Ich bin mittlerweile auf Seite 300, also gefühlte 2/3 durch (puh).
Macht richtig Spaß. Am Anfang hatte ich noch Zweifel, ob es nicht deutlich zu leicht sei, gerade das Intro ist ja geschenkt. Aber vor allem die Bossfights sind ganz schön knackig, finde ich, einen habe ich dann auch verloren. Highlight ist für mich klar die freie Gestaltung der Helden mittels Disziplinen & Gegenständen. Und die dann natürlich in den Encountern auszuspielen.
Dennoch zieht es sich etwas und fühle ich mich ein wenig ausgebrannt. Die Encounter sind kreativ gestaltet und gefallen mir an sich gut, aber poah, da sitzt man schon echt lange dran. Ich spiele mittlerweile nur noch solo, schon okay, zu zweit würde es mir aber mehr Spaß machen. Meiner Freundin ist es allerdings schnell zuviel geworden und meine anderen Spielfreunde lassen sich nicht dauerhaft begeistern. Für eine Sitzung mal ja, mehr nicht. Für den Zeitaufwand nicht genügend Spaß, war eine Aussage. Dabei haben wir die Storytexte nur überflogen, sonst sitzt man ja noch deutlich länger dran. Einerseits ist das natürlich eine merkwürdige Aussage, dass man sich über zu viel Inhalt beschwert. Aber ich kann es total nachvollziehen und sehe das mittlerweile ebenfalls so. Für mich wäre es das bessere Spiel gewesen, wenn man Story + Encounters auf vma 200 Seiten gekürzt und dafür früher die Disziplinen hereingebracht hätte. Oder sowas wie "Nach jedem Encounter eine neue Disziplin". Würde Middara im luftleeren Raum existieren, wäre es mein Spiel für die einsame Insel. Da ich ja aber auch noch andere Spiele hier stehen habe, überlege ich nun, ein paar der späteren Encounter zu überspringen. Mal zu pausieren ist theoretisch eine gute Idee und das werde ich erstmal sogar machen, nur kommen ja nächstes Jahr noch Aeon Trespass, Stars of Akarios, Etherfield und Sheol an. Ich halte damit wieder mal fest: Nicht zu viele Kampagnenspiele auf einmal kaufen. Was angesichts von Malhya, Sankokushin, ... eine Herausforderung wird. Klar, Luxusproblem, keine Frage. Dass es zusätzlich noch gedauert hat, die ganzen Minis anzumalen, hab ich dabei noch nicht mal erwähnt. Die von Hunters A.D. bleiben definitv grau, sonst komme ich nicht mehr zum Spielen.
Unterm Strich jedenfalls für mich klar: In Middara steckt wirklich jede Menge drin und man spürt die Leidenschaft der Designer. Tolles Paket!
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Nachdem ich heute Akt 1 beendet habe, möchte ich meine bisherige Einschätzung ergänzen. Im Grunde ändert sie sich nicht groß. Toller Heldenbaukasten, aber die Szenarien haben sich für mich vor allem gegen Ende wie Arbeit angefühlt. Das wurde auch mehrfach auf BGG bemängelt. Da sitzt man Stunden an einem Szenario - das sich mittendrin weiter mit Gegnern aufbläht - und stellt fest, das es danach nahtlos in das nächste geht. Stadtphase dann nach mehreren davon. Das Problem daran für mich: Die Stadtphase macht richtig Spaß - Items! Disziplinen! - während sich der Kampf eben doch erschöpft und mich richtig ermüdet. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass ich a) alleine spiele (was daran liegt, dass es eben meinen Freunden zu langwierig ist) und b) mein Tisch wenig ergonomisch ist. Aber während ich problemlos und mit Spaß hier eine lange Runde Orleans o.ä. spiele, musste ich für Middara immer wieder pausieren, weil ich für die geforderte Zeit nicht genügend unterhalten und reingezogen werde. Härter formuliert: Ich hätte die Kampagne gar nicht gebraucht. Hätte man die Bosse stattdessen in den Crawl-Mode eingebaut, hätte der mir im Grunde gereicht. Und selbst im Crawl-Mode reichen mir die Szenarien, wo nach einer Mission Schluss ist. Ich überlege noch, ob ich selber ein paar Missionen designen und auf BGG stellen soll, Möglichkeiten bietet die Box genug.
Statt so vielen Missionen hätte ich lieber noch paar mehr Disziplinen (ja, NOCH meeeehr, es gibt jede Menge, aber davon kriege ich nicht genug, zumal sie kombiniert die Optionen nochmal hochmultiplizieren) und wäre lieber nochmal mit einer neuen, anders ausgerüsteten Heldenrunde durch eine knackige Kampagne geflogen. Überhaupt hat es mir viel zulange gedauert, bis ich neue Disziplinen bekam. Die Belohnungsspirale hat nur mäßig funktioniert. Aufregend fand ich den Loot, wenn man ein Unique Item fand, aber oft haben mir die für meine Builds nichts genützt. Das Lootsystem mochte ich trotzdem, auch wegen der Monstermaterialien, die man dadurch zufällig bekommen konnte. Schon recht krass: Dass man die Materialkarte z.B. ausgerechnet bei den wenigen Soulbutchern zieht, um an deren Waffe dranzukommen, drückt deren Lootwahrscheinlichkeit auf wenige Prozent und bei jedem anderen Spiel würde ich "Verschwendung!" schreien. Aber Middara kann es sich leisten, denn es gibt immer genug funkelnde Ausrüstung, mit der man seine Helden einkleiden möchte. Und das gefällt mir sehr.
