Beiträge von Ben2 im Thema „Was kann nicht in DE oder muss in China produziert werden?“

    Spiele wie Cry Havoc oder Detective oder Stronghold musst du vom Material her in Deutschland erst mal finden

    Hallo,

    evtl. verstehe ich dich nicht richtig, aber:

    mal abgesehen von der App, ist Detective vom Material her besser als die deutsche Ausgabe von Mythos Tales? (mal unabhängig davon, dass cih finde, dass das Papier der Zeitungen und des Buches entsetzlich stinken)... Aber das Material als solches finde ich bei Detective nicht überragend oder überdurchschnittlich gut. Hm...

    Nicht vergessen: das eine ist eine druckgleiche Lokalisation, das andere eine Eigenproduktion. (Ich glaube auch das Mythos in China produziert ist, will ich mich aber nicht festlegen).

    Ganz unabhängig: Mythos ist ja ein amerikanisches Spiel, eben für einen anderen Markt produziert und konzipiert. Was es hier analog zu vergleichen gilt ist ein Spiel von einem deutschen Verlag. Und gerade bei Detective, wenn wir darüber schon weiter sprechen, ist die digitale Komponente nicht wegzureisen. Was das alles an Geld und Know-How kostet.

    Ich habe schon Spiele-Verlage an der deutschen Synchronisation eines Videos in einer App scheitern sehen ... ganz geschweige das selbst von vornherein zu machen.

    Sie produzieren aber nicht für Polen (nicht mal für die EU) sondern für den Weltmarkt. Das merkst du schon. Spiele wie Cry Havoc oder Detective oder Stronghold musst du vom Material her in Deutschland erst mal finden. Detective mit der Online-Komponente. Den Videos... das schafft vielleicht Kosmos hier. Der deutlich größer ist als Verlag.

    Meine Meinung: Es wird selten gemacht, weil ich dann etwa statt Chromosulfatkarton (das ist etwa das bei Great Western Trail) kaschierte Graupappe nehmen muss (also ein „normales“Stabztableau ) das ist deutlich teurer. Jetzt hört man gerne „ach für die paar Würfel lohnt sich das nicht“). Da ist natürlich immer die Frage ab wann es sich denn dann lohnt ...


    Was man hier bedenken muss: Spiele haben ja einen fixen Preis. Also wenn ich ein normales Expertenspiel in Deutschland verkaufen will, schaue ich eigentlich das es 44,95 oder maximal 49,95 kostet. Als ich bei Pegasus angefangen habe waren es sogar eher 39 und 44 ... (siehe Robinson). Wenn ich also eine Komponente nehme die teurer ist, dann wird das Spiel für den Endkunden nicht teurer (das versuchen wir maximal zu vermeiden) sondern unsere Gewinnmarge. Das überlegst du dir 3x was du tust.


    Ich tendiere immer zu einer kundenfreundlicheren, wertigeren Lösung. Aber da müssten wir oft den UVP erhöhen. Und Deutschland ist Deutschland. Da gilt halt, je billiger desto besser. Ich würde gerne eher die Denke von Portal etablieren. Das man heutzutage gar nicht für seinen eigenen Markt produziert, sondern für den Weltmarkt. Man international also viel mehr absetzt. Dann würde man das eher machen, wertiger werden. Und das ist auch das Verhalten, was man von ausländischen Verlagen sieht.

    Ich hatte etwa bei VivaJava damals (ja, DAS Spiel) bei Ludo angefragt, die Abrissblöcke rund zu machen (wie sie auch im finalen Spiel sind). Das war in Deutschland nicht machbar, weil eine Maschine die runden Blätter nicht kleben kann. Das macht in China ein armes Schwein, das mit dem Pinsel und Kleber an diesem Pinsel einen abgezählten Stoß von Papier händisch zusammenpinselt ...

    Also ich kann dir sagen, dass dies bei uns auch manuell gemacht wird. Das ist dann kein armes Schwein, sondern ein normaler Arbeiter in der Produktion, weil es ein ganz normaler Produktionsprozess ist. Handarbeit made in Germany ;)

    Ist halt etwas teurer als wenn dies ein Chinese macht. Dafür aber auch innerhalb von ner Woche inkl. Lieferung möglich. Viele manuelle Sachen werden auch nach Polen ausgelagert ...

    Was ist denn „bei uns“ ? Das gerade Handarbeit selbstverständlich auch in Deutschland MÖGLICH wäre, bezweifle ich nicht. Wohl aber das diese Möglichkeit nicht kosteneffektiv umsetzbar ist. Ich poche auf rein deutsche bzw. europäische Produktion. Habe aber schon viel zu häufig mitbekommen, dass der Kunde das höhere Preisniveau nicht hinnimmt. Selbst wenn es nur 5 Euro mehr wären. Erst neulich wieder 2 Spiele deswegen ablehnen müssen. Bricht mir jedesmal das Herz.

