Beiträge von ZadF im Thema „Play by Mail (pbm)“

    Austerlitz ist mir neu. Aber das sieht aus nach und liest sich hervorragend nach genau meinem Ding, das würde ich ja gerne mal ausprobieren!

    Austerlitz wurde zumindest noch bis 2021 vom SSV Graz angeboten, neben Glaudius & Pilum und Legends, übrigens:


    SSV Graz


    Das Regelwerk ist jedenfalls dort downloadbar. :)

    Hier ist übrigens eine schöne Einführung in die pbmZINE-Szene (so wie sie 2001 war). Sie ist vom Herausgeber des "Interzine", das damals so eine Art "Zine der Zines" gewesen ist:


    Interzine


    Und wer glaubt, daß ein MMORPG, also ein "massives Mutiplayer Online Rollenspiel" eine Erfindung der letzten Jahre wäre, der schaue einmal in diesen Artikel von 1991 hinein - er handelt von Peter Stevens, der bereits damals, neben seinen Spielen-per-Post, ein solches Online Spiel per Modem bzw. Datex angeboten hatte:


    ST-Computer 09/1991Postspiele - Adventure aus der Ferne

    Von Norman Krähe aus Frankfurt habe ich schon seit Jahrzehnten nichts mehr gehört. Das war damals ein sehr sympathischer junger Mann, der mit dazu beigetragen hatte, Briefspiele in Deutschland bekannt(er) zu machen. Ein anderer war Peter Stevens aus Gelsenkirchen (z.B. Starweb).


    Doch .. warum provoziert das Thema? Zum Mitschreiben? :)

    In einem wie auch immer entstandenen Nostalgieflash musste ich mich neulich mal daran erinnern, wie das mit dem Spielen eigentlich angefangen hat.

    (...)

    Warum schreibe ich das alles? Natürlich um mal rauszufinden, wem das so ähnlich ging am Anfang seiner Spielertage (einen entsprechenden Thread dazu habe ich noch nicht finden können, sollten die Mods aber einen ausgraben können, passt es natürlich auch prima da rein).

    Wie es anfing? Naja, ganz normal, nämlich mit...


    ...Es war einmal,


    vor langer Zeit, 1977/1978, ich, der während seiner Ausbildung in der Mittagspause in meinem Arbeits-Ort die örtliche Zeitung las und dessen Interesse durch einen Artikel über eine Geschäftseröffnung geweckt wurde. Es handelte sich um einen Fantasy-Spieleladen und nur wenige Mittagspausen später besuchte ich den nämlichen Laden.


    Dort gab es gar unglaubliche Sachen zu sehen - Spielregeln für ein Fantasy-Rollenspiel zum Beispiel, amerikanische Ko-Sim (Konflikt-Simulations)-Spiele, gar lustige Würfel mit mehr und weniger als 6 Seiten und Zinnfiguren. Und so besuchte ich diesen neuen Laden fortan in vielen Mittagspausen und erschloß mir dadurch nicht nur eine, sondern viele neue Spiel-Welten.


    +++


    Da waren zum einen die Ko-Sim-Spiele, in denen Schlachten der Weltgeschichte nachgestellt wurden. Diese Spiele waren zwar in den USA und in England, aber nicht in Deutschland populär, und so gab es nur wenige Deutsche, die diese Spiele spielten. Einige davon auch per Brief, so lernte ich, in ähnlicher Form, wie man schon lange auch Schach oder das Spiel "Diplomatie" per Briefe, die man hin und her schickte, spielte. Und als Variation dazu gab es sogar sogenannte "Tabletop"-Spiele, in denen Schlachten auf einer großen Spielplatte mit Zinnfiguren und Geländemodellen nach-gespielt wurden.


    Zum anderen gab es Gesellschaftsspiele, die sich von den in Deutschland üblichen deutlich unterschieden, ich nenne davon hier nur zwei: Railbaron, ein Eisenbahn-Bau-und-Betriebsspiel (von dem es heutzutage übrigens auch eine Computer- und Onlineversion gibt) und, ein paar Jahre später, "Junta", ein Spiel, bei dem es darum geht, daß man als Diktator eines Landes nicht nur möglichst korrupt sein muß, sondern, noch viel wichtiger, daß man sein Geld dann unauffällig außer Landes bringen muß.


    Und es gab dann noch das Rollenspiel "Dungeons and Dragons (D&D)", das bis heute weltweit, und bei amerikanischen Computer-Nerds scheinbar hauptsächlich, einen großen Anklang findet. Damals war gerade das erste (englischsprachge) richtige "Buch" von AD&D erschienen, das "Players Handbook".


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    Ich stand vor Problem: Es gab, natürlich, keine Mitspieler vor Ort, denn, wie gesagt, alle diese Spiele, sogar die Spieltypen, waren sogar für Gesellschaftsspiel-Begeisterte (von denen es damals aber kaum welche gab...) ja noch durchweg unbekannt.


