Beiträge von Thygra im Thema „Frage: Was geht ab bei ähnlichen Spielen, die zur gleichen Zeit erscheinen? Was steckt dahinter?“

    Natürlich gibt es Trends. Das können Themen-Trends sein (z. B. Einhörner) oder Mechanismus-Trends (z. B. Deckbau in den Jahren nach Dominion oder Würfelspiele vor ca. 7-8 Jahren oder aktuell Roll-and-write etc.).


    Gäbe es keine Trends, würden große Verlage wie Ravensburger wohl kaum Energie investieren, die Trends der nächsten 1-2 Jahre herauszufinden. Das macht der Verlag aber meines Wissens mit entsprechender Marktforschung.

    2016 habe ich Tiefe Taschen im Eigenverlag herausgebracht. Der Prototypen war 2015 fertig und ich habe ihn einem Redakteur von Pegasus gezeigt bzw. zeigen wollen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bereits Junta Las Cartas in der Planung, sodass natürlich eine Veröffentlichung eines thematisch so ähnlichen Spiels nicht infrage kommen konnte. Junta Las Cartas wurden ebenfalls 2016 veröffentlicht.

    Dazu gerne ein paar Hintergrund-Infos:


    Planungen für ein Junta Kartenspiel gab es schon ca. 2010/2011. Damals war das Würfelspiel "Junta: Viva el Presidente" bei Pegasus im Sortiment und kam gut an. Da war der Gedanke, ein reines Kartenspiel zu dem beliebten Junta-Thema zu entwickeln, recht naheliegend.


    Erste Prototypen dazu dürften auch schon ca. 2012/2013 bei Pegasus vorgelegen haben, die aber noch überarbeitungswürdig waren. Erst ca. 2014/2015 lag dann der fertige Prototyp vor und wurde 2016 veröffentlicht.

    Krazuul Diese Theorie kannst gerne für dich alleine haben, aber sie ist unrealistisch. Wie Klaus schon andeutete, üblicherweise enthält ein Vertrag zwischen Autor und Verlag eine Klausel, dass das Spiel bis zu einem gewissen Termin erschienen sein muss. Geschieht dies nicht, endet der Vertrag vorzeitig wieder. Seine Anzahlung darf der Autor dann aber üblicherweise trotzdem behalten.


    Das macht es für einen Verlag sehr unattraktiv, ein Spiel nicht zeitnah umzusetzen.


    Bei einem Thema mag das schon eher möglich sein. Es kann gut sein, dass ein Verlag eine Idee für ein ungewöhnliches Thema hat und bei der Sichtung von Prototypen darauf achtet, ob ihm etwas vor die Flinte läuft, worauf er sein Wunschthema setzen könnte. Aber so etwas ist auch eher selten der Fall.

    1) Sagrada und Roll Player stammen von unterschiedlichen Verlagen. Dass die deutsche Version jeweils von Pegasus kommt, hat rein gar nichts mit der Entwicklung der Spiele zu tun, denn an der Entwicklung war Pegasus nicht beteiligt. Deshalb gibt es von dieser Seite her schon mal keinen Zusammenhang.


    2) Natürlich gibt es Trends. Aber nicht jede Ähnlichkeit von 2 oder 3 Spielen ist ein Trend, oft ist es tatsächlich einfach nur Zufall.


    3) Dass zwei oder mehr Autoren rein zufällig gleichzeitig sehr ähnliche Spiele entwickeln, hat es schon oft gegeben. Natürlich ist es auf den ersten Blick schwer zu glauben, dass dies wirklich Zufall ist. Aber auf den zweiten Blick gilt eben, was oben schon zitiert wurde:

    Synchronizität

    Zum Großteil Einbildung. Der Mensch sieht im zufälligen Rauschen kausale Zusammenhänge. Unsere Gehirne sind auf Mustererkennung gepolt.

    Sternenfahrer hatte diesen Beitrag ja bereits komplett zitiert, um die Aussage zu unterstreichen. Und ich möchte dies hiermit ebenfalls noch mal tun. Es ist wirklich viel öfter Zufall, als man sich vorstellen mag. Insbesondere wenn man betrachtet, wie viele Spiele jährlich erscheinen.


    Nun mag man sich fragen, wie es dazu kommt, dass unterschiedlichen Autoren parallel etwas sehr Ähnliches entwickeln. Das kann an der Inspiration liegen. Oft werden Autoren durch erfolgreiche Spiele in irgendeine Richtung inspiriert. Und es ist das Normalste der Welt, dass mehrere Autoren in eine ähnliche Richtung inspiriert werden. Das kann dann eben zu ähnlichen Ergebnissen führen.


    Diese Ergebnisse können zu unterschiedlichen Zeiten sichtbar werden. Das eine Spiel ist vielleicht nach 1,5 Jahren fertig, das andere erst nach 3 Jahren. Dann könnte es dazu kommen, dass das später erscheinende Spiel als "abgekupfert" betrachtet wird, obwohl es das gar nicht ist. Zumindest fällt dann aber gar nicht auf, dass es sich um eine Parallelentwicklung handelt.


    Es könnte auch dazu führen, dass das spätere Spiel gar nicht erscheint, weil es dem ersten zu ähnlich ist. So etwas passiert ständig immer wieder, und dann hat der Autor Pech gehabt, der für seine Entwicklung länger benötigt hat.


    4) Natürlich sind nicht alle ähnlichen Spiele Parallelentwicklungen. Oft greifen Autoren Ideen auf, die sie aus anderen Spielen entnehmen. Man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Und wenn dies doch mal jemand tut (wie der Deckbau bei Dominion), dann dient dies natürlich besonders oft als Inspiration für neue Spiele mit ähnlichen Mechanismen.


    Es kann auch sein, dass Autoren bei Autorentreffen unfertige Spiele von anderen Autoren kennenlernen, die ihnen wiederum als Inspiration dienen. Und hier kommen wir dann in einen Graubereich, bei dem es dazu kommen kann, dass eine neue Idee "geklaut" wird. Es gibt deshalb Autoren, die ihre Spiele niemals mit anderen Autoren testen bzw. nur mit Autoren, die sie gut kennen und denen sie absolut vertrauen.


    Fazit: Es ist das normalste der Welt, dass ähnliche Spiele erscheinen, ob nacheinander oder gleichzeitig. Es gibt nur wenig Gründe, daraus irgendwelche abstrusen Theorien herzuleiten. Ich verweise nochmals auf:

    Synchronizität – Wikipedia


    Theoretisch hätte man den Thread nach dem Post dieses Links oben bereits schließen können, weil damit eigentlich alles gesagt ist. :P