Beiträge von Bierbart im Thema „05.08.-11.08.2019“

    Ach ja: Vinhos (alte Version von "What's Your Game?") oder Vinhos Deluxe (neue Version von Eagly-Gryphon Games)? Die alte finde ich grafisch hübscher, aber die neue ist spielerisch "aufgeräumter" in einer wohltuenden Weise. Die unnötige Verkomplizierung mit der Bank aus der alten Version brauche ich nicht zum Glücklichsein.

    Ich musste gerade erst einmal nachschauen, aber es war die alte Version von Vinhos. Die Bank selbst fand ich einfach zu handhaben; es fühlte sich nur irgendwie unsinnig übergewichtet an, dafür extra eine Aktion auswählen zu müssen (ich glaube, das ist auch,was Du meintest). Was mein Verstand hingegen nicht so recht kapieren wollte, war der Mechanismus der Ausstellung. Kaum erklärt, schon hatte ich wieder vergessen, wie die Zusammenhänge genau funktionieren. Wie gesagt, eine grafische Darstellung der Mechanik(en) hätte mir persönlich vermutlich sehr geholfen und den Gesamteindruck sicher verbessert. Thematisch nämlich sprechen mich Lacerdas Spiele grundsätzlich durchaus an. Klingen tut das immer richtig interessant, nur scheitert es immer wieder an der ersten Partie.

    Endlich mal wieder ein bisschen Freizeit. Ein wahrhaft wertvolles Gut. Dumm ist es nur, wenn man sie dann mit Vinhos verschwendet. Eine Enttäuschung mit Ansage. Ich war leider zu gut gelaunt über die unerwartete Atempause und habe mich zu sehr auf einen freien Abend gefreut, dass ich so doof war, und dazu "ja" gesagt habe. Weil: Das war SO KLAR, dass das daneben gehen würde. Ich wäre dazwischen am liebsten aufgestanden und einfach gegangen. Passiert mir nicht oft. Bei Lacerda allerdings schon. Ich glaube, es gibt keinen anderen Autoren, der mich so zuverlässig frustriert: CO2? Tolles Thema, will ich spielen! Gespielt und gehasst. Kanban? Klang wahnsinnig innovativ und thematisch. Was ist passiert? Wir haben es aber nach der Hälfte abgebrochen. Jetzt beinahe wieder ein Abbruch.


    Dabei habe ich eine Hypothese: Es lag nicht am Spiel. Es lag auch nicht am Spieler. Es lag am Erklärer, der, obwohl sehr gut im Regelmerken, die Angewohnheit hat, ein Spiel in jedem Detail von Anfang bis Ende durchzuerklären; und gleichzeitig lag es daran, dass dem Spiel "aus der Kiste heraus" keine taugliche Spielerhilfen beiliegen und/oder noch niemand eine solche erstellt hat und/oder der Spielebesitzer diese nicht gefunden und/oder nicht ausgedruckt hat.


    Also kurz gesagt: Nach einer Dreiviertelstunde Erklären steht man immer noch auf dem Schlauch. Und dann passieren natürlich fast zwangsläufig alle naselang solche Dialoge:


    - "Also gut, ich check's noch immer nicht ganz, aber egal. Dann gehe ich jetzt halt so einen Weinberg einkaufen"

    - "In Ordnung, dann musst Du mir aber noch 1000 bezahlen"

    - "An Dich? Wieso denn jetzt an Dich? Du hast doch gesagt, die muss man an die Bank bezahlen!?"

    - "Man muss an die Bank bezahlen, wenn man auf das Feld geht, wo das beige Männchen steht. Ansonsten an jeden anderen, der dort bereits ist. Habe ich aber vorhin gesagt."


    Also, machen wir's kurz: Ein Spiel wie dieses braucht eine ordentliche Spielerhilfe, sonst gibt's eine katastrophale erste Spielerfahrung und da in unserer Welt so manches Spiel nur einen Schuss bekommt, ist es das eventuell schon gewesen für Vinhos.


    Thematische Umsetzung, grafische Gestaltung, Langzeitspielreiz -- alles nicht zu beanstanden, sicher sogar deutlich überdurchschnittlich. Ansonsten war Vinhos allerdings nur die übliche Übung im Durchrechnen und Optimieren. Mache ich dieses, dann kostet mich das jenes und bringt mir soundsoviel Siegpunkte. Mache ich stattdessen jenes, dann kostet mich das dieses und bringt mir soundsoviele Siegpunkte. So was macht man doch mit Excel. Gähn. Kann schon mal Spaß machen, hat es an dem Abend nicht, tut mir leid und Schwamm drüber... aber ich bin noch nicht fertig! Es gibt nämlich noch eine Sache, die mir ganz und gar nicht gefiel: Was an Euros wie diesem ja eigentlich richtig Spaß machen kann, ist die Maschine, die man baut. Und wenn sie dann so richtig groß und mächtig ist, dann kann man lauter wahnsinnig coole Sachen machen! Wohohoooo! Ja. Pfeifendeckel. Nicht in Vinhos, Freunde der Nacht. Da ist das Spiel nämlich vorbei, bevor die Maschine richtig brummt. Finde ich gar nicht cool.


    Allerdings gab es nach gut einem Jahr Abstand auch mal wieder eine Runde Cuba Libre. Das Einsteiger-COIN, das für Einsteiger immer noch eine Nummer zu unübersichtlich ist; und darum ein weiteres Beispiel für ein Spiel, bei dem man als Anfänger ohne eine richtig gute Spielerhilfe hoffnungslos verloren ist. 5 Stunden gespielt, in der dritten Propagandaphase war Schluss, gewonnen hat das Syndikat. Es hätte aber ohne weiteres auch die Regierung gewinnen können. Oder das Directorio. Iiiirgendwie beschleicht mich bei den COIN so langsam das Gefühl, dass es eigentlich nur darauf ankommt, wer vor der Propagandaphase nochmal was tun kann, und wer nicht. Glück beim Karten-Timing ist die halbe Miete.


    War auch wieder etwas zu zäh. Unsere Runde denkt manchmal ein bisschen zu lange nach. Zu viel Zählen. Und: Viel Taktik, aber wenig Strategie. Ich habe inzwischen gute 10 Partien Cuba Libre gespielt, dazu noch einige Versuche mit Fire in the Lake, herumprobiert mit Colonial Twilight. Was diese COIN-Spiele meinem Eindruck nach alle gemein zu haben scheinen: Man kann kaum eine spezielle Strategie stringent verfolgen. Es ist immer nur ein kurzfristiges Agieren und Reagieren. Wie in der Politik. :) Kein Plan dahinter, immer nur die gerade akute Krise managen. :) Es scheint in der Frühphase des Spiels ein paar wenige, kritische Züge für die jeweiligen Parteien zu geben (26th July braucht meiner Meinung nach dringend die Basis in Las Villas!), ansonsten gilt die Devise: Ressourcen sammeln, wo es geht, Masse raushauen, ohne Umweg direkt auf Siegbedngungen spielen: 26th July muss Terrorisieren und Entführen, wann immer möglich, Directorio sich verbreiten, wann und wo immer möglich, Regierung muss sweepen und Töten, wann und wo immer möglich.


    Insgesamt: Die COIN-Serie standen bei mir schon höher im Kurs.


    #Vinhos #CubaLibre