Ich habe mit der normalen Schwierigkeit gespielt und alle Szenarien bis auf eins gewonnen. Die Bosskämpfe waren teils nicht ohne und auf gute Weise stressig, aber machbar und interessant. Einige der Szenarien hielten schöne Überraschungen parat.
Aisling hat mich gnadenlos zerlegt. Den finalen Kampf fand ich mit guter Ausrüstung (rare + upgrades) zu leicht.
Mein Highlight ist ohne Zweifel die freie Heldengestaltung. Ich habe mit Hausregel gespielt, dass ich Disziplinen ohne die 1XP-Strafe wechseln konnte, was meinen Spielspaß signifikant erhöht hat (das Spiel allerdings damit etwas leichter machte). Manche Disziplinen fand ich klar besser als andere, aber mir gefiel insgesamt, dass man nicht nur klassisch Tank / Magier / Kämpfer / Support spielen musste, sondern auch Nuancen dazwischen möglich waren, was die Gegenstände ebenfalls unterstützen. Und natürlich sind längst nicht alle Disziplinen gleich spaßig, aber alleine die Fernkampffertigkeit, mit der man einen Würfel, wenn er auf seinem niedrigsten möglichen Wert lag, auf den höchsten umdrehen darf, finde ich derart genial und triumphbringend, dass man alleine darum eigentlich ein ganzes Spiel designen müsste. Top!
Enttäuscht war ich von Conduit Summoning, das fand ich witzig, aber zu schwach. Wird zurecht voraussichtlich nochmal angepasst. Und es macht einfach keinen Spaß, dass man in anderer Form keine Disziplinen oder Gegenstände nutzen kann. Als Summoner kann ich mir das an sich schon vorstellen, gerade den habe ich aber vermieden, weil es mir zuviel Admin war. Ich hätte es mir in Verbindung mit anderen Ausrichtungen gewünscht. So blieb es nur gelegentlich gut, v.a. für den Cleanse des Water Loas, manchmal auf zur Vermeidung der Fragor Bulbs oder zum Hochschrauben der Rüstung als Earth Loa. Insgesamt fühlte es sich aber mehr nach Gimmick an, wenn man bedenkt, was andere Helden für die gleiche Ausdauer rausholen.
Extrem stark finde ich den Heilungsbrunnen - der wird generft, zurecht - und generell Supporter wegen Intervention und auf jeden Fall auch Courage. Ich habe lange ohne Courage gespielt und dann gewechselt; mein Schaden hat sich geschätzt verdoppelt, eher verdreifacht!
Mein Hauptschadensausteiler war Damocles mit Fist of Polaris und Backstab, im Finalkampf hat er mit Courage, Flanking und Backstab pro Runde ca. 70 Punkte rüstungsignorierenden Schäden rausgehauen. Lag aber definitv mit ab Courage.
Cruor fand ich solide, aber auch stark.
Bogen hat bei mir lange nicht soo gerockt, aber mit Overwatch ebenfalls sehr gut. Alles was sich innerhalb Reichweite 6 bewegt abschießen? Ja, bitte. Im Finale hat Remi sich mit ihrem Zug + Overwatch im Alleingang um fünf der sechs Spirits gekümmert, von denen zwei starben, einfach weil sie aktiviert wurden und sich dabei bewegen wollten.
Nicht ganz so mächtig, aber spaßig: Cruor-Nahkampfbuild für Zafir. Nach Einsatz seiner Waffe durfte er nicht mehr dodgen, aber mittels Cruor Lvl 3 konnte er aus der Ferne über die Mithelden angreifen. Dann mit Disziplinen wie Magebreaker, Vow, ... den Schaden erhöht, so dass er zwar nur einmal traf, dafür aber dann richtig weh tat.
Allein die Tatsache, dass man so viele Wege gehen kann, finde ich sehr befriedigend. Man kann sich bestimmte Uniques schnappen und darum einen ganzen Skillbaum basteln. Oder umgekehrt. Als jemand, der früher schon bei DSA am liebsten neue Helden erstellte, habe ich das stundenlange Schmökern - für die Gegenstände hab ich mir einen Sammelkartenordner geholt, es ist also wirklich sehr "schmökerig" - in Disziplinen und Items genossen. Zehn von zehn Punkten, ein Fest!
