Beiträge von utechle im Thema „22.07.-28.07.2019“

    Letzte Woche gab es zuerst zwei Runden Herr der Ringe LCG mit Hessbert84. Habe mein Exemplar nach zwei enttäuschenden Solopartien sowie einer Partie mit meinem Sohn, die ganz ok war, wieder verkauft. Mein Fehler war wohl, dass ich die Starterdecks verwendet habe. Hätte besser mal Decks zusammenstellen sollen, so wie es Hessbert84 bei unseren Partien gemacht hat. Wir haben nur mit Karten aus der Grundbox gespielt und sind damit in die ersten beiden Szenarien gegangen. Der Weg durch den Düsterwald glich einem gemütliche Spaziergang. Dem gegenüber war die Reise den Anduin hinab zum Ende hin sehr fordernd. Hat mich gut unterhalten und ich werde es auch weiterhin gerne mitspielen. Selber muss ich es jedoch nicht mehr haben. LCGs sind einfach nicht mein Ding – das muss ich nach Herr der Ringe und X-Wing feststellen. Einzig Android Netrunner bleibt noch im Regal, aber auch nur, weil ich bislang nur eine Partie gespielt habe.


    Gestern dann meine ersten beiden Solo-Partien 18Lilliput. Soweit ich es überblicken kann, bestehen die wesentlichen Unterschiede zu anderen 18xx u.a. darin, dass nicht auf einer Karte gespielt wird, sondern im Carcassonne-Style Gleisteile in einer Art Schachbrettmuster (abwechselnd Gleisteile mit und ohne Städte/Metropolen) an bereits ausliegende Gleisteile angelegt werden, dass zu Beginn Startgesellschaften und Charaktere gedraftet werden, die unterschiedliche Startvorteile und dauerhafte Vorteile mit sich bringen, und dass Aktionskarten ausliegen, die nach bewährter Worker-Placement-Manier besetzt und ausgeführt werden. Außerdem ist die Anzahl der Runden je nach Spielerzahl fest vorgegeben.


    Solo spielt man gegen Gulliver, dessen Aktionen vorgegeben sind. Er spielt also sehr berechenbar. Einzig wenn er die Wahl hat, dann wird diese mit Hilfe eines Würfels ermittelt. Die Herausforderung besteht darin, gegen seine Vorteile anzukommen. Seine Gesellschaften besitzen kein Betriebskapital. Stattdessen platziert er kostenlos einen seiner Bahnhöfe, sobald er ein Gleisteil mit einer Stadt platziert hat, und er bekommt am Rundenende die oberste Lok vom Lokstapel. Er investiert in Aktien, wenn er kann, und gründet zum Schluss dann noch eine neue Gesellschaft. Das hat in meiner ersten Partie dazu geführt, dass seine zweite Gesellschaft am Ende eine 3D- und eine 4D-Lok besaß und ordentlich Gewinn eingefahren hat. Zudem hatte seine erste Gesellschaft einen hohen Aktienwert, da Gulliver sein Einfahrergebnis stets als Dividende ausschüttet. Zum Schluss stand es dann £ 2.434 zu £ 2.251 für Gulliver. Die zweite Partie ging mit £ 2.416 zu £ 2.414 erneut an Gulliver – Mann, war das knapp. Mir ist wohl ein typischer Anfängerfehler unterlaufen: ich habe schlichtweg nicht beachtet, wie sich das Streckennetz durch ein Upgrade der Gleisteile entwickeln kann, und die Gesellschaft, die vorher noch blockiert wurde, hatte auf einmal freie Fahrt. Hier mal ein Eindruck, wie eine Partie am Ende aussehen könnte:



    Die beiden Partien haben Spaß gemacht. Ich war die ganze Zeit angespannt und ständig am Abwägen, ob und wie ich investieren soll, wie ich das Maximum aus meinem Streckennetz herausholen kann und wie ich zudem das Streckennetz meines Gegners nutzen kann, ohne dass mein Gegner im Gegenzug übermäßig von meinem Streckennetz profitiert. Außerdem fand ich es sehr schwer, an lukrative Loks zu kommen, da diese sehr teuer sind. Stattdessen sind meine einfachen Loks ziemlich schnell veraltet und haben nur noch die Hälfte eingefahren, bis sie dann ganz verrostet sind und aus dem Spiel genommen wurden. Gulliver hingegen sind die Loks einfach so in den Schoß gefallen – das ist schon ein krasser Vorteil. Hinzu kam, dass ich mit zunehmender Rundenzahl aufpassen musste, mich nicht zu verzetteln, da der Verwaltungsaufwand gefühlt exponentiell ansteigt. Und ohne Taschenrechner geht‘s dann sowieso nicht mehr.


    18xx-Veteranen werden diesem Spiel womöglich nichts abgewinnen können und ihm vielleicht sogar absprechen, ein 18xx-Spiel zu sein. Für mich als Neuling hat 18Lilliput hingegen sein Ziel als zugängliche Variante mit kurzer Spieldauer erreicht: nach der anfänglichen Neugierde habe ich nun Lust auf mehr und freue mich schon auf eine 2er-Partie mit einem Mitspieler aus Fleisch und Blut, der mit vergleichbaren Startvoraussetzungen beginnt, dafür aber nicht so berechenbar ist. Und, Hessbert84, Bock drauf?


    Danke übrigens an yzemaze für den Link zum Podcast Derailed - An 18xx podcast. Sehr interessante erste Folge. Spätestens danach war ich mir sicher, dass jeglicher Versuch, mit meiner Frau auch nur irgendein 18xx zu spielen, zum Scheitern verurteilt sein wird. Sie ist einfach nicht der Spielertyp dafür.


    Und dann freue ich mich mehr als zuvor auf die Iron Clays (wenn es nur nicht mehr so lange dauern würde) – das ist vielleicht ein Murks mit dem Papiergeld.


    Zum Abschluss der Woche gab es dann noch eine Erstpartie Die Quacksalber von Quedlinburg. Mit meiner Frau und den Kindern haben wir in Vollbesetzung plus einer Zuschauerin (da vermeintlich zu jung) gespielt. Die Kinder fanden es großartig. Meine Frau und ich waren nicht ganz so euphorisch, fanden es aber dennoch reizvoll. Unterm Strich war es ein schönes Familienspielerlebnis (als Kennerspiel würde ich es auch nicht einordnen) und das Spiel wird in nächster Zeit sicher noch häufiger auf den Tisch kommen.


    #HerrDerRingeLCG

    #18Lilliput

    #DieQuacksalberVonQuedlinburg