Wieder mal interessent zu sehen, wie unterschiedlich eine Frage verstanden werden kann...
Ist einfach nicht meine Art von Spiel...
Grundsätzlich bin ich bereit, jede Art von Spiel mitzuspielen. Auch wenn's nicht meine bevorzugte Richtung ist: ausprobieren kann man es ja mal. Auch Vorurteile sollten regelmäßig überprüft werden. Natürlich nicht den ganzen Tag lang nur so Zeugs, aber einmal etwas (für mich) Schönes und ich bin wieder offen für jedes Experiment.
Okay, Sachen mit 4+ Stunden Spieldauer müssen's nicht unbedingt sein. In dem Rahmen, in dem ich üblicherweise spiele (abends unter der Woche) geht das auch gar nicht. Aber auch bei extrem langen Sachen wäre ich nicht grundsätzlich abgeneigt, wenn es sich irgendwie irgendwo ergeben sollte. Es gibt jedoch eine Richtung von Spielen, mit denen man mich jagen kann: Coops mit künstlichen Einschränkungen und Verboten, insbesondere so Zeugs wie "ich darf dir nicht offen sagen, was ich für Karten habe". Grausam finde ich z.B. #Hanabi, an das ich ganz schlechte Erinnerungen habe.
Solche Kommunikationsverbote hasse ich. Das ist nur die Aufforderung, einen Geheimcode zu entwickeln, um den Mitspielern nonverbal zu signalisieren, was man hat. Man überlistet das Spiel, indem man z.B. das Gesicht verzieht, wenn der Mitspieler eine Karte spielen will, die er besser nicht spielen sollte. Blöde Trickserei. Wenn Coop, dann bitte wirklich gemeinsam, mit theoretisch untereinander teilbaren Informationen. Aber gleichzeitig so komplex, dass daes praktisch nicht hinhaut, weil sich jeder um seinen Part kümmern muss, und deshalb auch das berüchtigte Alpha-Spieler-Problem gar nicht erst entsteht.
Mit wenig Wissen, hoher Erwartung und viel Vorfreude gekauft ... und dann als Flop geendet
Es war einmal ein Spielefan, der vor langer Zeit, als es noch einige hundert Neuheiten pro Jahr weniger gab, noch Spiele wegen des Autors oder wegen des Verlages relativ blind kaufte. Dieser jemand war ich... Da waren natürlich auch einige Flops dabei. War verschmerzbar, damals waren Spiele noch relativ günstig. Das meiste ist längst verdrängt. Damals pflegte ich meinen Spielebestand noch nicht auf BGG, sondern ganz lange Zeit erstmal überhaupt nicht und später dann in einer Excel-Datei.
Wenn ich jetzt bei BGG auf "previously owned" klicke, sehe ich trotzdem noch ein paar Überbleibsel dieser Zeit. Etwa #Elasund. Kennt das noch jemand? Vom Catan-Autor. Das musste doch etwas taugen, oder? Nope.
Andere Beispiele wären #CO2 (Lacerda in schlecht), #GlückAuf (schöne Elemente, aber im Kern ödestes Mehrheitengewürge von Kramer/Kiesling), #Hamburgum (Gerdts in laaaangweilig und berechenbar), #DieHändler (Kramer & Ulrich / Eggertspiele -- wieso hatte das mal so einen guten Ruf unter Spielefreaks?), #Nauticus (nochmal Kramer & Kiesling in schlecht; Plättchenmassaker). Oder #LaIsla von Feld. Boah, was war das enttäuschend!
Eine besondere Erwähnung verdient jedoch #Caverna. Größte Enttäuschung aller Zeiten. #Agricola war mein Lieblingsspiel. Auch heute noch 10/10 für mich. Selbstverständlich habe ich Caverna sofort gekauft, als es erschien. Und, meine Güte, was waren meine Frau und ich enttäuscht... Nahezu alles, was Agricola für uns ausmacht, wurde wegrationalisiert. Von dem sanften Druck bei der Ernährung bis zur Notwendigkeit der kreativen Lösungsfindung durch die 7+7 zufälligen Karten am Anfang. Zweimal gespielt und komplett desillusioniert wieder verkauft...
Mit hoher Erwartung und gründlicherem Studium gekauft ... und doch als Flop geendet
Liegt's an der Veröffentlichungsflut? Oder an der stärkerem Beschäftigung mit dem Spielehobby? Vermutlich beides. Jedenfalls kam die Zeit, als man nicht mehr blind kauft, auch nicht vom Lieblingsautor, auch nicht vom Lieblingsverlag. Durch immer mehr potenziell interessante Kickstarter-Spiele geht's auch gar nicht mehr anders: man muss vorher sich informieren, ob irgendwas gut genug sein könnte. Man bestellt tendenziell mit besserem Vorwissen.
Trotzdem gab und gibt es dabei Flops. Gerade bei Kickstarter auch manchmal unvermeidbar. Was die Backer am Ende erhalten entspricht nicht immer dem, was man sich 6-18 Monate vorher ausgemalt hat. Ich erwarte zwar schon, dass es bei der Kampagne schon Regeln zum Download gibt, aber wie gründlich das Playtesting war, weiß man nie. Wenn man grundsätzlich Crowdfunding auch als Weg betrachtet, um Newcomern eine Chance zu geben, ist's doppelt kritisch.
Dabei gab's natürlich auch Flops, bei denen man schon beim ersten Spielen merkt: das war ein Griff ins Klo. Da wäre z.B. #GalaxyOfTrian zu nennen. Legespiel mit total verkopfter Wertung. Mehr Kopfrechenübung als Spiel. Oder #PayDirt (Worker Placement vom Alien Frontiers Autor): einfach nur ein komplett mittelmäßiges Spiel, das wenig Spaß macht.
Und dann gab's noch zwei Kickstarter-Fälle, wo ich etwas skeptisch war und nur wegen des günstigen Preises mitgemacht hatte. Bei BGG hoch platzierte Spiele. Nun ja, alle meine Befürchtungen haben sich sofort bestätigt und die Spiele durften nicht lange bleiben: #Anachrony und #Root. Beide leben meiner Meinung nach vom Hype. Für #Scythe gilt im Prinzip ähnliches, allerdings habe ich mich da noch nicht dazu durchringen können, meine Kickstarter-Version zu verkaufen.
Tja. Zu meinem allergrößten Kickstarter-Flop hat ein anderer schon alles gesagt:
Feudum: Scheiß Regeln, scheiß Grafik, scheiß Spielerhilfe. Jedes weitere Wort würde zuviel sein. Und ja ich muss das in diesem Falle explizit so drastisch ausdrücken. Weil schlecht ist noch zu gut.
So isses! Note 2/10, und das nur für den Mut, einen eigenen Weg bei der Grafik zu gehen, selbst wenn das Ergebnis nur teilweise gelungen ist. Der Rest von dem Spiel ist einfach nur ab-so-lut be-schis-sen schlecht. Gerade handwerklich so ziemlich ALLES falsch gemacht, was man falsch machen kann.
Nicht in die Kategorie "sofort gemerkt: das ist nix" gehört für mich übrigens #MassiveDarkness. Das hat mir/uns ein paar Mal durchaus Spaß gemacht, bevor es dann schnell langweilig geworden ist.