Beiträge von Countrysidepop im Thema „Black Angel (Troyes in space)“

    Es scheint unter den Brettspielern ein grundsätzliches, unausgesprochene Brettspielparadigma zu geben: je kritischer der Spieler, desto mehr ist er "Fachmann". Und der "Fachmann" und "Experte" findet natürlich sehr schnell heraus, ob ein Spiel "broken" oder "dysbalanced" ist. Schneller als der Autor, der an dem Spiel monatelang gefeilt hat. Dazu genügen dem "Experten" dann meist zwei, drei Partien. "Redakteure" und "Profis" sind natürlich sowieso im Vorteil.


    Der "kritiklose" Begeisterte scheint dagegen der "Naivling" zu sein, der zunächst nicht blickt, was der große Influencer blickt.


    Beispiel Black Angel: da sitzen drei erfahrene Autoren, die an dem Spiel lange gemacht und getan haben und in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie "Brettspiel können". Black Angel die Balance abzusprechen, bevor das Spiel in Essen richtig das Licht der Welt erblickt hat, ist für mich zunächst mehr Ausdruck einer Art von Brettspiel-Hybris, womöglich auch von allgemeiner Übersättigung. Den Leuten gehts einfach zu gut mit all den vielen, guten Spielen. Kaum noch ein Spiel scheint gut genug. Diese latente "Unzufriedenheit" beziehungsweise dieses verkappte, Konsum- und "Anspruchsdenken", das darin zum Ausdruck kommt, skizziert für mich mehr das eigentliche Problem, als das Spiel selbst. Ich habe Black Angel zwar noch nicht gespielt, finde aber die augenscheinlich inhaltliche Herabsetzung des Spiels zu diesem Zeitpunkt fehl am Platz.


    Mit einem "Mir gefällt das Spiel" oder "Mir gefällt das Spiel nicht, weil" plus geschmackliche Begründung täte man der Sache, dem Spiel, dem Verlag und dem Autor mehr wohl und Respekt als mit "das Spiel IST broken /dysbalanced/Königsmacher/ich werde gespielt" etc.


    Wie gesagt: das Ganze ist für mich eher ein Zeichen von pseudo-fachmännischem "Ich verstehe etwas von Brettspielen, weil ich Brettspiele sehr sehr kritisch beäuge" oder von einem verkappten "Ich bin vollgefressen mit Spielen".


    Mehr Respekt für Autoren und die Arbeit, die hinter Brettspielen steckt.