Beiträge von MetalPirate im Thema „Black Angel (Troyes in space)“

    Perfekte Balance etwa kann ein Spiel langweilig machen und damit den Spielspaß mindern.

    Das würde ich nicht so sehen. Perfekte Balance heißt für mich nicht, dass es egal ist, was man tut. Auch nicht, dass es keine Zufälle geben darf. Sondern "nur", dass unterschiedliche strategische Wege gleichermaßen gangbar sind. Natürlich immer nur im statistischen Mittel (beim Vorhandensein von Zufällen) und natürlich auch nur dann, wenn die Rahmenbedingungen passen. In Abhängigkeit dieser Rahmenbedingung, von Setup-Variation bis Mitspieler-Aktionen, dann den jeweils richtigen Weg zu wählen, das macht für mich das Spielen aus.


    Damit genau diese Aufgabe interessant wird, braucht es die "perfekte Balance", eben in dem Sinne, dass unter den jeweils richtigen Umständen alle Wege gleichermaßen richtig sein können. Unter irgendwelchen konkreten, gegebenen Umständen sind einzelne Wege dann natürlich unterschiedlich gut, sonst wär's ja langweilig...




    ode. : Schlechte Balance killt ziemlich sicher, spätestens nach ein paar Spielen, jeden Spielspaß und sogar das gesamte Spiel. Aber Spielspaß besteht für mich aus vielen Dingen mehr als nur Balance. Ich muss Spaß haben an der Welt, in die ich eintauche. Ich muss Spaß haben an den Problemstellungen und Knobelaufgaben, die mir ein Spiel bietet. Ich muss Spaß am Spielen mit den anderen haben und mich gut unterhalten fühlen, also z.B. nicht ewig Downtime ertragen müssen. Ich muss das Ergebnis des Spiels als fair empfinden können (-> Einfluss von Zufallseffekten, auch in Abhängigkeit von der Spiellänge). Und das alles am besten auch völlig unabhängig davon, ob ich eher gut oder eher schlecht spiele. Balance ist nur ein kleiner Anteil am Spielspaß. Je "expertiger" das Spiel und je besser die Runde der Mitspieler, umso wichtiger wird Balance, aber es bleibt immer nur ein Teil des Spielspaßes.

    Immer wieder das Gleiche: Die Hochjubler kriegen Schulterklopfen, aber wer nicht alles rosarot sieht, muss sich sofort rechtfertigen. Und ab Winter 2019/2020 tauchen dann die ganzen Herbstneuheiten 2019, von bekannten wie von unbekannten Autoren, wieder in Massen auf dem Gebrauchtmarkt auf, weil, oh welch Wunder!, von den 1000+ Neuheiten dann doch wieder nur 10 oder 20 dauerhaft habenswert sind, wenn man nicht gerade hobbymäßig Spiele sammelt...


    Ich tue dann mal was für die Umwelt und kaufe nur noch Spiele, von denen ich mindestens 98% überzeugt bin...

    Natürlich hat auch eine gute Balance etwas mit Spaß beim Spielen zu tun.

    Natürlich. Ich habe nichts anderes behauptet. Als Spielspaß ist mehr als nur perfekte Balance und ich finde, man kann Ben hier nicht nur auf die Siegpunktverteilung bei dem einen Beispiel festnageln (wo ich übrigens ganz klar auf deiner Seite bin; Opportunitätskosten und ähnliches wird gerne mal vergessen, wenn an Balance-Sachen Kritik geübt wird). Aber Ben hat mehr als das kritisiert...

    Ich finde sowohl Argumente von Ben2 als auch von ode. überzeugend, aber ich glaube, ihr redet auch etwas aneinander vorbei. Perfekte Balance ist etwas anderes als Spaß beim Spielen. Und eines weiß ich auch sicher: ein wirklich gutes Spiel holt Spieler auf unterschiedlichen Niveaus ab. Wenn man ein Spiel perfekt kennen muss, um frustfrei spielen zu können, dann stelle ich mir lieber andere Spiele ins Regal, die den gleichen Spielspaß ohne einen solchen Makel bieten. Das heißt wohlgemerkt nicht, dass ein Spiel Anfängerniveau haben muss. Die Raffinessen für Kenner sind wichtig! Aber ein wirklich gutes Spiel muss eben nicht nur für Kenner geeignet sein, sondern auch für die, die das erst werden wollen.


