Beiträge von Reich der Spiele im Thema „Der Wert von Musik (Streamingdienste, Ticketpreise, etc.)“

    Die neuen Einnahmen über Streamingdienste sind meines Wissen geringer als der Verlust an alten Einnahmen über die dadurch weniger verkauften Tonträger.


    Es gibt durch die Streamingdienste theoretisch eine bessere PR-Chance, aber eben weniger Kohle als vorher. Ausnahmen mag es geben, dürften aber verschwindend gering sein und dann im Zuge der Entprofessionalisierung ganzer Branchen durch das Inernet, also durch Künstler ohne Plattenvertrag, entstanden sein. Ausnahmen, die es früher auch so ähnlich gab, nur mit anderen Schwerpunkten der Ausnahme.

    So oder so: Die Einstufung "Musiker als Beruf" ist nicht neu und und passt sich nicht den anderen Berufen an. Da hat sich eigentlich gar nichts geändert. Auch nicht durch Streaming. Erst recht nicht dadurch. Möglicherweise hast du durch die Streamingdiskussion nur einen anderen Blick auf die Gesamtsituation. Daher mein Hinweis auf "verzerrte Wahrnehmung".

    Ist es vielleicht nicht eher an der Zeit, "Musik" nicht mehr als Hitdriven Business zu bezeichnen, in dem man als "One hit wonder" zur schnellen Million kommt? Sondern eher als normalen Job, der größtenteils aus Live-Auftritten besteht? Dann sind Einkünfte über Streamingdienste ein gern gesehenes Grundrauschen. Sicherlich braucht es auch dafür wieder die kritische Masse, Aufträge, Technik, Promotion, etc. Aber auch ein Handwerker muss sich um seine Aufträge kümmern und wo keine Baustelle, da keine Arbeit.


    Kann es vielleicht sein, dass sich das Musiker-Darstein viel mehr den üblichen Berufen angleicht, mit durchschnittlicherem Gehalt und "geregelteren" Arbeitszeiten? Und weiter gesponnen: Wäre daran etwas schlechtes?


    Deine Wahrnehmung ist irgendwie verzerrt. Musiker war schon immer ein ganz normaler Beruf. Der grundlegende Ablauf hat sich doch noch nie wirklich verändert. Heute ist es jedoch auf eine zweischneidige Weise durch das Internet und Streaming-Dienste "anders", die eigenen Songs zu verbreiten. Dabei ersetzt Streaming jedoch die bisherigen Bezugsquellen nicht, sondern ergänzt diese, greift aber zugleich Anteile ab.

    Dennoch bestand das Wirken der meisten Bands/Künstler MIT Album schon immer aus den Arbeitsschritten: Aufnahme - Tonträger - PR/Auftritte/Airplay - Merchandise. Daraus resultierten Einnahmen, die je nach Musik, Aktivität und Co. aus Gagen, GEMA-Ausschüttungen und Tantiemen bestanden. Das IST schon immer ein ganz "normaler" Job gewesen.

    Der Erfolg bzw. die Einnahmen waren und sind extrem unterschiedlich und hängen von Musikart (!), Charterfolgen, Ruf der Liveauftritte, Häufigkeit des Airplays usw. ab. Für viele Musiker sind Radio und große Verkaufszahlen aber schon immer ein Traum. Sie krepeln knapp über dem Hobbybereich herum und müssen sich über Auftritte und Merchandise über Wasser halten. Die Produktionskosten für das nächste Album zahlt halt auch nicht immer die Plattenfirma (oder der Produzent/Verlag). Das heißt: Die meistens fünftstelligen Studiokosten muss - insbesondere der kleine - Künstler selbst tragen. (Bandübernahmevertrag heißt das Stchhwort.)

    Übrigens verdienen Top-40-Bands auf Stadtfesten häufig mehr als mittelbekannte Indiebands in einer Woche auf Tour. Nicht zu vergessen gibt es Studiomusiker, angestellte Musiker, musizierende Komponisten, Musiker, die Komponisten benötigen, Musiker mit Band, Musiker ohne Band usw. Von welchen Musikern redest du also?

    Wie gesagt: Das alles war schon immer so. Das ist auch heute noch so. Nur zahlen Streamingdienste nur einen Bruchteil dessen, was für physikalische Tonträger zu erwarten war/ist. Daher sind Streamingdienste eine tolle Chance, aber in puncto Einnahmen ein Nachteil. Richtig Kohle machst du nur mit Radioeinsätzen und großen Touren mit vielen Besuchern. Der Tonträgerverkauf war sehr wichtig für viele Bereiche, wird aber eben vom Streaming verdrängt. Mit den daraus resulierenden Nachteilen.

    Hinweis: Meine Erfahrungen in diesem Bereich sind recht fundiert, da ich mehrere Jahre Bands begleitet habe und ihre Auftritte gebucht sowie Deals mit Plattenfirmen und Verlagen eingefädelt habe. Das ist in einem früheren Leben gewesen, aber sollte noch immer reichen, um dieses Thema grob zu beleuchten.