Beiträge von yzemaze im Thema „Top 5 Reihenfolge für Nichtspieler“

    So etwas meinte ich u. a.:

    Keltis zu zweit. 15 Minuten inkl. erklären. Ich saß danach etwas ratlos davor. Keine Ahnung wie das mal SdJ werden konnte. Mir kamen meine Aktionen belanglos vor und relativ glücksabhängig. Konnte ich nichts abgewinnen. Brauche ich nicht nochmal.

    DAS! Danke! Genauso hab ich mich damals auch gefühlt. Bin froh, dass ich mich davon nicht hab beeindrucken lassen und dem Thema "Spiele" nochmal eine Chance gegeben habe ;)

    Axis and Allies, Agricola, Brass, Kemet, Blood Rage, Eclipse, Rajas, Ruhm für Rom... Euer Ernst?

    Meiner schon. Zur Erinnerung:

    Ihr unterhaltet euch mit einem Freund/einer Freundin und erwähnt, dass ihr regelmäßig Brettspiele spielt. Nach den üblichen Monopoly-Floskeln und Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Witzen zeigt der/die Jenige wirkliches Interesse an Brettspielen und möchte nun mit euch einen Spieltag verbringen.

    Welche 5Spiele und in welcher Reihenfolge würdet ihr präsentieren?

    Man kann nun den Fokus darauf legen, dass der/die „Freund/in“ keine Ahnung von Brettspielen hat und ganz allgemein die üblichen Verdächtigen nennen, die für einen Großteil der Erwachsenen kein Problem sein dürften. Das mag bei vielen Leuten schon reichen, um den Wunsch nach mehr zu fördern. Andere (wenige? ymmv) werden sich mit Grausen abwenden, weil derart simple Spiele ihre Intelligenz beleidigen und eben keinesfalls das sind, von dem man selbst vielleicht schon mal erzählt oder gar geschwärmt hat.

    Man kann also alternativ auch den Fokus auf „Freund/in“, „wirkliches Interesse an Brettspielen“, „mit euch“ und „Spieltag“ legen (und evtl. – wie ich – sogar noch weiter spezifizieren). Wer zu meinem Freundeskreis zählt und sich das wünscht, bekäme ein entsprechendes, auf die Person möglichst maßgeschneidertes Spielemenü kredenzt. (… mit eingebauter Flexiblität, weil man vorher nie weiß, wie es laufen wird.)

    Aus diesen unterschiedlichen Ansätzen resultiert dann auch die beachtliche Bandbreite in diesem Thema. Manches halte ich auch für zu heftig, aber die Autoren werden sich schon was dabei gedacht haben und könnten es sicher auch begründen, wenn man sie denn fragte ;)


    Der Schlüssel zum Erfolg ist meines Erachtens, gerade nicht unreflektiert „Standard-Gateways“ zu nehmen, die in jedem Empfehlungsthread genannt werden, sondern exakt die Spiele auszuwählen, welche zur Person wahrscheinlich am besten passen und ihr den meisten Spaß bereiten sollten. Das können am Anfang selbstverständlich auch SdJs o. ä. sein, müssen es aber nicht. Es gibt tatsächlich Leute, deren erstes „richtiges“ Spiel abseits der Klassiker ein Puerto Rico oder Agricola war und die damit keine Probleme hatten …

    Die jeweilige Person richtig einzuschätzen und ihr das bestmögliche Spielerlebnis zu ermöglichen, liegt an uns!


    [So im Nachhinein wäre ich froh gewesen, wenn mich jemand an die Hand genommen und mir den Weg zu den Schwergewichten gezeigt hätte. Das wäre bedeutend leichter gewesen, als sich selbst durch das Dickicht zu schlagen …]

    Wie gesagt, das sind schon alles etwas ältere Spiel, aber irgendwie ist es schon sinnig jemanden chronologisch (wenigstens für einzelne Spielmechaniken) an die Systematik heranzufühen, das hat ja alles auch eine Geschichte.

