Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Bauchspieler oder Kopfspieler?“

    Aber mit "ganz offensichtlich logisch" war eher so etwas gemeint wie z.B. es gibt noch 3 Aktionen zur Auswahl davon ist eine gerade nicht möglich, die andere bringt 1 Holz und die dritte Aktion bringt 1 Holz, 1 Stein und 1 Kupfer.

    Das sieht so holzhammermäßig einfach aus. Dabei könnte es da doch sicher noch etwas zu grübeln geben: Bescheidet man sich nicht lieber mit dem einen Holz, sonst hat man womöglich zwei Rohstoffe zuviel, wenn die nächste 7 kommt (Catan)?


    Du siehst, man muss nur wollen und schon finden sich Ansätze, weshalb man ins Grübeln kommen könnte. Überall lauert die Gefahr eines falschen Spielzugs. Ist viel wirklich besser, heißt es nicht, oft sei weniger mehr. Oh je, wie soll man da bloß zu einer Entscheidung kommen?


    (Keine Smilies, meine Kinder meinen, ich kann das nicht; denkt euch also welche, die euch passend erscheinen.)

    Für mich bin ich froh, dass ich in der Lage bin, nicht mit jedem spielen zu müssen.

    Wenn ich nicht solo oder mit meiner Frau spiele, spiele ich mit meiner Spielgruppe. Die besteht schon gut 40 Jahre; entweder man akzeptiert, wie die halt sind, oder man löst sich "vorzeitig" auf. Doch warum sollte man in der Situation dem natürlichen Ende der Spielfähigkeit vorgreifen? Sich selbst allein hat man womöglich noch früh genug.

    Ich verstehe es nicht wie man z.B. bei 7 Wonders öfters lange überlegen muss oder Mitspieler bei ganz offensichtlich logischen Spielzügen lange überlegen.

    Da liegt ja oft das "Problem". "Ganz offensichtlich logisch" gilt nicht so einfach für jeden. Nicht jeder "kann" jede Logik.


    Ich kenne z.B. Leute, die über viel praktische Intelligenz verfügen, aber zu bestimmten logischen Schlüssen nicht fähig sind. Da ist z.B. jemand, mit dem konnte man die Alchemisten einfach nicht spielen, weil er selbst nach zweistündiger Erklärung mit vielen Beispielen, die er sich geduldig angehört hat, immer noch nicht begreifen konnte, dass man je nach Erkenntnisstand im Spiel bestimmte Kombis logisch ausschließen kann, ohne händisch ausprobieren zu müssen, ob die wirklich nicht gehen. Das lag teilweise natürlich auch an seiner Denkweise, nie etwas auszuschließen, solange man nicht durch praktische Fehlschläge über die Unmöglichkeit belehrt ist.


    Ganz allgemein hat doch auch nicht jeder die gleicher Auffassungsgabe. Der eine sieht die Lösung eines Problems viel schneller als z.B. ein anderer, der in der gleichen Zeit gerade mal das Problem erkannt hat. Das kann man niemandem zum Vorwurf machen. Wer langes Grübeln seiner Mitspieler vermeiden will, muss Spiele auswählen, von denen er zumindest ahnt, dass sie in seiner Gruppe "spielbar" sind. Aber auch dabei kann man sich täuschen.


    So manches Mal ist es ja auch gar nicht die Denkfähigkeit als solche, sondern einfach Entscheidungsschwäche, mangelnde Risikobereitschaft, oder was auch immer da sonst noch zügiges Spiel verhindern kann.

    Im Laufe der Jahre habe ich mich vom eher Kopfspieler zum eher Bauchspieler entwickelt. Für mich besteht das gelungene Spielerlebnis immer weniger darin, den optimalen Weg zu vielen Punkten zu finden; je länger ich dafür grübeln müsste, um so weniger mag ich das im Spiel.


    Kenne ich ein Spiel noch nicht oder kaum, finde ich Bauchspielen geradezu super. Hier probieren und dort, schauen wir mal, was passiert, wie's ausgeht ist egal. Wirklich nie habe ich den Ehrgeiz, eine Erstpartie gewinnen zu wollen. Viel wichtiger ist mir zu erfahren, was denn so geht und was nicht.


    Je besser ich ein Spiel kenne, um so besser wird doch auch das Gespür dafür, was etwas taugt, und was nicht. Also geht Bauchspielen auch dann, wenn man Bauchspielen jetzt nicht als dümmlich drauf los spielen definiert. Ich mache dann aus dem Bauch heraus, will sagen intuitiv gepaart mit Köpfchen, was mir sinnvoll erscheint. Mir sind denn auch ein paar Punkte mehr oder weniger völlig egal. Wenn ich den geistigen Rechenschieber auspacken muss, ist mir das Spiel schon verleidet. Lieber weniger Punkte als denkbar gewesen wären, dafür zügiger gespielt.