch aufholen. Das gibt sich aber spätestens mit der zweiten Firma eines Spielers (im Vierspieler-Spiel zumindest), und man wird sich zumindest beim Rohstoff-Einkauf schon viel früher gegenseitig Knüppel zwischen die Beine schmeißen...

    PS:
    Das ist alles eine Einschätzung, die auf einem Playthrough, dem Flow der dort gezeigten Mechaniken und Spieltaktiken, und den im Regelwerk vorhandenen Zahlen basiert. Ich selbst habe noch keine Erfahrung mit dem Spiel gesammelt. Und statistisch gesehen sollte die Verteilung der auf den Rohstoffmarkt kommenden Klötzchen auch relativ ausgeglichen sein. Da aber Spieler durch Blockadekäufe andere unterminieren können, wird das schwieriger, und schon wenige ungleich verteilte Rohstoff-Nachzüge aus dem Beutel ("statistische Ausrutscher", sozusagen) können das Spielgeschehen massiv beeinflussen, wenn Spieler dies zu ihren Gunsten auszunutzen wissen...

    Also man kann versuchen den Appeal der eigenen Firma zu steigern. Eventuell hat diese sogar durch einen Manager die Fähigkeit beim Produzieren den Appeal zu steigern.

    Da nach jeder Firma der Markt gecheckt wird und eventuell leere Felder aufgefüllt werden relativiert sich die Sache ein wenig. Allerdings ist das schon nicht ganz ohne. Eventuell muss man halt tauschen.

    Das ist wohl wahr, aber mit der Verteilung im Beutel ist es durchaus möglich, dass eine (oder gar mehrere) Runden lang gar keine oder viel zu wenige Klötzchen einer bestimmten Farbe auf den (Rohstoff)Markt kommen. So geschehen im letzten HeavyCardboard-Playthrough. Das nervt nicht nur, sondern kann einen Spieler dann im Prinzip direkt aus dem Rennen werfen, wenn er nicht produzieren kann. Insbesondere, da nicht produzieren auch heißt, dass kein Geld fließt, der Appeal also nicht steigt. Im Gegenzug: je lukrativer verkauft werden kann, desto höher können Dividenden ausfallen, desto mehr steigt der Appeal. Wer hinten runter fällt, bleibt dann leider unten...
    Dem kann man mit gewissen Plättchen ETWAS entgegen wirken, aber auch da kommt es halt darauf an, was man kriegt, und WANN man dran ist. Zwar folgt die WorkerPlacement-Phase ihrer eigenen Reihenfolgeregel, aber auch das kann nach hinten los gehen. Und die Plättchen sind auch nur bedingt sinnvoll (siehe unten).

    Ja, tauschen ist eine Möglichkeit. Aber halt nur, so lange Ressourcen der angestrebten Farbe in Hay Market verfügbar sind. Sind die weg(geschnappt worden), dann kann man auch nicht mehr tauschen. Pech gehabt - keine Chance, an die angestrebten Klötzchen ranzukommen, wenn man die nicht auf dem Markt kriegt.
    Und das gilt auch für die Plättchen, die sich nämlich auch ausschließlich aus dem (Tausch)Vorrat in Hay Market speisen. Wenn also der Spieler mit dem höchsten Appeal Plättchen oder Tausche benutzt, um Hay Market von einer Sorte Klötzchen zu leeren, dann schauen nachschauende Spieler auch dann in die Röhre, wenn sie Plättchen hätten, die ihnen die Rohstoffe ohne Tausch zur Verfügung stellen würden.

    Dazu kommt noch, dass der Rohstoffmarkt (also nicht Hay Market) sich nur dann nachfüllt (bzw. Felderinhalte nachrutschen), wenn vorherige Felder komplett leer sind. Hier aber kann man ganz gezielt andere Spieler blockieren, indem man z.B. die Klötzchen der von ihnen benötigten Farbe einfach wegkauft, auf den Marktfeldern aber immer mindestens eines liegen lässt. Und schon rutscht der Markt nicht nach, es gibt keine neuen Klötzchen, und nachfolgende Spieler sehen alt (oder älter, zumindest) aus.
    Ein weiteres Problem ist nämlich, dass es weder Lagerkapazitätsgrenzen noch Einschränkungen dessen gibt, was ein Spieler kaufen kann (jeder kann beliebig viele Klötzchen beliebiger Farben kaufen und lagern, wenn er sie nicht verbraucht - selbst dann, wenn er die Farbe gar nicht selbst verwertet (und nur zum Tauschen nutzen kann).

    Das alles gibt dem Spieler bzw. den Spielern mit dem höchsten Appeal so viel Kontrolle über den Markt in die Hand, dass sie eigentlich nicht mehr eingeholt werden können. Kann man dann nicht mehr in ihre Firmen investieren (oder nur sehr geringfügig), dann hat man keine Chance mehr, auf Sieg zu spielen.

