In der letzten
Woche gab es erneut einen Spieleabend mit der Freundin.
Zum Start gab es
hierbei unsere dritte Partie Brass: Lancashire von Martin Wallace. Wir wählten
erneut die Community 2-Player Variant (angepasster Spielplan und Aufbau) mit weniger
Orten auf dem Spielplan.
Die Verteilung
der Location and Industry Cards (geben bei der Build-Aktion den Ort
beziehungsweise die Industrie vor) sorgte in der Canal Era (erste von zwei
Epochen nach denen gewertet wird) dafür, dass sich beide anfangs in
verschiedenen Bereichen des Spielplans bewegten. Während ich mich besonders auf
die Orte im Süden von England um Manchester, Bolton und Warrington &
Runcorn konzentrierte, breitete sich meine Freundin im Norden von Ost nach West
von Colne über Burnley und Preston bis nach Fleetwood aus.
Dabei setzten wir
dieses Mal beide auf eine Cotton Mill (lassen sich über die Sell-Aktion drehen
und liefern Einkommen und Siegpunkte) Strategie und ignorierten die Shipyards (werden
sofort gedreht und liefern eine hohe Anzahl Siegpunkte) vollständig. Der
einzige Unterschied bestand damit lediglich in der Ausführung dieser Strategie.
Ich entschloss mich dazu erst einmal meine Level 1 (Siegpunkte steigen mit dem
Level an) Cotton Mills durch die Develop-Aktion (Eisen konsumieren, um die
Industrien mit dem niedrigsten Level abzuwerfen) loszuwerden, um in der Canal
Era noch eine Level 3 Cotton Mill zu platzieren. Meine Freundin entfernte hingegen
neben zwei Level 1 Cotton Mills auch ihre Level 1 Ports (können bei einer
Sell-Aktion verwendet werden, um eine Cotton Mill zu drehen). Damit musste sie
zwar noch eine Level 1 Cotton Mill platzieren, konnte sich aber direkt für die
Rail Era (zweite Epoche) mit den Ports positionieren.
Das richtige
Timing erlaubte es mir zum Ende der Canal Era den Distant Cotton Market (bei
der Sell-Aktion wird ein zufälliges Plättchen aufgedeckt und sofern das X am
Ende des Tracks danach noch nicht erreicht ist kann man eine Cotton Mill umdrehen)
vor meiner Freundin zu verwenden, sodass ich ihr hier eine Option zum drehen (notwendig
um die Erhöhung des Einkommens zu erreichen und die Siegpunkte zu erhalten)
ihrer Industrien nehmen konnte. Eine für mich praktische Verteilung bei den
Distant Cotton Market Tiles (geben den Fortschritt auf dem Track an) sorgte dann nämlich dafür, dass meine Freundin nur zwei ihrer drei Cotton Mills drehen
konnte.
Obwohl sich diese
Entwicklung durch meine Ausbreitung in den Norden und die damit verbundenen Siegpunkte
für die Links (Verbindungen zwischen Orten, die entsprechend der vorhanden gedrehten
Industrien Siegpunkte liefern) meiner Freundin nicht bei der Wertung, die mit
39-38 ausgeglichen ausging, bemerkbar machte, erlaubte sie es mir aber mich
bereits über die Loan-Aktion (Einkommen reduzieren um direkt Geld zu erhalten)
mit Geld (Ressource) für die Rail Era einzudecken. Damit konnte ich zu Beginn
der Era direkt eine Coal Mine (sobald die zur Verfügung gestellte Kohle
konsumiert wurde, wird die Mine gedreht) platzieren und mir die lukrativen
Links um Bolton herum sichern.
Während ich die
folgenden Zügen dazu nutzte nach und nach meine Level 3 Cotton Mills sowie eine
Level 4 Cotton Mill zu platzieren, nutzte meine Freundin eine günstige
Gelegenheit bei der Spielerreihenfolge und entfernte über die Develop-Aktion
ihre Level 3 Cotton Mills, um direkt auf Level 4 zu springen zu können.
Ihre Cotton Mill
aus der Canal Era ermöglichte ihr es dann auch noch frühzeitig den Distant Cotton Market
zu nutzen und diesen für mich unbrauchbar zu machen. Damit war ich gezwungen
auf Ports umzuschwenken, bei denen ich noch von nicht nutzbaren Level 1 Ports
blockiert wurde. Nachdem ich dieses Problem aber über Entwicklung gelöst hatte
schaffte ich es sogar noch zwei Level 3 Ports und einen Level 4 Port zu
platzieren und damit auch alle meine Cotton Mills zu drehen.
Nebenbei konnte
ich das Spiel meiner Freundin noch erschweren indem ich die günstige Position
für ihr zweites Level 4 Cotton Mill in Bury blockierte. Zwar sollte ich damit lediglich
eine Verzögerung erwirken, denn sie konnte es letztendlich noch auf der letzten
freien Position in Colne platzieren, doch entgingen ihr damit auch weitere Optionen
für mehr Siegpunkte und ich konnte mich beim 179-156 klar durchsetzen.
Eines unserer
Highlights aus den letzten Monaten, dass uns insbesondere mit den clever
verzahnten Mechanismen für Spielerreihenfolge und Link-Wertung zu überzeugen
weiß. Die hervorragende grafische Gestaltung und die Iron Clays wissen aber auch zu überzeugen. Ein rundum gelungenes Gesamtpaket.
Im Anschluss gab
es dann unsere zweite Partie Sankt Petersburg von Bernd Brunnhofer und
Karl-Heinz Schmiel. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns dazu dieses Mal auch
das Markt-Modul (Einführung der Markt-Runde) zu verwenden und entsprechend eines
Vorschlages hier aus dem Forum dabei die Siegpunkte nur an den Erstplatzieren auszuschütten.
