Beiträge von Bierbart im Thema „Star Trek: Picard“

    Das mit der Darstellung von Gewalt ist echt kein Witz. :) Es gab 4 TOS-Folgen, die im UK erst in den 90ern (wieder) gezeigt werden durften, weil die Leute sich bei der Erstausstrahlung bei der BBC wegen der Gewalttätigkeit beschwert hatten, unter anderem Miri und The Empath. Darum ist, wie gesagt, aus meiner Sicht Gewaltdarstellung keine Problem, solange nicht zum Selbstzweck (wie etwa bei Tarantino).


    Für mich ist der Knackpunkt eher der, dass das Star Trek von Heute in der Hauptsache immer wieder die Abwendung einer Gefahr durch die Helden erzählt. Es geht dabei nicht um den Subtext (also darum, dass die äußere Handlung nur als Kulisse dafür dient, eigentlich etwas ganz anderes zu erzählen), es geht dabei mehr darum, die Geschichte der Abwehr dieser Gefahr auf möglichst spannende und unterhaltsame Art und Weise zu erzählen. Star Trek hatte früher ein Alleinstellungsmerkmal, weil es andere Geschichten erzählte. Heute ist Star Trek nur noch eine Variante von Marvelhelden, Star Wars oder Perry Rhodan (in Abrams-Version auf jeden Fall, bei Picard wissen wir es noch wir es noch nicht genau).

    Der Definition nach waren TNG, DS9, Voyager und Enterprise auch schon kein Star Trek nach Roddenberry mehr.

    Oder tun wir jetzt einfach mal so, als hätte es die Borg, das Dominion und die Xindi nie gegeben.

    Ist auch teilweise meine Meinung, ja. Von der Tendenz her ging es schon mit mit dem Erfolg von Star Trek II in die falsche Richtung. Bei TNG war The Best of Both Worlds so ein kleiner Wendepunkt, der die Produzenten ermutigte, diese Richtung zu vertiefen. Aber trotz allem: Bis in die Spätphase von DS9 und auch noch bei VOY waren das ja immer nur so kleine, spektakuläre Shows zur Abwechselung, meist zum Season-Finale, während in den einzelnen, kleinen Episoden die Grundidee lebendig war. Und klar, ich fand DS9 umso schlechter, je mehr das Dominion und der Krieg in den Fokus rückten.

    Von daher: Ja, ich finde, Star Trek ist durch die (späteren) Borg, das Dominion und die Xindi nicht besser, sondern immer schlechter geworden. Minderheitenmeinung vermutlich, aber eines halte ich für sicher: Hätte Star Trek von Anfang an den Ansatz gehabt, den es seit Roddenberrys Tod und spätestens seit Ende der Berman-Phase verfolgt, wäre es sang- und klanglos einfach so verschwunden wie tausend andere Formate, die das US-Fernsehen sich im Laufe der Zeit ausgedacht hat. Kein Mensch würde sich mehr daran erinnern. Und solange der Action-Ansatz weiterverfolgt wird, wird damit zwar sicher Geld verdient werden, aber diesen ganz speziellen Zuspruch, den es mit TOS und TNG bekommen hatte, den wird es nicht zurückbekommen. Jedenfalls nicht von mir.

    matthias19281  Spike

    Zumindest mein persönliches Problem mit dem modernen Star Trek ist nicht, dass Details unstimmig sind, denn Widersprüchlichkeiten innerhalb dieser fiktiven Welt gibt es seit den frühen Tagen. Darstellung von Gewalt war auch in den 60ern schon ein Thema.

    Mein Problem ist viel mehr, dass Star Trek im Kern seines Wesens ins Gegenteil verkehrt wurde. Roddenberry verfolgte mit Star Trek ja die Idee eines expliziten Gegenentwurfs zum Gut-gegen-Böse-Schema, das den bis dahin existierenden, immer gleichen Space Operas zugrunde lag, in denen unterm Strich eine bunte Heldentruppe mit soldatischem Ehrenkodex die Erde gegen außerirdische Invasoren verteidigte.

    So. Und was ist Star Trek heute? Eine immer gleiche Space Opera, in der unterm Strich eine bunte Heldentruppe die Erde gegen außerirdische Invasoren verteidigt (wenn auch heute tendenziell eher ohne soldatischen Ehrenkodex).

    Richtig, das muss man vereinheitlichen. Ist aber natürlich schon nicht ganz leicht sowas, weil Kompromiss immer schwer. Vielleicht "Romulanischer Shaolin-Elben-Ninja-Jedi-Samurai"? Oder "elbischer Jedi-Shaolin-Ninja-Samurai-Romulaner"?

    Oder "Romulanischer Schwert-Legolas"? Das wäre ein bisschen kürzer.

    OK. Vorgestern mitbekommen, dass Picard jetzt läuft? Heute alles angeschaut, was bisher veröffentlicht wurde.

