Habe es gestern am 8.2. endlich mal wieder geschafft Energy Empire zu spielen. Allerdings leider nur eine Solo-Partie.
Wer es nicht kennt:
Energy Empire ist ein Ableger der "The Manhattan Project"-Reihe. Im Gegensatz zu den anderen beiden Spielen, geht es allerdings nicht um die Herstellung oder Verteilung von Atomwaffen, sondern den Aufbau einer Industrienation nach dem zweiten Weltkrieg. Ziel ist es bis zum Spielende möglichst viele Siegpunkte zu erhalten. Die gibt es für aufgebaute Infrastruktur in Form von Gebäudekarten, Errungenschaften, Einfluss bei den Vereinten Nationen und: eine saubere Umwelt. Sowohl während des Spiels als auch am Ende wird nämlich ein Blick auf die Ökobilanz eurer Nation geworfen. Verschmutzung, Verstrahlung und Ölquellen versagen dabei Siegpunkte. Verschmutzung und Verstrahlung landen hauptsächlich auf zwei Arten in eurer Umwelt: Durch den Bau von Gebäuden und das Erzeugen von Energie. Letzteres geschieht durch das werfen von Würfel, die auf jeder Seite eine Zahl und eine Anzahl Blitze anzeigen, sowie ein Verstrahlungs- oder Verschmutzungssymbol. Es gibt aber auch "saubere" Energiewürfel, in Form von Wasser-, Wind- und Solarkraft, die eine Verschmutzung durch euren Wurf verhindern können. Die Blitze geben die Anzahl der Energiemarker an, die ein Spieler sich nehmen und ähnlich Arbeitern einsetzen darf. Jede Nation hat maximal 6 Arbeiter, aber bis zu 10 Energiemarker. Stromerzeugung ist also wichtig, wenn man viele Handlungsmöglichkeiten haben möchte. Um die Würfel, die Kraftwerke darstellen, zu benutzen, muss man sie im eigenen Spielzug für die entsprechenden Rohstoffkosten gekauft haben. Alternativ kann man Öl fördern und bei der Energieerzeugung je ein Fass Öl abgeben (verbrennen) um temporär einen Petroleumwürfel zu erhalten. Öl ist ein guter Energielieferant, muss aber im Gegensatz zu den Kraftwerken ständig nachproduziert werden.
Der Spielzug besteht aus der Aktivierung eines Feldes auf dem Spielbrett (in einem der Bereiche Regierung, Industrie oder Handel), sowie der optionalen Aktivierung beliebig vieler eigener Gebäude die zum gleichen Bereich gehören.
Stehen zu Beginn eines eigenen Zuges keine Arbeiter mehr zur Verfügung oder entscheidet ein Spieler nicht setzen zu wollen werden die eingesetzten Arbeiter zurückgerufen und neue Energie erzeugt. Wenn zu diesem Zeitpunkt noch mindestens 2 Marker (2x Energie, 2x Arbeiter oder ein Mix) übrig sind, darf eine der drei ausliegenden Errungenschaften gewählt und auf das eigene Tableau verbracht werden. Die Errungenschaften sind kleine Nebenziele, die am Ende Punkte bringen.
Dann werden wie beschrieben, die zur Verfügung stehenden Würfel geworfen und die entsprechende Anzahl neuer Energiemarken genommen und der Zug ist vorbei.
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Auf dem Spielbrett liegen 6 Stapel aus Verschmutzungsmarken. Jedes mal wenn ein Gebäude oder eine Prodkution dazu aufruft oder Energie erzeugt wurde, wird eine dieser Marken entfern (immer vom Stapel der am weitesten links ist und noch Marken enthält. Dabei ist es egal ob die eigene Umwelt durch die Energieproduktion verschmutzt wurde oder (z.B. dank Wasserkraft) nicht: eine Verschmutzungsmarke wird vom Spielbrett genommen. Befindet sich keine Marke mehr auf einem Stapel tritt sofort ein globales Ereignis ein. Bei den ersten drei Ereignissen sind die Auswirkungen positiv und kurbeln die Wirtschaft durch gesenkte kosten oder zusätzliche Rohstoffe an. Dies soll die 40er bis 60er Jahre darstellen. Bei den letzten drei Ereignissen sind die Auswirkungen negativ und es tritt zusätzliche Verschmutzung, Verstrahlung ein, oder eine politische oder finanzielle Krise. Befinden sich keine Verschmutzungsmarken mehr auf dem Spielfeld ist das Spiel vorbei.
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Das Spiel zieht seinen Reiz einerseits aus der variablen Anzahl von Aktivierungen die man in jeder Runde zur Verfügung hat und aus dem thematischen Spannungsfeld Industrialisierung-Umweltschutz. Dabei wird es übrigens nie missionarisch; man kann auch mit einer völlig ruinierten Umwelt gewinnen.
Weil ich in letzter Zeit mehrere Arte-Dokus zum Thema gesehen habe, wählte ich China als meine Nation, baute alles für das Solospiel auf und legte los. China verfügt bei Spielbeginn über Stahl und Kunststoff, sowie einen zusätzlichen Arbeiter. Das ist eine gute Voraussetzung um Handel und/oder Industrie aufzubauen, deren Gebäude man mit diesen Rohstoffen anstelle von Geld bezahlen kann.
Die Auslage, sowohl bezüglich der Errungenschaften als auch der Gebäude, meinte es recht gut mit mir und ich konnte bis zum Spielende ein Eisenbahnnetz, ein kleines Stahlwerk, eine Atomenergiebehörde, eine Universität mit Labor zur Materialforschung und ein Endlager zur Entlastung der Umwelt aufbauen. Die Errungenschaften brachten mir Punkte für Stahl, Kunststoff, Errungenschaften (bestes!), erschlossene Ölquellen und errichtete Kraftwerke. Bei den Vereinten Nationen brachte ich es auf die höchste Stufe, auch wenn man im Solo-Spiel leider nicht den Abschlussbonus erhält (3 Punkte).
Ich schaffte es meine Wirtschaft so zu takten, dass ich meine materiellen Ziele erreichen und Errungenschaften einkaufen konnte, hätte aber früher meine Arbeiter und Kraftwerke erweitern sollen. So war ich recht lang vom Öl abhängig, bzw. war gezwungen es zur Energieerzeugung verbrennen, statt es in Kunststoff und Wissenschaft umzuwandeln, was wiederum für viel Umweltverschmutzung sorgte. Dadurch fehlten mir bei den regelmäßigen Wertungen während des Spiels immer wieder Punkte, die ich am Ende gebraucht hätte.
Wider erwarten schaffte ich jedoch gegen Ende die Energiewende und konnte meine Umwelt bis auf die Ölförderplattformen und ein paar radioaktive Wolken säubern. Insgesamt kam ich zum Schluss jedoch leider nur auf 98 Punkte - 100 wären zum Sieg nötig gewesen. Spaß gemacht hat es aber trotz Niederlage und trotz Solospiel, da man auf die recht schwach ausgeprägte Spielerinteratkion ganz gut verzichten kann und - ähnlich Anno am PC - einfach seine Rohstoffe abbaut, umwandelt, die eigene Wirtschaft erweitert... schade, dass irgendwann die Erde kaputt gespielt ist.
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