    Damals waren "Spielhallen" in Deutschland noch neu und hatten eine etwas anderen Charakter, als heute. Es gab, neben Geldspielgeräten, Billardtische, es gab Kicker und Flippergeräte - und ein etwas merkwürdiges Gerät, das sich "Bingo" nannte. Unter denen, die sich oft in der Spielhalle aufhielten, hatte sich eine Gruppe gebildet, die sich regelmäßig abends zum Würfel- und Kartenspielen in einer Gaststätte traf, und dort zeigte und erklärte ich die "neuen" Spiele.


    Alle diese Spiele hatten allerdings einen entscheidenden Nachteil - die Spielregeln waren sämtliche ausschließlich in Englisch geschrieben. Ich begann also damit, für einige der gekauften Spiele die Spielregeln für den "Hausgebrauch" zu übersetzen bzw. eine "Kurzeinführung" für sie schreiben.


    Das klappte recht gut und fortan spielten wir die neuen Spiele, gründeten einen Spieleverein und suchten nach weiteren Mitspielern.

    Die fanden wir hauptsächlich unter den oben erwähnten Ko-Sim-Spielern-per-Brief und schon bald spielten wir auch mehrere Partien per Brief mit Mitspielern aus diversen Gegenden von Deutschland.


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    Es ergab sich, daß es im Umkreis von etwa 50km auch Interessenten für Rollenspiele gab - und sogar eine Gruppe englischer Soldaten, die sich regelmäßig zu Tabletop-Spiel traf. Wir hielten auch Kontakt zu einer Gruppe amerikanischer Soldaten (schrieb ich bereits, daß die Spiele nur in den USA und England populär waren?) und konnten dadurch hier und dort unser Repertoire an Spielen und Ausrüstung (Würfel, Figuren) erweitern.

    Ich war da Ende der 80iger und Anfang der 90iger auch aktiv, vor allem bei allem, was im „MEGAzine“ vorgestellt wurde.


    Ich würde sowas auch heute noch spielen, aber die meisten Menschen heute scheuen vor so einer Verpflichtung zurück.

    Ist es "Verpflichtung" ... oder eher "Bequemlichkeit"? :)

    Postspiele haben sich heutzutage überholt, es gibt vielleicht noch den ein oder anderen Liebhaber, aber die gibt´s ja immer...;)

    Es kommt darauf an, welchen Zweck man mit einem Spiel verfolgt.


    Computerspiele Vorteile:


    + Schneller Spielverlauf

    + Ansprechende Graphik

    (+ Spiele mit weit entfernten Mitspielern möglich) <- doch nur bei Online-Spielen

    + Sehr komplexe Spiele möglich


    = Bei Computerspielen steht meistens der aktuelle Unterhaltungswert im Vordergrund.


    Brettspiele Vorteile:


    + Persönliches Zusammentreffen mit anderen Mitspielern vor Ort

    + Haptisches Spielerlebnis durch Spielfiguren etc.


    = Bei Brettspielen steht meist das persönliche Zusammentreffen und soziale Interaktion im Vordergrund.


    Briefspiele/Postspiele/play-by-mail Vorteile:


    + Spiele mit weit entfernten Mitspielern möglich

    + Computerzugriff nicht erforderlich (Spielzug kann auch auf anderem Wege abgefasst und übermittelt werden)

    + Sehr komplexe Spiele möglich (computergestützte pbm-Auswertungen)

    + Verhältnismäßig lange Bedenkzeit möglich


    = Bei pbm-Spielen steht ein Unterhaltungswert, der auch ohne Computer verfügbar ist bzw. auf ihn nicht angewiesen ist, im Vordergrund. Allerdings gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Gattungen, bei denen das eine oder andere Spiel-Element mehr oder weniger ausgeprägt ist.


    Ich glaube deshalb, daß es weniger eine Sache des "Liebhabens alter Verfahren)", als vielmehr eine Sache des Zweckes ist, den man mit einer Spielteilnahme verfolgt. Ablenken kann man sich mit allen Spielen, Wissen oder Fertigkeiten erwerben, ebenso - doch der Weg, mit dem man ein Ziel zu erreichen sucht, der kann sehr unterschiedlich sein. Ganz ähnlich wie man beim Autofahren, Motorradfahren, Radfahren oder Spazieren sehr unterschiedliche Zwecke verfolgt, um ein Ziel zu erreichen.


    Das Problem, das pbm immer gehabt hat, ist m.E. mehr die geringe Bekanntheit dieser Spielgattung - und das sogar in den USA oder UK, wo es viel bekannter war, als in Deutschland. Seit 1977, als ich über Co-Sim-Spiele in die Briefspiel-Szene "einstieg", und unverändert bis heute, lautet die Standardantwort bei mindestens 99 von 100 Personen die man darauf anspricht: "Häh? Was ist denn das?", und allenfalls noch: "Ah ja, ein Pyramidenspiel, mit dem man Leute über den Tisch zieht"...

    >>> Aber es gab jede Menge andere Spiele ( WDG / TAD / Raknarök )


    In der Tat.Welt der Götter (WdG), das 1978/79 das Licht der Welt erblickte, wird mit aktualisierter Spielregel und nach dem Ende eines Testspieles, ab Februar 2022 auch wieder fortgeführt. Herkömmlich, also per Post-Brief (pbm) - oder auch per E-Mail (pbem).