    Ninja‘ed:

    Die Leute, die teuren Urlaub in Europa machen, sind selten diejenigen, die in Fabriken arbeiten. Man kann in China schon auch gut verdienen. Aber halt auch sagenhaft wenig. Wenn du nen Euro pro Tag verdienst, machst du selten Ausflüge nach München.

    Die Boards habe ich schon verstanden. Es geht sehr viel, vor allem wenn man will.

    Beides China. Alles was nicht Standard ist, besondere Produktionsprozesse benötigt oder wie gesagt Handarbeit. Jedes Playerboard im Stile von Scythe MUSS von Hand hergestellt werden. Da werden 2 Teile gedruckt, von Hand augepöppelt und zusammengeklebt.

    FFG hat neuerdings ne coole Idee gehabt wie man das auch ohne Kleber machen kann. Ich habe mir das für die Zukunft mal vorgemerkt. Es gibt aber erstaunlich wenige Verlage und Verleger die diese extrakosten gerechtfertigt sehen.

    Ein ganz wichtiger Aspekt ist aber auch, dass man aus Plastik Formen erzeugen kann, die aus Holz oft gar nicht möglich sind.

    Die Technik ist inzwischen aber ziemlich weit. Man kann mit einer 3D-Fräse ganz erstaunliche Dinge herstellen.

    So machst du aber Einzelstücke, keine Massenproduktion. Hier wird ein Teil gefräst und dann wie von einer Wurst ne Scheibe angeschnitten, für jeden Meeple ..

    Ganz vorne steht Plastik. Das kann - mit ganz ganz wenigen Ausnahmen nicht in Deutschland gefertigt werden. Nicht zu einem bezahlbaren Preis (weswegen es nicht angeboten wird). Und damit meine ich nicht nur Deutschland und dort ASS und Ludo, sondern auch andere europäische Druckereien, wie Trefl, Axel, NSF ... - ich glaube, dass auch Ravensburger ihre Plastikelemente aus China sourced. Das weiß ich aber nicht.

    Ben2: Erst einmal danke für die ausführliche Antwort.

    Kannst du an einem Beispiel sagen, wie groß der Preisunterschied sein kann für Plastikteile in Deutschland und China?

    Kurzum: Holzmaterial, standardisierte Formate; das geht alles in DE bzw. Europa.

    Ist das auch teurer als Plastik aus China?

    Kann ich dir nicht sagen, weil es wie gesagt gar nicht angeboten wird. Das hat sich gänzlich nicht gelohnt in Europa.


    Ob Holz teurer als Plastik ist, kommt auf die Menge an. Plastik hat hohe Initialkosten. Bei hohen Stückzahlen wird es günstiger ...

    Ben2: Auf der Suche nach was ganz anderem bin ich auf diesen Thread gestoßen und dabei über dieses Zitat von dir gestolpert. Was genau geht denn in Deutschland nicht?

    Oder mal anders gefragt: Auf was sollte ein Brettspiel verzichten, um nicht händisch von armen Chinesen gefertigt werden zu müssen?

    Ganz vorne steht Plastik. Das kann - mit ganz ganz wenigen Ausnahmen nicht in Deutschland gefertigt werden. Nicht zu einem bezahlbaren Preis (weswegen es nicht angeboten wird). Und damit meine ich nicht nur Deutschland und dort ASS und Ludo, sondern auch andere europäische Druckereien, wie Trefl, Axel, NSF ... - ich glaube, dass auch Ravensburger ihre Plastikelemente aus China sourced. Das weiß ich aber nicht.
    Plastik alleine macht es aber nicht händisch. Was hier relevant ist, ist hauptsächlich manuelle Tätigkeiten: Multi-piece Miniaturen werden zum Beispiel händisch zusammengebaut. Bemalte Miniaturen (XWING etc.) werden händisch bemalt (auch wenn es wenigstens mittlerweile ganz banale Schritte auch automatisiert in China gibt). Dann natürlich alle nicht-standardisierten Dinge: Ich hatte etwa bei VivaJava damals (ja, DAS Spiel) bei Ludo angefragt, die Abrissblöcke rund zu machen (wie sie auch im finalen Spiel sind). Das war in Deutschland nicht machbar, weil eine Maschine die runden Blätter nicht kleben kann. Das macht in China ein armes Schwein, das mit dem Pinsel und Kleber an diesem Pinsel einen abgezählten Stoß von Papier händisch zusammenpinselt ...


    Kurzum: Holzmaterial, standardisierte Formate; das geht alles in DE bzw. Europa.


    Ihr merkt was? In unserer Geilheit auf crazy-bling-bling Material bei Brettspielen endet das zwangsläufig bei chinesischer Handarbeit. Dem sollte man sich das nächste mal beim Backen auf KS bewusst sein ...