Nach den
Erfahrungen aus unserer letzten Partie verzichteten beide in den ersten Durchgängen
(bestehend aus Handwerker-, Markt-, Gebäude-, Adeligen- und Austausch-Runde) auf
den Bau von kostspieligen Gebäuden-Karten (liefern am Ende einer zugehörigen
Runde als Ertrag hauptsächlich Siegpunkte) und konzentrierten sich erst einmal darauf
ihren Ertrag an Rubel (Ressource) anzukurbeln.
Das Rubel auch
über die Markt-Karten (liefern sofort einen oder mehrere Schritte auf dem
Marktplatz und teilweise auch in einer zugehörigen Runde als Ertrag ein paar Rubel)
ausgeschüttet werden kam uns da entgegen und so positionierten wir uns hiermit
auch frühzeitig auf dem Marktplatz (am Ende der Markt-Runde werden Siegpunkte an
denjenigen mit dem größten Marktwert bei den fünf Symbolen vergeben). Hierbei
konzentrierten sich beide erst einmal auf jeweils zwei Symbole, sodass sich hier
keiner bei den Siegpunkten einen Vorteil erspielen konnte.
Meine Freundin
machte dann vor dem dritten Durchgang den Fehler etwas zu großzügig ihre Rubel
zu verteilen, sodass sie mir in der folgenden Handwerker-Runde (Handwerker-Karten
werden ausgelegt und am Ende der Runde gewertet) viele Handwerker-Karten (liefern
am Ende einer zugehörigen Runde als Ertrag hauptsächlich Rubel) überlassen
musste.
Damit hatte ich
einen Vorteil bei den Rubeln der sich in den weiteren Durchgängen immer mehr
bemerkbar machte. Zwar konnte mich meine Freundin beim Marktplatz durch gutes
Timing immer wieder neutralisieren und mir anfangs auch viele Adeligen-Karten (liefern
Rubel aber vermehrt auch Siegpunkte und für die Anzahl verschiedener Adeliger
gibt es am Ende der Partie noch zusätzliche Siegpunkte) vorenthalten, doch war
sie bei den Gebäude-Karten und den damit verbundenen Kosten machtlos.
Durch unter
anderem drei Bibliotheken (Gebäude-Karten, liefern in jeder Gebäude-Runde jeweils
fünf Siegpunkte) konnte ich mich nach und nach auf der Zählleiste absetzen und
mit weiter steigenden Erträgen dann auch bei den Adeligen positionieren.
Dabei
verbrauchten wir gleichmäßig die Kartenstapel und als das Ende der
Handwerker-Karten das Spielende einläutete wurden im Durchgang auch noch die
letzten Karten vom Markt- und Gebäude-Stapel in die Auslage gelegt und es verblieb
lediglich eine Adeligen-Karte.
Entsprechend der
Erwartungen nach den ersten Durchgängen konnte ich mich beim 295-239 deutlich
durchsetzen. Der Rubel-Nachteil war mit fortschreitender Dauer der Partie
einfach nicht mehr auszugleichen.
Die Partie
startete etwas zäh lief aber mit dem Aufbau des Rubel-Ertrages immer flüssiger.
Leider bleiben bei zwei Spielern teilweise Karten sehr lange in der Auslage.
Damit ist es schwierig sich auf etwas zu fokussieren und man ist teilweise gezwungen
in allen Bereichen stark zu investieren. Hier wäre es praktisch, wenn man eine
Mechanik hätte, um den Durchlauf der Karten bei wenigen Spielern weiter zu
erhöhen.
Beim Marktplatz
haben wir zudem überlegt ob eine Variante ähnlich zu Coimbra sinnvoll wäre, bei
der der Zweitplatzierte Siegpunkte erhält sofern er sich in der Nähe des
Erstplatzierten befindet, um einige Karten für den zweitplatzierten
interessanter zu machen und gegebenenfalls auch noch zu einer Aufholjagd zu
animieren.
Insgesamt
vermitteln die Mechaniken und der Spielablauf aber ein positives Spielgefühl, sodass
immer noch Interesse an weiteren Partien besteht.
Zum Abschluss des
Abends gab es dann noch eine schnelle Partie Memoarrr von Carlo Bortolini. Wir
verzichten weiterhin auf die Expertenregeln (erfolgreich aufgedeckte Tiere
haben Fähigkeiten, die ausgeführt werden müssen), da wir bisher noch keine
notwendig für diese sehen.
Trotz der späten
Stunde waren beide gut aufgelegt. In jeder Runde wurden mehr und mehr verbundene
Orte (beim aufgedeckten Ort stimmen Tier oder Landschaft mit der vorherigen Karte
überein) aufgedeckt und die Partien entschieden sich meist erst in den
Situationen in denen ohne vorhandene Kenntnisse weitere verdeckte Orte
(verdeckte Karte mit einer Kombination Tier und Landschaft) aufgedeckt werden
mussten.
Leider war dabei
das Glück auf der Seite meiner Freundin, die hierbei im Gegensatz zu mir vermehrt
verbundene Orte finden konnte, sodass sie sich die meisten Schätze (Karten, die
am Ende der Partie beim Umdrehen ein bis vier Rubine Wert sein können) nehmen
konnte und die Partie entsprechend deutlich mit 13-2 für sich entscheiden
konnte.
Es ist immer
wieder faszinierend wie man mit einfachen Mitteln und einem alten und bekannten
Mechanismus immer noch schöne neue Spiele kreieren kann.
#Brass #SanktPetersburg #Memoarrr