Immer, wenn ich Eure Lobeshymnen lese, frage ich mich, ob ich so ein anderes Spiel spiele oder ob ich es einfach so anders spiele.
In vielem stimme ich ja auch überein:
Miniaturen schick? Jupp!
Gute Story, die gut erzählt ist? Check!
Vielfältige Heldenprogression? Durchaus!
Nur bei coole KI gehe ich nicht mit - die KI ist okay und erfüllt ihren Zweck - sie ist aber ebenfalls sehr berechenbar und läuft doch häufig vor allem auf "die Gegner kommen näher und zaubern / hauen drauf" hinaus.
Auch bei schöne taktische Entscheidungen habe ich ein ganz anderes Spielgefühl, da wir üblicherweise mit "hin und drauf" mit kleinen Variationen von "wer wohin" und "wer wodrauf" immer sehr gut gefahren sind.
Da der Glücksfaktor beim Würfeln einfach so hoch ist (gerade bei Gegner mit hoher Defense ist ein Würfelwurfunterschied von 1 manchmal der Unterschied zwischen 0 und >20 Schaden) und Gegner häufig mit den Aktionen nur weniger Charaktere gelegt werden, ist das System für mich gefühlt kaum über Shadows of Brimstone angesiedelt. Nur, dass es bei Middara oft viel länger dauert, bestimmte Dinge zu berechnen, nachzuvollziehen, Sondereffekte auszulösen, als bei Brimstone und der Spielfluss (zumindest bei uns) recht oft auf ein Schneckentempo zurückfällt, das durchaus anstrengend zu nennen ist. Während wir Brimstone über lange Zeit mit sechs Personen mit viel Spaß gespielt haben, ist bei Middara die Motivation ab einer bestimmten Menge an Fähigkeiten und Ausrüstung deutlich runtergegangen.
Das ist sicherlich auch ein wenig in unserer Runde begründet, da wir nicht sooo häufig spielen und immer wieder ein wenig neu reinkommen müssen in unsere Fähigkeiten und die Aktionen der Gegner, was sicherlich länger dauert, als bei Runden, die gedanklich "voll drin" sind. Durch die große Menge an Dingen fällt es aber auch schwerer, rein zu kommen und drin zu bleiben. Hinzu kommt noch, dass immer wieder mal der Charakter gewechselt werden muss, der dann wieder völlig anders und neu ist, was das Problem nicht kleiner macht.
Aber findet ihr das Spiel wirklich so taktisch? Die übermäßig heftigen Angriffe, die zum großen Teil vom nur mäßig beeinflussbaren Würfelglück abhängen, die ab einem bestimmten Level des Spiels auf beiden Seiten stattfinden, und die sowohl einen Gegner, als auch einen Charakter mit nur 1-2 Schlägen legen können, lassen mich da inzwischen häufig eher an Rock-Paper-Scissors denken... oder eben an Brimstone, wo zu Beginn eines Kampfes teilweise das ganze Feld voller Gegner steht, nur um dann 1-2 Runden später wieder leer zu sein. Auch hier sind die Angriffe heftig und schnell (und ziemlich zufällig), aber das Spiel hat bei uns auch einen viel schnelleren Flow, so dass es insgesamt einfach schneller voran geht und dadurch mehr Spaß macht.
Auch bei Middara hat das eine Weile Spaß gemacht, aber so wirklich taktisch finde ich das irgendwie eben nicht... was macht ihr da anders? Vielleicht findet aber die Taktik auch in der Hinsicht statt, dass ihr da noch mehr Min-Maxing bezüglich der Wahrscheinlichkeiten und Manipulation der Gegner KI betreibt. Aber auch wir versuchen, knapp außerhalb der Reichweite bestimmter Gegner zu bleiben, wenn möglich, uns so zu stellen, dass Gegner sich durch ihre KI auch mal die ein oder andere Break-Attack von unserer Seite einfangen, etc.
Durch das omnipräsente Würfelglück mit den heftigen Swingy-Attacken erscheint aber oft jede Taktik am Ende eher unnötig oder sinnlos, da es häufig sinnvoller erscheint, einfach hinzulaufen und den Gegner durch einen entsprechenden Angriffswurf einfach zu plätten, anstatt großartig hin- und her zu laufen und ihn auszumanövrieren...
Ich möchte auch niemandem seinen Spaß am Spiel verderben und freue mich, dass es bei Euch so gut läuft - es wurmt mich nur, dass wir da offenbar so ein anderes Erleben haben und ich frage mich immer wieder, woher das kommt.