    Man könnte jetzt sagen: Auch Spieler sehr lukrativer Firmen haben ein Interesse daran, dass andere gut produzieren oder höheren Appeal bekommen - durch Investition profitieren sie ja davon. Das ist zwar richtig, aber als Spieler profitiert man am Meisten von der eigenen Firma - insbesondere, da man immer (sic!) mit einem 30%-Anteil beginnt, und natürlich noch mehr Anteile wird kaufen wollen. Da hilft es auch nicht, dass der 20%-Anteil für den Firmendirektor gesperrt ist.

    Im Prinzip könnte man dem entgegen wirken, indem man am Anfang relativ gleichmäßig von allen Firmen Anteile kauft. Aber auch das würde nur bedingt klappen - wäre es nicht vollkommen hanebüchen, da man ja zum Einen sein Portfolio mit schlechteren Anteilsaktien nicht versauen will, noch zu Anfang das nötige Geld hat, um so viel zu kaufen.
    Zudem schiebt die Investitionsphase dem ebenfalls einen Riegel vor - wer an der Reihe ist (die Reihenfolge weiß ich jetzt net mehr), kann genau EINEN Anteil einer beliebigen Firma kaufen. Dann sind erst alle anderen dran, bevor man erneut EINEN kaufen kann. Ist eine Firma also lukrativ, werden alle gleichermaßen ein Stück vom Kuchen haben wollen, bevor der aufgeteilt ist - und der Direktor kann eben auch aus den eigenen Anteilen schöpfen. In der ersten Runde wird ein Firmendirektor mit sehr großer Wahrscheinlichkeit seinen Eigenanteil der Firma auf 40% erhöhen, wenn nicht sogar auf mehr (je nachdem, wie andere reagieren/kaufen, und wie sie alle Geld haben).


    Das alles führt dazu, dass sich Firmen, die sich zu Anfang gut platzieren und erfolgreich produzieren, in eine Position bringen, die kaum noch eingeholt werden kann. Und da die Direktoren solcher Firmen nicht blöd sind, werden sie unweigerlich am Meisten von diesen profitieren...

    Okay, hab mir jetzt auch die Kritik von Paul Grogan angesehen. Das, was er bezüglich Firmen anspricht, die besser werden und nie obsolet, fand ich bei dem Playthrough auch problematisch. Ich hatte ob meiner Unkenntnis im Bereich der 18XX-Spiele allerdings nicht an die Möglichkeit gedacht, dass Firmen obsolet werden könnten. Mir fiel nur negativ auf (was Paul ja auch anspricht), dass Firmen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben, immer zuerst auf dem Markt einkaufen, also dort eigentlich nie eingeholt werden können - schon gar nicht von später neu eröffneten Firmen.
    Dies, im Zusammenhang mit dem bereits oben von mir kritisierten zufälligen Markt kann dazu führen, dass Firmen, die niedriger am Markt eingestuft sind (geringerer "Appeal"), vielleicht gar nicht mehr in vernünftigem Rahmen produzieren können (es fehlen eben die Rohstoffe). Und das kann extrem frustrierend sein, denke ich...

    Was das Zurückhalten von Geld (im Gegensatz zur Auszahlung von Dividenden) angeht, da sprechen die Handlungen im o.g. Playthrough jedoch dagegen. Warum eine Firma Dividenden zurückhalten würde? Nun, wenn alle Anteile verkauft sind (oder auch nur die Meisten), dann kann eine Firma eben kein eigenes Einkommen aus Dividenden mehr verzeichnen. Um dann vernünftig handeln zu können (wenn das notwendig ist), MUSS sie ggf. Geld zurückhalten. Das Beispiel, das Paul bringt, liegt eigentlich nur vor, wenn eine Firma noch genug eigene Anteile besitzt. Sobald diese verkauft wurden, können sie nur noch an die Bank gehen, und damit ist das Dividenden-Einkommen der Firma für den Rest des Spieles um die verkauften Anteile gesunken.

    Ich fand das Playthrough von HeavyCardboad auch sehr sehr interessant, aber den recht zufälligen Ressourcenmarkt ziemlich abschreckend, da man mit diesem nur bedingt planen kann. In der aktuellen 4-Spieler-Partie wurden zwei neue Firmen eröffnet - eine von einem Spieler, dessen erste schon nicht so richtig aus dem Quark kam (unerfahrener Spieler). Beide konnten nicht so richtig nach oben durchstarten. Und von den beiden Spielern mit nur einer Firma kam einer dem Sieg sehr sehr nahe (knapp 2. Platz).
    Ich habe keine Erfahrung mit 18XX, und kaum Erfahrung mit solcherart Wirtschaftsspielen, aber wie es aussieht, muss man nicht unbedingt alle Nase lang neue Firmen eröffnen, wenn die alten "abgewirtschaftet" sind. Allerdings kann ich das halt aufgrund mangelnder Erfahrung nicht so 100%ig überblicken...