    Es kann sinnvoll sein, diverse Mechanismen peu à peu einzuführen, muss es aber nicht. Manche Kandidaten vertragen schließlich deutlich mehr als andere. Wenn man jedoch so vorgeht, kann ich nur dazu raten, sich die wirklich wichtigen und interessanten Mechanismen herauszupicken und gerade nicht streng chronologisch vorzugehen, sondern sich nach Möglichkeit den (vielleicht die) „besten“ oder geeignetsten Vertreter eines Genres oder Mechanismus herauszupicken. Man muss nicht die Evolution eines Mechanismus nachvollzogen haben, um an den jeweils herausragenden Spielen Spaß haben zu können. Außerdem sollte man sich hüten, „ältere“ Titel zu sehr mit der rosaroten Brille zu betrachten, weil man dabei leicht übersehen kann, dass es längst deutlich bessere Nachfolger oder Alternativen gibt …


    Nach meinen jüngsten Erfahrungen mit Dominion käme ich z. B. nicht mehr im Traum auf die Idee, es noch ernsthaft als Deckbau-Einführung zu nutzen. Das dort wie auch hier im Thema mehrfach erwähnte Wettlauf nach El Dorado und ein paar andere haben dafür zu viele Vorteile gegenüber „Mischen & Downtime – Das Spiel!”.

    Von deiner Liste würde ich Säulen der Erde ähnlich bewerten. Man kann damit zwar prima Leute „abholen“, gerade wenn sie mit dem Setting etwas anfangen können, aber rein auf die Umsetzung des Worker Placement bezogen gibt es bessere Spiele. Mit Stone Age und Raiders of the North Sea stehen ja sogar zwei Vertreter dieser Kategorie auf deiner Liste.

    Auch Tikal kann aufgrund der teils ausufernden Züge und damit verbundenen Wartezeiten schnell ein Problem werden. Da kommt es dann ganz auf die Runde an. Bei euch hat’s ja offenbar prima geklappt. Ich hatte damit mal ein gruseliges Erlebnis und im Nachgang einige ähnliche Berichte gelesen …

    Ein dickes +1 möchte ich hinter San Juan setzen. Damit habe ich schon einigen Leuten das Konzept „moderne Spiele“ nähergebracht. (Es ist nur nicht in meiner Liste oben, weil ich andere Randbedingungen gesetzt habe.)

    Es gibt einige Spiele, die ich mir für das Vorhaben je nach Person(en), Geschmack und Zielsetzung vorstellen könnte. Mal davon ausgehend, dass ich jemandem sowohl nahe bringen möchte, was moderne Spiele ausmacht, als auch wieso ich Kennerspiele so sehr schätze, würde ich es wohl so versuchen:


    1. Abholen mit überschaubarer Spielzeit, kleinem Regelwerk, aber tiefem und teils „fiesem“ Spiel: Azul (abstrakt, tolles Material) oder Carcassonne (Puzzle, Landschaft aufbauen)

    2. Kartenspiel, das mit Traditionen bricht: Bohnanza (Handel, ungewohnte Regel für Kartenhand), alternativ bei kommunikationsscheuen Personen: Sticheln (Stiche vermeiden)

    3. Wettlauf nach El Dorado (Deckbau, Rennspiel, auch zeckige Züge möglich)

    4. Ruhm für Rom (multiple card use, Karten mit Regelausnahmen) oder Race for the Galaxy (mcu, Phasen je nach Mitspielerwahl) bei SciFi-Fans

    5. Agricola (worker placement, Mangel, divergierende Wege und Ziele, Thema trägt Mechnismen) oder Age of Steam (Eisenbahn! Auktionen, pick-up & deliver, route building, Mangel)


    Bei richtigen hardcore-Leuten ließe ich 1. und evtl. auch 2. weg und finge direkt mit 3. an. Dafür gäb’s dann bei 5. beide ;)

    Ich habe das so zwar noch nicht probiert, hätte aber keine Scheu davor, es mit den richtigen Personen mal zu testen. Immer vorausgesetzt, dass sie wirklich wollen und die Kapazitäten dafür mitbringen :)