    (Zur Einordnung: Dominion, Stichwort: Geldstrategie, finde ich noch okay. Da hieß es ja auch oft, dass es unschlagbar wäre, einfach nur Geld und dann Siegpunkt zu kaufen. Von vielen mit voller Überzeugung behauptet. Aber das konnte jeder mit etwas Übung widerlegen. Bei #Newton ist's schon auf der Grenze. Da werden 80% der Käufer niemals das Niveau erreichen, dass sie besser spielen als "ignoriere die Work-Aktion (d.h. Geld verdienen) komplett, den Forschungsbaum weitgehend auch, und konzentriere dich nur darauf, die rechte Hälfte des Bücherregals voll zu packen". Das kann jeder Depp spiele, das heißt relativ sicher 100+ Punkte, das ist in vielen normalen Runden scho nder Sieg. Newton ist insofern schon ein Expertenspiel, weil es nur für Experten spannend ist. Wenn Black Angel vielen erfahrenen Spielern (das ist der Punkt!) so wenig Spaß bereitet, wie man oft liest, dann sortiert sich das bei mir relativ weit hinten rein auf der Habenwollen-Liste. Nicht weil ich nicht glaube, es meistern zu können, sondern weil ich meinen Mitspielern am liebsten Spiele auf den Tisch lege, bei denen alle Teilnehmer Spaß am Spieleabend haben werden -- und dann da habe ich mittlerweile größte Zweifel.

    Wie sind eigentlich so die ersten Erfahrungen mit dem Spiel? Ich habe mir die Regeln angeschaut und habe viel Bekanntes (von Solenia bis Troyes) und noch viel mehr Regeln gesehen. Regel-Wust als Selbstzweck und ohne allzu viel Thema dahinter. Auf meiner Interesse-Liste ist's durch die nähere Beschäftigung eher nach unten durchgerauscht. Wer von positiven Spieleindrücken berichten kann, möge das bitte tun...

    misterx / Thema "Blase": Na, na, wir müssen nicht alles ins Lächerliche ziehen. Von globaler Relevanz sprach niemand...


    Wer auch gelegentlich mal Berichte und Interviews über die geschäftliche Seite der Brettspielszene liest bzw. hört, der bekommt durchaus mit, dass sich die Branche viele Gedanken macht über riesige Anzahlen von Spiele-Neuveröffentlichungen, tendenziell kleiner werdene Auflagengrößen, Durchsetzbarkeit der dadurch höher werdenden Preise am Markt, die Schwierigkeit, einen "long seller" aufzubauen, "reduced shelf life" in den Ladengeschäften (verkürzt: vom Neuheitenregal ins normale Regal in die Ramschkiste innerhalb von 6 bis 12 Monaten), ideale Anzahl von Veröffentlichungen eines Verlages pro Jahr (mit erkennbarer Verschiebung Richtung Erweiterungen und Zweitverwertungen, weil es immer schwieriger wird, komplett neue Spiele am Markt zu platzieren) oder ähnliche Themen. Dass da gewisse Entwicklungen ungesund sind und nicht ewig so weiter gehen können, ist vielen klar. Dass kann man von mir aus gerne "Blase" nennen.

    Ich glaube langsam, dass ich bei Normalpreisen von 50-70 Euros für Neuheuten in diesem Jahr mir in Essen (so gut wie) gar nichts mehr kaufen werde, sondern nur noch alles mögliche ansehen werde. Die 2-3 wirklich guten Spiele, die solche Preise auch wert sind, kann man sich auch in ein paar Monaten noch zulegen.


    Wohlgemerkt: Das ist kein "Gejammer", dass alles zu teuer wäre. Bei entsprechender Ausstattung, und die wird ja -- maßgeblich auch durch Einfluss von Kickstarter-Spielen -- auch im Retail-Bereich immer edler, können 70 Euros durchaus okay und gerechtfertigt sein für das, was man rein materialmäßig bekommt. Aber ich brauche keine Durchschnittsspiele in "super-edel" und es ist nun mal Fakt, dass von den mehreren hundert Veröffentlichungen in jedem Jahr nur die allerwenigsten wirklich "habenswert" sind. Bei 70 Euros mache ich keine Käufe mehr auf Verdacht bzw. nur aus Sympathie für Autor oder Verlag.