Beiträge von Capote im Thema „[2019] Paladins of the West Kingdom“

    Aber es ist kaum Interaktion vorhanden - richtig? Es ist eher ein taktisches Solo-Puzzle?

    Es ist wenig Interaktion vorhanden. Das ist richtig. Interaktion entsteht durch: gemeinsame Kartenauslagen (Stadtbewohner, Fremde), gemeinsam verfügbare Boni, gemeinsam verfügbare Aktionen. Mich persönlich stört dies aber bei diesem Spiel nicht wirklich.

    Ich habe mir in Essen die deutsche Version gekauft. Gestern sind wir endlich dazu gekommen, das Ding auszuprobieren.

    Die Regeln

    Im Kern handelt es sich um ein klassisches Arbeiter-Einsetzspiel:

    • In jeder Runde bekommt man 6 Arbeiter zugeteilt (die man mit einem bestimmten Mechanismus sich zusammenstellen kann).
    • Es gibt unterschiedliche Arbeiter: Kämpfer, Händler, Geistliche, Späher, Tagelöhner, Kriminelle
    • Mit den Arbeitern kann man 12 unerschiedliche Aktionen machen.
    • Für die einzelnen Aktionen werden 1-3 bestimmte Arbeiter benötigt.
    • Es gibt kein Wettbewerb der Spieler über die Aktionen: jeder Spieler hat sein eigenes Aktionstableau, mit dem man jede der 12 Aktionen bis zu einmal pro Runde (im Normalfall) durchführen kann.

    Es gibt 6 Grundaktionen (benötigen 1-2 Arbeiter):

    • Geld nehmen ("Handeln")
    • Proviant nehmen ("Jagen")
    • Stadtbewohner rekrutieren (kostet evtl. Geld): Es liegen immer mehrere Stadtbewohner in Form von Karten zur Auswahl aus, diese Stadtbewohner geben einem dauerhafte Vorteile.
    • Werkstatt errichten (kostet Geld): Jede Werkstatt ordnet man einer der 6 Entwicklungsaktionen (siehe unten) zu. Damit erspart man sich bei diesen Aktionen dauerhaft einen Arbeiter.
    • Beten (kostet Geld): Man räumt ein Aktionsfeld, damit ist diese Aktion in der aktuellen Runde ein weiteres Mal verfügbar.
    • Arbeiter in Kriminelle tauschen: Kriminelle sind Joker-Arbeiter. Für jeden Kriminellen muss man bei Erwerb eine "Verdachtskarte" ziehen. In regelmäßigen Abständen wird geschaut, welcher Spieler aktuell die meisten Verdachtskarten hat. Dieser muss dann einen Schuldschein nehmen, der am Spielende Minuspunkte wert ist.

    Es gibt 6 Entwicklungsaktionen (benötigen 3 Arbeiter, die Anzahl kann man durch Werkstätten reduzieren, s.o.):

    • Es gibt in diesem Spiel drei Eigenschaften: Militärstärke, Glaube, Macht
    • Jeder dieser drei Eigenschaften beginnt mit dem Wert Null. Diese Werte gilt es zu verbessern.
    • Jede Entwicklungsaktion verbessert einen dieser Eigenschaftswerte.
    • Je häufiger man eine bestimmte Aktion im Laufe des Spiels durchführt, desto höher sind die Werte, die man in einer anderen Eigenschaft haben muss, damit man diese Aktion überhaupt ausführen darf.
    • Entwicklungsaktionen kosten Proviant oder Geld. Je häufiger man eine bestimmte Aktion im Laufe des Spiels durchführt, desto teurer wird diese Aktion.
    • Mit jeder Entwicklungsaktion erhält man unterschiedliche Boni (neben der Verbesserung eines Eigenschaftswertes).

    Der vierte und fünfte Punkt führt dazu, dass man nicht immer die selbe Entwicklungsaktion ausführen kann. Aber auch dadurch, dass man in jeder Runde andere Arbeiter zur Verfügung hat, führt dazu, dass man nicht immer die selbe Entwicklungsaktion durchführen kann.

    Neben diesem Grund-Regelgerüst gibt es noch weitere Regel-Elemente:

    • Paladine: In jeder Runde zieht man drei Paladin-Karten, von denen man sich eine für die aktuelle Runde aussuchen darf. Die anderen beiden Karten legt man zurück: eine ganz nach oben im Paladinstapel, die andere ganz nach unten.
      Durch die Paladine hat man in der aktuellen Runde höhere Werte in bestimmten Eigenschaften. Außerdem kann man bestimmte Aktionen günstiger ausführen.
    • In den ersten drei Runden werden jeweils Auftragskarten aufgedeckt. Sie legen bestimmte Ziele fest, durch die man am Spielende Siegpunkte bekommt.
    • Ab der dritten Runde wird jeweils eine Aktionskarte aufgedeckt. Damit wird eine für alle Spieler verfügbare weitere Aktion freigeschaltet. Im Gegensatz zu den 12 Standardaktionen können diese aber nur von einem Spieler ausgeführt werden.

    Am Spielende bekommt man Siegpunkte durch (u.a.):

    • Eigenschaftswerte
    • Anzahl der identisch durchgefühten Entwicklungsaktionen
    • Auftragskarten

    Wie finde ich das Spiel?

    Das Spiel hat was. Klar, es ist ein klassisches Workerplacementspiel. Aber dadurch, dass man in jeder Runde andere Arbeiter zur Verfügung hat, muss man in jeder Runde planen, was man mit den aktuell verfügbaren Arbeiter machen möchte. Man muss schauen, welche Karten aktuell ausliegen (Stadtbewohner, Fremde (bin ich oben nicht darauf eingegangen), Aktionskarten). Auch durch die Paladinkarten muss man immer wieder umplanen. Eine festgelegte Strategie gibt es nicht. Es entwickelt sich im Laufe des Spiels eine Dynamik. In den ersten paar Runden denkt man, dass man kaum was zustande bekommt. In den letzten beiden Runden gewinnt das Spiel aber enorm an Geschwindigkeit. Genau so muss ein Spiel sein!

    Das Regelwerk ist nicht besonders umfangreich, das Spiel ist relativ schnell erklärt. Mir hat das Spiel ziemlich gut gefallen. Auf weitere Partien freue ich mich.

    Auf BGG hat das Spiel ein relativ hohes Rating (8,1). Auch Martin Klein hat das Spiel recht hoch bewertet.