Beiträge von MetalPirate im Thema „Crowdfunding-Exclusives vs Retail-Exclusives“

    Irgendwelche rechtlichen Ansprüche für Backer sehe ich nicht. Wenn Firma A solche Possen reißt, geben die Backer ihr Geld dann beim nächsten Mal einfach für ein Projekt der Firma B aus und reden schlecht über A. In einem Geschäft wie Crowdfunding, das sehr über Emotionen und Loyalität von Backern funktioniert, schießt sich Firma A damit höchsteffektiv selbst ins Knie. Dürfen sie rein rechtlich jederzeit tun, ist aber nicht besonders sinnvoll...

    Ein Verlag, der sowas macht wie im Startbeitrag beschrieben, der hat Crowdfunding nicht wirklich verstanden. Ich kann da nur den Kopf schütteln und mich wundern...


    Bei Kickstarter verkauft man nicht die Zusicherung, dass ein Spiel in ein paar Jahren noch Spaß machen wird oder dass die Regeln gut geschrieben sein werden oder dass das Spiel sehr gründlich getestet wurde, nein, im Crowdfunding-Bereich zählt vor allem eines: MASSEN von hübsch anzusehendem Spielmaterial, ggf. kombiniert mit ein bisschen Exklusivität. Darüber freut sich der gemeine Backer! Das ist das Versprechen der Macher an die Kunden, was den größten kommerziellen Erfolg bringt, zumindest im Bereich der Spiele mit AT-Schlagseite.


    Selbstverständlich werden die meisten Backer, die bei einem Crowdfunding-Projekt mehrere Hundert Dollar für ein knappes Dutzend Schachteln mit Spielmaterial ausgeben, den ganzen Krempel nie im Leben komplett nutzen. Müssen sie auch nicht. Ist alleine ihre Sache. Ein "Anrecht auf irgendwas" hat der Backer natürlich auch nicht. Aber darum geht's doch überhaupt nicht!


    Der Verkäufer hat all-in beworben, der Käufer hat all-in gekauft, der Käufer bekommt haufenweise hübsches Spielzeug, alle könnten damit glücklich sein, ist doch super ... wenn, ja wenn, diese "all in" Zusicherung auch eingehalten wird. Die ist bei dem Ganzen leider essentiell. Unter diesen Bedingungen hat der Käufer schließlich freiwillig einen Haufen Geld gezahlt und selbstverständlich hat er dann auch gewisse Erwartungen. Wohlgemerkt: Kein Anrecht. Nur Erwartungen, egal ob rational begründet oder nicht. Werden die nicht erfüllt, ist der Backer bei der nächsten Kampagne des Verlages nicht mehr dabei und hält durch schlechte Berichte noch fünf andere potenzielle Kunden vom Backen ab.


    Der Verlag, der an seinem "all-in ist wirklich alles" Versprechen rüttelt, entzieht dem ganzen Modell die Geschäftsgrundlage, und wenn dann außerhalb des Crowdfunding-Verkaufs auch noch anderes Retail-Exklusivmaterial dazu kommt, ist das gleich doppelt bescheuert vom Verlag. Damit verärgert man dann nicht nur die all-in-Backer, sondern gleich alle Backer, weil zum Geschäftsmodell Crowdfunding eben auch die unausgesprochene Zusicherung gehört, dass es Exklusivmaterial wenn überhaupt, dann nur dort gibt. Das ist ein wesentlicher Grund, warum man als Backer viele Monate vorher sehr viel Geld für ein Spiel unbekannter Güte bezahlt.


    Wenn eine Firma erfolgreich den Crowdfunding-Markt bedienen will, dann muss sie sich an die Regeln und Erwartungen halten, die in diesem Markt gelten. Das haben viele andere von Awaken Realms bis CMON offensichtlich besser begriffen als Mythic Games. Was Mythic Games da praktiziert, ist ein eklatanter Mangel an kundenorientiertem Denken. Mit tatsächlichen oder imaginierten "Rechten" der Backer oder mit der Nutzung des am Ende gelieferten Materials hat das überhaupt nichts zu tun.