    Meine Meinung: Insgesamt finde ich es zwar nicht schlecht, aber muss man nicht sehen. Wäre "Picard" ein Brettspiel, wäre es für mich eine 6 auf BGG. Es ist in meinen Augen einfach nur das für moderne Serien typische "Ich will wissen, wie es ausgeht" in Kombination mit ein bisschen Action und Klassentreffen. Ich weiß sogar schon, wie es ausgehen wird -- nämlich mit viel Geballer (außer natürlich der romulanische Shaolin-Samurai, der wird fleißig Köpfe abtrennen). Das ist Durchschnittsunterhaltung, nichts besonderes, und gefühlt ist es auch kein Star Trek. Es erscheint zwar auf den ersten Blick so, das gebe ich gerne zu, aber die Stimmung stimmt nicht.

    Und warum?

    Es ist immer wieder das gleiche: Anstatt sich daran zu orientieren, was Star Trek im Kern einmal ausmachte, orientiert man sich an Star Wars. Das fängt an mit der Ästhetik vom Disruptorfeuer und Raumschiffen, geht weiter über die Darstellung von Orten wie Freecloud, bis hin zu der Art und Weise wie Figuren präsentiert werden. Und jetzt haben wir sogar einen Han-Solo-Abklatsch im Star-Trek-Universum! Fehlt bloß noch so ein wandelnder Bettvorleger mit Seehund-Stimme nebendran. Das Schlimmste ist: Jetzt kippt's (vorläufig?) auch noch in dieses hirnlose, dumme gut/böse-Schema. Oh, diese fiesen, bösen Typen, wie so fies und böse agieren... Star Wars eben. Überhaupt, ich finde, die Charaktere kommen nicht zur Geltung, bleiben oberflächlich und stereotyp. Auch das kammerspielartige Drama, das Star Trek in seinem kleinen Erzählrahmen so oft auszeichnete, fehlt hier bislang völlig.

    In "The Offspring" (TNG, 3. Staffel) wird ja zumindest in Bezug auf bestimmte Aspekte eine ähnliche Geschichte erzählt. Diese Folge habe ich schon oft gesehen, immer wieder mit Faszination (und am Ende immer auch sehr berührt, wenn der armen Lal das System versagt). Ich glaube aber nicht, dass ich "Picard" irgendwann nochmal werde sehen wollen. Warum auch? Gut, ich will schon wissen, wie das ganze ausgeht. Doch dieses Star Trek hat soweit eigentlich nichts an sich oder in sich, was mich interessiert. Ich finde es zwar nicht schlecht, objektiv gibt's nicht viel zu meckern, aber ich finde es halt langweilig. Spricht mich einfach nicht an.

    Oha, danke für den Trailer! Hatte ich bisher gar nicht verfolgt. Brent Spiner ist also auch am Start? Schön, schön!


    Für mich war Star Trek und insbesondere Next Generation in den frühen 90ern das Größte überhaupt (ist es eigentlich auch heute noch irgendwie, aber inzwischen ist natürlich auch viel Nostalgie dabei). Ich habe Star Trek eigentlich schon abgeschrieben, als Voyager noch lief, aber das sieht schon sehr, sehr interessant aus. :)


    Interessant übrigens Grothmog , wie unterschiedlich man die Entwicklung des Franchise empfindet. Für mich war Star Trek später nämlich nie wieder so gut wie TNG so grob zwischen Staffel 2 und 5 (wäre da bloß nicht dieser Wesley Crusher gewesen, aber gut, nicht so wichtig). Ich weiß, "alle" sagen zwar, die ersten beiden Staffel TNG und DS9 (auch VOY) seien nicht so ganz rund gewesen, aber ich fand das gar nicht. Wenn ich heute ab und zu wieder TNG schaue, dann sogar überdurchschnittlich viel Staffel 2 und 3. Ich schaue die letzten Jahre allgemein allerdings am ehesten Folgen aus der Classic-Serie (was mich insgesamt zugegebenermaßen zum ultrakonservativen Trekkie macht). :)


    Ich finde jedenfalls, ohne Roddenberry wurden die Figuren und das Universum insgesamt zwar interessanter (besonders natürlich in DS9), aber mir missfiel es zunehmend, dass der Fokus immer weiter wegging von Science Fiction und von der, sagen wir mal ganz hochtrabend, "(pseudo-)philosophischen Betrachtung der menschlichen Natur" hin zu Beziehungskisten, Spannung und Action. War irgendwie nicht meins.


    @Alle Ohne jetzt Fan-Webseiten durchstöbert zu haben: Wer mag wohl die Unbekannte sein, die da so akut gefährdet ist? Sicher die Tochter von irgendwem Wichtigem, aber von wem? Vom irgendwie fertil gewordenen Data? Gemeinsame Tochter mit der Borg-Königin aus Star Trek VIII vielleicht? 8|