Zur Story:
Ich will da nicht zu kritisch sein, hab schon Schlechteres gelesen und aufgrund des Mangastils das bekommen, womit ich gerechnet habe. Hat sie mich interessiert oder gar mitgerissen? Nein. Also, jetzt echt nicht. Ich hab sogar die Spark Notes ignoriert, aus FOMO, ob nicht vielleicht doch irgendwas Tolles kommt. Kam aber nicht. Solide war's, nur möchte ich nicht mit solide meine Zeit verbringen. Oder vielleicht sogar doch, aber dann nur für einen Flufftext, nicht für zig Seiten Teeniedrama. Hat mir nichts gegeben. War vielmehr froh, als ich Zeke endlich austauschen könnte.
Damit verbunden: Viele Flags haben bis auf andere Texte oft nichts bewirkt. Das hat mich tatsächlich enttäuscht.
Beschwichtigend möchte ich dazu noch sagen, dass ich mit dem vorläufigen Abschluss für Akt 1 zufrieden war.
Wie geht es für mich weiter, aka "Akt 2 holen oder nicht?" Ich bin noch unentschieden. An sich würde ich mir Akt 2 alleine schon für neue Items, Monster und Disziplinen kaufen, um mir einen gigantisch geilen Baukasten für Spielewochenenden mit meinem schnell wachsenden Neffen zu erschaffen. Ob ich alleine dafür aber die Geduld habe, die ganzen Minis anzumalen bezweifle ich (ach was rede ich, ich tu's ja doch nicht). Und da ich mir mit den jetzigen echt Mühe gegeben habe, möchte ich daneben keine grau unbemalten oder welche mit Sundrop. Es wäre ein kleines Wunder, wenn es das gäbe, aber tatsächlich würde ich mir ein Pack kaufen, indem nur Disziplinen enthalten wären. Hmm. Könnte man eigentlich selber machen.
Dazu wird Akt 1 wohl nochmal generalüberholt, was die Werte betrifft. Muss getan werden, damit Akt 2 + 3 danach passen. Eher eine relative Verschiebung. Wäre nett zu haben, aber brauche ich nicht, falls ich nur bei Akt 1 bleibe sowieso nicht. "Quality of Life"-Verbesserung: Wenn ich es richtig verstehe, wird endlich besser gekennzeichnet, wann welche Monstervariante für welches Lootlevel verwendet wird. Das ist aktuell blöd gelöst und ich habe mehrfach versehentlich nach der falschen, für das aktuelle Level nicht passenden Monstervariante gegriffen.
Voraussichtlich werde ich abwarten und vielleicht, irgendwann, Akt 2 gebraucht holen. Was realistisch bedeutet, dass ich bis dahin andere Dinge kennengelernt und den Wunsch aus den Augen verloren habe. Mal sehen. Meine Freundin spielt definitiv nicht mit, sie hat es mehrfach mir zuliebe versucht, aber wie gesagt, zu langwierig. Ich verstehe sie.
Unterm Strich würde ich sagen, dass ich mich nicht immer gut unterhalten gefühlt habe (selber schuld, du Idiot, warum spielst du es dann? :P). Ich bin durchaus erleichtert, die Kampagne abgeschlossen zu haben. Gleichzeitig finde ich herausragend, was Middara als Dungeon Crawler leistet und wie die Designer ihren Traum verwirklicht haben. Ich hatte sehr wohl freudvolle und wow-Momente, die ich nicht missen möchte! Middara war mein Einstieg in höherpreisige Brettspielkickstarter und trotz meiner Kritik bin ich voll auf meine Kosten gekommen und mit dem Produkt zufrieden. Ich werde es definitiv behalten und auch empfehlen - aber eben weniger als Kampagne. Für die Oneshots wünsche ich es mir jedenfalls nochmal auf den Tisch. Und diesmal auf keinen Fall mehr alleine, denn ich habe klar festgestellt, dass ich solo mit einem Computerspiel besser aufgehoben wäre. Wenn es das gäbe, also nicht TTS, sondern ein richtiges Middara-Spiel, wäre ich für Akt 2 sicher mit im Boot.
Wobei beim PC gerade komplett kaputt ist, aber mein Mitteilungsbedürfnis war stark genug, dass ich diesen Bericht komplett auf dem Handy getippt habe
Nebenbei: Kein Insert, sondern drei Sortierkästen plus drei Kartenboxen und ein Ordner (ich hätte gerne noch einen für die Disziplinen gehabt, war aber ausverkauft). Kann man auf den Ordner verzichten, hat man für zehn Euro eine passable Aufteilung und Sortierung. Den Ordner mochte ich aber, Zufallsloot hab ich dann darin ausgewürfelt - falls Middara auszieht, kann ich ihn sogar wiederverwenden. Das dicke Abenteuerbuch passt bei mir damit wohl nicht mehr in die Box, sondern steht im Buchregal, aber damit kann ich sehr gut leben.
So oder so: Ich bleibe interessiert an der Reihe und werde hier und auf BGG weiter mitlesen, wohin die Reise sich entwickelt.