Beiträge von PeterRustemeyer im Thema „Tapestry (Stonemaier Games)“

    Sagen wir mal so: Werbung mit „alternativen Fakten“ lässt einen Verlag bei mir im Ansehen gewiss nicht steigen, auch wenn ich das vorher wusste. Ich finde es schon dreist genug dass ich so etwas wissen muss. Verlage die draufschreiben was drin ist sind mir definitiv sympathischer.

    Es steht drauf, was drin ist. Du machst Dir halt einfach einen anderen Begriff davon, wie mir scheint.

    Sagen wir es mal so: Jamey ist ziemlich gut darin, "auf der Rasierklinge zu reiten".


    Er ist nicht angreifbar und kann sich sicher sein, dass immer Argumente bleiben, ihn zu verteidigen, aber so 100% koscher ist es auch nicht, was er da treibt.

    Ist ein bisschen wie mit den "Jogurts mit Fruchtanteil", wo es zwar rechtlich völlig in Ordnung ist, wenn da keine Erdbeere drin ist, auch wenn eine vorne drauf ist, aber ein gewisses Gschmäckle bleibt.


    (Ich unterstelle ihm da übrigens keine böse Absicht oder irgendwelche Täuschungsversuche)

    Auf der Box steht "A Civilization Game". Das ist doch nicht näher definiert? Alle denken eben, weil sie es so gelernt haben, bei dem Begriff direkt an "Civ" (Sid Meier und Co). Aber wer sagt, dass man so etwas nicht auch anders angehen kann? Wenn man das nicht so erst nimmt, ist auch 7 Wonders ein "Civilization Game".

    Eine Definition muss nicht allgemeingültig niedergeschrieben sein, um in den Köpfen der Spieler verankert zu sein.


    Und 7 Wonders ist eher ein Civ als Tapestry, immerhin kann man hier nicht den Hyperantrieb vor dem Feuerstein erfinden.

    Kann man natürlich auch als "soll er halt keine unfertigen Spiele auf den Markt schmeißen!" werten, aber manchmal erweist sich eine Idee halt erst nach der Veröffentlichung als weniger geglückt.

    Das hätte ich jetzt nicht so gesagt, aber...

    Im Gegensatz zu PC Spielen kommen Patches bei Brettspielen halt nicht zuverlässig beim Endkunden an.


    Wer kuckt schon regelmäßig nach, ob es zu seinen Spielen zufällig ein Update gibt, und druckt das dann alles aus?

    Denke ich schon wenn manche Leute auf BGG 10er Wertungen vergeben aufgrund der Optik und andere 1er Wertungen um das zu "kompensieren"...

    In diesen "rating wars" geht es glaubich weniger um die Optik denn darum, dass die Leute ihre 10er als Vorschusslorbeeren raushauen.

    Denn auf BGG kann man ein Spiel bewerten, bevor es überhaupt erschienen ist. Das kompensieren dann andere mit 1ern.

    (persönlich finde ich beides lächerlich)


    ---


    Stonemaier ist imho bombenstark in:

    • Vermarktung / Hype-Generierung / Personenkult
    • optischer Kaufanreiz / Material / Grafik (sowas wie die Mechs und Illus in #Scythe, die Eier in #Flügelschlag)
    • handwerklichen Details, die den Spieleinstieg enormst erleichtern (zB die Boards als Formen-Puzzle in #Scythe)
    • thematischer Gewandung (Brave New World in #Euphoria, das Setting von #Scythe, #Flügelschlag)
    • knackige Spielerlebnisse mit knackiger Dauer


    Eher schwach finde ich:

    • Die tatsächliche Verknüpfung von Thema und Mechanik. Da wird es sehr schnell sehr dünn bis - imho - völlig armselig (Bewegungsregeln in #Scythe, in #Euphoria sind alle Dilemma-Karten gleich usw)
    • in-Kauf-nehmen von ziemlich brachialen Glückskomponenten in "eigentlich" verkopften Euros, die dann sehr schnell zu Runaway-Leadern führen (card draw und Futter in #Flügelschlag, Pasch würfeln in #Euphoria und dergleichen)
    • Er nimmt es zumindest in Kauf, dass er die Erwartungshaltung seiner Kunden nicht erfüllt. Wenn er nicht absichtlich in fremden Gewässern fischt, um seine Käuferschicht zu vergrößern, und gelinde gesagt auf Enttäuschung scheißt. #Scythe ist kein 4x, #Tapestry kein Civ, aber beide werden/wurden so beworben. "Blabla lies doch vorher Reviews" Er könnte es trotzdem einfach lassen.
    • Es passiert meist nicht viel mehr als "sammel Rohstoffe, tausche Rohstoffe gegen Punkte"

    Für mich sind Kennerspiele komplexe Spiele für Vielspieler. Wir haben Spiele wie Spirit Island, Wandel der Zeiten, Kohle, (Brass), Mombasa, Agricola, diverse 18xx, Terra Mystics oder eben auch Scythe, die ich als Kennerspiele ansehe. Ob es in dieser Gruppe noch leichte Unterschiede im Niveau gibt ist jetzt für die grundsätzliche Einordnung unerheblich.

    Das sind für mich "Expertenspiele".


    "Kennerspiele" sind ungefähr das, was die SdJ Jury als solches bezeichnet, so ungefähr auf dem Niveau #Flügelschlag, #IsleofSkye.


    Die Übergänge sind aber natürlich fließend, und es sei dem Individuum überlassen, ob ein #Scythe bei den Kennern oder den Experten zu verordnen ist.


    Und die Kategorie über #Mombasa würde ich als "Brecher" oder "Hirnzermarterer" bezeichnen. ;)

    es CIv jedenfalls muss meiner Meinung nach diese Zusammenhänge darstellen können. Und genau das passiert ja, wenn das Spiel einen Mechanismus beinhaltet, der zum Mitrüsten zwingt, sobald einer damit anfängt, eine militärische Bedrohung aufzubauen. Ein teurer Militärapparat verschlingt Ressourcen, die woanders fehlen und benachteiligt diejenigen, die knapp an Ressourcen sind. Für mich wäre ein Spiel ohne diese Rüstungsdynamik zumindest kein "richtiges" Civ, sondern "nur" ein Spiel mit aufgepinselter Civ-Thematik; was darum nicht zwingend spielerisch schlecht sein muss.

    Du wirst ein Stegmaier-Spiel bekommen, kein Civ.


    Sein #Scythe war ein Wirtschafts-Eurogame im Gewande eines 4x, das von einem 4x wenig bis gar nichts mehr drinnen hatte.

    Sein #Euphoria war ein Worker Placement ohne jegliche Zwänge, die WP üblicherweise mit sich bringt.


    Genauso wirst du auch hier was weichgekochtes bekommen, das mit einem klassischen Civ nur mehr das Thema gemein hat.

    Ich nehme an, es wird wenig bis keine Aggression gegenüber den Mitspielern geben, du wirst alles irgendwie steuern können, und wer was zuerst erfindet, wird sich nur in kleineren Boni widerspiegeln.


    (das heißt nicht, dass seine Spiele schlecht wären, sie sind funktional und elegant, für meinen Geschmack etwas zu glattgebügelt.

    Es heißt lediglich, dass er jedes Mal wieder bewusst in Kauf nimmt, die eigentliche Genre-Zielgruppe zu enttäuschen)